Hammond à gogo


Das ist also die erste „Hammond à gogo“. Eine fette Platte. Wiegt mindestens doppelt soviel wie Platten aus den 70ern und später. James Last und seine Hammond-Combo.

Ja, der Sound ist noch voll 60er. Bisschen muffig, etwas erdrückend. Kommt natürlich auch durch die Orgel. Die kann man ja so und so einsetzen… Und eine Hammond-Orgel ist halt kein Moog. Die Leute damals dürften aber großen Spaß daran gehabt haben. Auf den Hammond-Sound werden sie sowieso gestanden haben. Und dann garniert Last das Ganze natürlich mit exzellenten Swing-Arrangements. Leise federt das Becken. Und schrabbt die Rassel. Weich umrahmen die Bläser das Orgel-Gewaber. Eine Orgel, wohlgemerkt, die hier in keiner Weise psychedelisch eingesetzt wird. Es ist die alte, etwas behäbige Hammond-Spielweise. Die vermutlich wegen ihres warmen, einlullenden und trotzdem spacigen Sounds geliebt wurde.

Und Last lässt jede Menge bekannter Songs vorbeiparadieren. „Hello Dolly“, „Milord“, „Wheels“, Moon River“, “If I had a hammer’, “Red Roses for a blue Lady’ und jede Menge Latin-Stücke. 28 Melodien zum Tanzen und Träumen eben. Ach, ich liebe diese Hör-Anweisungen. Süß. Und immer noch sympathisch. Bei anderen Künstlern würde, wenn sie ehrlich wären, draufstehen: Nur zum hochgeistig Interpretieren und Anbeten. Hier, bei Last, darf man wenigstens seinen Spaß haben.

Und den hat man. Ich mag diese Hammond à gogo lieber als die zweite. Obwohl ich Franz Lambert ja auch nicht schlecht finde. Aber das ist echt schon eine andere Hammond-Generation. Der haut viel mehr drauf, da geht echt die Post ab. Das hier ist vergleichsweise gediegenes Understatement. Aber auch James Last kann mit seiner Hammond-Bar-Combo so flott galoppieren, dass einem schwindelig wird. Wollt ich nur mal anmerken, um nichts unter den Tisch fallen zu lassen. „Blue Moon“. „Letkiss“. Wow.

Und warum eigentlich Bar-Combo? Vielleicht, weil man damals in Bars getanzt hat. Und weil eine Bar auf dem Cover abgebildet ist. Eine Bar, in der man vor lauter Zigarettenqualm kaum die Hand vor Augen sieht. Überhaupt wird in der Last-Frühzeit noch viel auf den Covers gequalmt. Auch auf der „Humba Humba à gogo“ liegt eine Fluppenpackung rum.

Natürlich ist auch das Cover voll Sixties. Eigenartige Sixties. Dunkle, schwer durchschaubare, geheimnisvolle Sixties. Nix neue Einfachheit. Op Art oder so. Nein nein. Real Life. Schnappschuss. Und nicht gerade so fotographiert, dass man es schon auf zehn Schritt Entfernung erkennt. Warum? Sollte man näherkommen? Sollte man schon genauer hingucken müssen? Riskant. Oder wirkte dieses Cover auch als Gesamtkunstwerk auf größere Distanz? Hm. Man erkennt hier ja kaum einzelne Farben. Kurios. Nein – da ist doch der Übergang zu anderen A gogo-Cover ein Quantensprung. Auch die Non Stop-Cover sind ganz anders. Die sind ja eher auch früh schon Zeugnis graphischer Klarheit.

Naja, echte Last-Fans müssen diese Platte einfach haben. Und wer Easy Listening auch nur im Entferntesten mag, wird auch seinen Spaß dran haben. Willkommen im weiten Universum der Hammond-Klänge.