World Hits – das klingt eigentlich schrecklich. Da fehlt nur noch „Die schönsten…“ – World Hits. Ganz grauenvoll. Aber hey, schaut auf dieses Cover: da lacht mich verheißungsvoll funkige Disco-Musik an. Ob wenigstens mal ein bisschen dieser Platte, na, zumindest im Big Eden am Ku´damm gelaufen ist? Vermutlich nicht. Auch da werden die Originale gespielt worden sein. Trotzdem. Hätte auch gut gepasst.
Vor allem – was macht James Last denn hier??! Nimmt einen alten Rodgers/Hammerstein-Hit. Also aus der Frühzeit amerikanischer Popmusik, als selbst der Begriff Tin Pan Alley noch jung war. Und verpoppt sie mit trockenen Hi-Hats, Disco-Streichern und durchaus nicht störenden Synthesizern. Na, das ist mal eine originelle, heiße Hochzeit. Nicht die Hits der Saison im Happy Sound nachgespielt. Sondern weiße US-Mittelklasse-Oldies von knapp nach der Jahrhundertwende im Disco-Gewand. Wow! Das hat was, kann ich Euch sagen.
Cole Porters „What is this thing called love“ – man hört förmlich Harold Melvin auf die Bühne keuchen, um das Ding noch mitsingen zu können. Aber – zu spät. Das schaukelt die Last-Band schon allein nach Hause. Und zum ersten Mal denke ich: nicht mal MFSB hätten das besser spielen können. Oh Nein! Das ist Philly Sound aus Bremen – täuschend echt. Heißblütig, wie dampfende Schokolade, wie Motown auf dem Betriebsausflug. Und edel – ich sag Euch. Das hier ist ganz großes Kino! Nicht zuletzt durch den Chor. Ach, hätten Manhattan Transfer nur halb so viel Gefühl und Timing gehabt…
Das klingt so wie die Singers Unlimited etc. – diese großen, glamourösen amerikanischen Gesangsgruppen der 70er. Von denen Manhattan Transfer mit Abstand die schlechtesten waren. Und mit denen es an deutschen Äquivalenten die Ute Mann-Singers zum Beispiel spielend aufnehmen können. Die sind klasse, die Ute Mann-Singers, mein ich damit. Der Gesang solcher Gruppen kling wie musikgewordener Luxus. Überirdisch. Flirrend. Streichelnd. Nicht von dieser Welt eben. Und am besten scheinen sie zu sein, wenn sie Frauennamen besingen. Charmaine. Emily…
Angenehm auch zu sehen, was James Last so als Welthits zusammenschnürt. Man hatte vielleicht erwartet: Yesterday, It`s now or never, My way… Aber Last greift zurück in die goldene Zeit v.a. amerikanischer Songkunst. „Besame mucho“ ist auch drauf, „Singin´ in the rain“ und „Volare“. Der Rest ist Jazz Age und Tin Pan Alley. Und das im Disco-Sound – tolles Crossover. Und ganz ungewohnt für James Last.