Onder moeders Paraplu


Ha! Eine holländische Pressung. Mit James Poppins auf dem Cover. Ist das nicht süß? Ob er die selbst gemacht hat? Und dann dieser blaugestreifte Anzug! Vor dem himmelblauen Hintergrund! Mit der pink-orangefarbenen Schrift! Wow, wow, wow.

Holländische Lieder sollen hier drauf sein, sagt das Cover. Ich kenn aber auch ein paar davon. Hab mein Wagen vollgeladen. Öhm. Das war´s auch schon. Also gut: ich kenn eines davon. Trotzdem ist das ´ne super Platte. Denn wie schon der holländische Klappentext schreibt: „Een geladen, van felle koperklanken overstromende LP met hoogtepunkten uit ´Hair´ er op“. Er op? Hier ist aber nix aus Hair drauf. Und was bitte ist „tintelfrisse muziek“? Tintelfrisse muziek van James Last? Keine Beleidigung, hoffe ich.

Ich glaub, am schönsten find ich das Stück „Daar zaten zeven kikkertjes“. Wenn ich das gehört hab, hab ich bestimmt Hunger auf richtig frische kikkertjes. Die schmecken sicher lecker. Oder nicht? Huch, hoffentlich ist das nicht was total Ekliges. Aber das merkt man ja oft erst, wenn man´s mal ausprobiert. Zehn Kikkertjes mit Pommes bitte. Hoffentlich darf man Pommes in Holland essen. Nicht dass die superverfeindet mit den Belgiern sind…

Die zweite Seite ist übrigens schmissiger als die erste. Wer also den rockin´ und rollin´ James Last sucht, der sollte Seite 2 auflegen. Und sich den ersten Take reinziehen. Ich muss es mal kurz ansprechen: ich hab bei diesen euphorischen Last-Dingern immer die olympischen Spiele von ´72 vor Augen. Also, solang sie noch fröhlich waren. Ich seh dann immer Leute mit bunten Fahnen in dieses wunderschöne, stylishe Olympiastadion einziehen, das hoffentlich unter Denkmalschutz steht. Es ist natürlich Bilderbuchwetter.

Und im Geiste seh ich James Last dazu die Musik dirigieren. Obwohl das bestimmt Einbildung ist. Ich glaub, Bert Kaempfert hat irgendeinen Marsch dafür komponiert. Und sein Kumpel Herbert Rehbein hat auch irgendeinen Musikwettbewerb für die olympischen Spiele ´72 gewonnen. Und wo war James Last? Hä? Wo bitteschön war James Last bei den fröhlichen Spielen von München? Auf dem Siegerpodest, hoffe ich. Dort, wo er hingehört.

Aber gepasst hätte es schon: der Einmarsch der Nationen unter den Klängen von James Last. Der hätte alle Nationalhymnen aneinandergereiht gekriegt, ohne einmal den Takt zu wechseln. Alles im Zweiviertel-Takt! Und ich weiß doch ganz genau, dass James Last der King of Siebziger war. Schließlich hab ich in den 90ern aufmerksam Musikexpress und Rolling Stone gelesen. Irgendwo da waren hinten immer die Charts von vor 20 und 30 Jahren abgedruckt. Die LP-Charts. Und in den 70ern stand da ständig in den Top Ten „Non Stop Party 132“ oder „Polka Party 700“. Da weiß man dann schon, was Sache ist.

Also, auch wenn ich hier so gut wie kein Lied kenn: ist eine nette Platte. Aber die Ännchen von Tharaus sind besser. Nicht nur, weil ich da die Melodien kenne. Sondern weil sie besser sind. Nichts für ungut.