„Hier ist was los“ – Intro, Eigenkomposition und Programm von James Last. Oder? Ja klar. Die Party steigt am 11. Dezember 1976. Damit sie rechtzeitig zu Fasching in den Läden steht. Hui, und da sind noch jede Menge Last-Kompositionen drauf: Guck, da tapst der Hans verstohlen. Obwohl das doch eindeutig die Melodie von „Fuchs du hast die Gans gestohlen ist! Auch „Ein Männlein liegt im Walde“ kommt einem bekannt vor. Nur „Die Party war schön“ – das kennt heute kein Mensch mehr, gell?
Aber der Knaller ist natürlich ein Lied namens „Ein Korn im Feldbett“! Sowas hatte ja Tradition in den 70ern. Der Junge mit dem Hund von Monika… Beim „Korn im Feldbett“ singt übrigens der Schauspieler Heinz Reincke mit. Unverkennbar. Der durfte ja später auch noch im Landarzt mitspielen, wo James Last auch die Musik für geschrieben hat. Hat er auch in zwei Münchner in Hamburg mitgespielt? Ich würde meinen rechten Arm drauf verwetten. Hamburg-Serien ohne Heinz Reincke. Gibt´s ja gar nicht.
Ansonsten ist das eine halb-volksliedhafte, halb-schlagermäßige Sammlung. Wohin muss man ausgehen, um all solche Lieder zu kennen? Ich vermute, man muss kräftig Fasching feiern. Aber als Bandleader steht man da doch selbst auf der Bühne. Allein auf dem Saarbrücker Premabüba haben zu solchen Zeiten drei Top-Orchester in der Congresshalle gespielt. Woher also das Wissen? Gibt´s da extra Scouts? Hatte die Polydor eigene A&R-Leute, nur auf der Suche nach Songs für James Last? Ja, so wird´s wohl gewesen sein.
Denn ich kann mir einfach nicht vorstellen, wann James Last Lieder kennengelernt haben soll. Der war doch ständig am Arrangieren – wenn er nicht im Studio war. Wahrscheinlich hatte sein Arbeitszimmer so ´ne Klappe, durch die man ihm einfach neue Lieder reingereicht hat: auf Tonband, auf Kassette, als hingekritzelte Akkorde. Die sogenannte James Last-Klappe. Nicht zu verwechseln mit einer Katzenklappe. Obwohl sie verdammt ähnlich aussehen. Durch diese Klappe hat ihm seine Familie übrigens auch das Essen reingereicht. Und an Weihnachten die Geschenke.
Nun, „Sing mit 5“ ist ein lockerer Mix geworden. Sehr laid back, smooth und flott. Ich wär zu gern mal bei einer Party dabeigewesen, wo diese Platte gelaufen ist. Oder auch jede andere „Sing mit“. Ob da wirklich jemand mitgesungen hat? Für die echten James Last-Fans muss das ja erstmal ein Schock gewesen sein. Der Star von Platten wie „Instrumentals forever“ macht plötzlich „Sing mit“. Lag das Erfolgsgeheimnis von James Last nicht immer darin, dass man gar keine Chance hatte, mitzusingen? Die Potpourri-Teile waren viel zu kurz und viel zu kunstvoll verwoben, um da überhaupt eine Chance zu lassen. Und dann diese Chöre – die lagen ja direkt auf der Grenze zwischen Instrumenten und Gesang. Die waren eine weitere Rhythmus-Section. Richtige Worte waren das nie, was die gesungen haben. Mehr so´n vokaler Schleier.
Und dann eine Reihe namens „Sing mit“? Das ist schon strange. Aber irgendwie funktioniert´s. Vielleicht hätte man mal rechtzeitig Feldstudien durchführen sollen: feiern Menschen mit einer „Sing mit“ anders als mit einer „Non Stop Party? Oder auch einer „Non Stop Dancing“? Soviel Geld, wie die Polydor mit der Musik von James Last verdient hat – da wär das doch mal drin gewesen.
Übrigens, ein eigens komponiertes Stück namens „Die Party war schön“ – vom Partyking himself? Ist das nicht ein bisschen frech? Hm, vielleicht sogar ein ganz klein bisschen arrogant? Oder nur die Verarbeitung von Erfahrenem? Oder pure Gedankenlosigkeit? Hätte da auch stehen können „Three Tomatos“, „Ich hab noch ein Pulli im Kofferraum“ oder „Songs that writers write“? Fragen über Fragen. „Sing mit 5“ ist jedenfalls eine wertvolle, gelungene Platte.