1976 muss ein tolles Jahr gewesen sein. Denn es brachte „I´m on fire“. Ich glaub, von 100.000 Volt. Oder so ähnlich. Wunderbar, wie James Last die feurigsten Disco-Hits adaptiert und sie trotzdem nicht leiden. Das ist ja nicht selbstverständlich. Aber Disco liegt ihm halt im Blut. Eigentlich sollte man ihn den Discoking of music nennen. Er hat so was Ausgelassenes in seiner Musik. Und für fetzige, heiße Rhythmen ist er als alter Jazzer ja sowieso immer zu haben.
Oh, und hier sehe ich weitere Perlen herannahmen: Morning Sky, AIE, Lady Lay, That´s the was (I like it), Lady Bump, Fly Robin fly, Brazil, Paloma Blanca. Wie ich schon sagte: 1976 muss ein tolles Jahr gewesen sein.
Ich nehm an, das war schon die Zeit, wo in München die Euro Disco von Giorgio Moroder tobte. Der Philli Sound sowieso. Und dann – glaub ich – Frank Farian mit der Silver Convention. Das war doch Frank Farian, oder? Da kann man mal sehen, dass die Zeit vor dem Disco-Höhepunkt die viel spannendere war. Und wenn man seinen Kindern mal erklären will, was Disco war, braucht man ihnen nur Non Stop Dancing 1976 vorzuspielen. Hier ist alles drauf!
Die Bässe scheinen mir stärker als auf anderen Platten. Die Frauen dürfen wieder etwas tiefer und damit sexier singen. Obwohl ja gerade die Silver Convention gezeigt hat, dass hohe Frauenstimmen auch sehr sexy sein können.
Die langsamen Passagen auf dieser Platte sind auch sehr empfehlenswert! Weil´s hier erst so richtig schwül und groovy wird. Und es rockt! Viel mehr als auf anderen Platten. Und die Trompeten dürfen nicht mehr ganz so frei in den Raum reinfanfaren, sondern müssen den restlichen Sound stützen. Bisschen ungewohnt, kommt aber gut.
Das oben erwähnte „I´m on fire“ hab ich vor Jahren übrigens schon mal auf einer Les Humphries-Platte erstanden. Weil ich einfach alles haben musste, wo „I´m on fire“ draufstand. Mittlerweile hab ich gottseidank die Original-Single, seitdem ist es etwas besser geworden. Ich weiß nur, dass ich sehr entttäuscht war, weil es bei Les Humphries auch nur circa 1 min 30 in einem Medley einnahm. Hier war ich drauf gefasst, bei James Last kennt man es ja nicht anders. Aber ich merke, dass etwas anderes hier noch viel toller ist: die Les Humphries Singers singen nicht mit! Nein, die waren schon gut. Jürgen Drews wird ja heute noch demütig und kriegt feuchte Augen beim Gedanken an die Les Humphries. Das mein ich im Ernst, das mit den feuchten Augen. Und dann kann man von ihm auch Sätze hören wie „Was ich solo mach, ist ja alles nix. Das ist ja alles Müll.“ Sinngemäß. Aber auf die Les Humphries lässt er nichts kommen. Kann ich schon verstehen. Ich hör auch gern Kansas City. Aber mal ehrlich, das war das Gegenteil von sexy, soulig und swingend. Das war einfach nur verbal geknüppelt, oder? Wenn die Les Humphries Singers eines nicht hatten, dann war es Rhythmus. Dafür konnten sie lustig tanzen und Verrenkungen zeigen, die man an menschlichen Wesen vorher und nachher nie mehr bemerken konnte.
Während sich James Last hier durch einen Disco Dschungel kämpft, dass es eine Freude ist. „Welcome to the party“. Freunde, das ist sein Lied! „Change with the times“. Mein Gott, das ist Studio 45, noch bevor es eröffnet hat. Au, nur „Fly Robin fly“ kommt leider nicht ans Original ran. Schon der Übergang ist ein bisschen holprig. Und hier braucht es halt doch das relaxte, gedehnte 5-Minuten-Stück. Und auch bei „One of these nights“ dauert es etwas, bis man sich an den Bigband-Swing gewöhnt hat. Aber glaubt mir, insgesamt ist diese Platte eine Perle!