Eine schöne, alte James Last Platte. Mit einem derart stylishen und raffinierten Cover, dass man dem Designer die Füße küssen möchte. Und die Frau auf dem Bild muss noch nichtmal viel Haut dafür zeigen. Der Clou beim Ganzen: dass der Rahmen des Covers im Grunde der Rahmen eines Brillenglases ist… Hach.
Und auf der Platte: die wunderbarsten Swingperlen. Im schon typischen Last-Sound. Muss so Ende der 60er gewesen sein. Viel Hall, viel überbordende Spielfreude, ein Bad in den diversen Klangfarben. Viel Beat-Musik. Und natürlich auch viele Trompeten.
So stellt ich mir den Klang vor, als klar wurde, dass die Zeit des – nicht minder grandiosen – Bert Kaempfert abgelaufen ist. Dass hier jemand nachrückt, der mit einem Bigband einen ganz anderen Sound macht. Und damit die Herzen auf der ganzen Welt erobern wird. Es ist noch sehr Sixties, hier. Und auch durchaus klassischer Bigbandsound. Aber noch nicht mit diesen manischen, euphorischen Trompeten. Schon gar nicht mit den Partygeräuschen und dem Potpourri-Hopping. Aber es ist eine klare Handschrift.
Jemandes, der Gas geben will. Und nicht nur schon Musik, sondern Lebensfreude verbreiten will.
Kurios, dass dies ausgerechnet ein Bremer war, oder? Man hätte bei so was doch weniger auf einen Fischkopf getippt, sondern auf einen fröhlichen Südländer, oder? Wäre das nicht eigentlich der Job von Max Greger gewesen? Aber er hat es ja im Grunde auch versucht. Und es liegt irgendwie auf der Hand, dass es nicht klappen konnte. Bei allem Respekt für Max Greger. Aber es braucht halt eine gewisse Lässigkeit für so was. Wer mit der Last-Mission reüssieren will, der darf das Wort „granteln“ noch nichtmal buchstabieren können. Eigentlich wäre Paul Kuhn viel eher dafür prädestiniert gewesen. Ja, warum hat der keinen Happy Sound um die Welt gejagt? Vermutlich, weil er auf ganz anderen Weg, einem konventionellen Weg, versucht hat, die Welt mit einer Bigband zu verschönern. Bis der RIAS kam und sie wegrationalisiert hat.
Traurig, traurig. Deshalb: schnell erzählen, welch herrliche Musik auf dieser Platte ist. „Winchester Cathedral“, das klingt, wie auf einem Kamm geblasen. Lustig.
Und – mein Gott, was für eine reduzierte Fassung von „Games that lovers play“. Man kriegt direkt einen Schock! Aber sie ist wunderschön. Piano pianissimo zwar. Und klingt wie für eine Mini-Barcombo arrangiert. Fast für ein Trio. Aber nicht mehr für Bigband. Die fällt natürlich später ein, aber der Anfang ist wirklich ganz spartanisch. Und ganz anders akzentuiert als in der bekannten Fassung. Wow. Viel, viel Understatement hier. Sehr, sehr stylish!
Es sind komplette Stücke, die hier drauf sind. Klassiker. „That´s life“, „Time after time“, „Go away litte girl“, „Guantanamera“. Und sie sind einfach wahnsinnig toll arrangiert und gespielt. Hier sprühen wirklich Funken, ohne dass James Last irgendwelche Extreme auffährt. Er hat einfach nur mit dem größtmöglichen Pep arrangiert. Und trotzdem ungemein sophisticated.
„Guantanamera“ zum Beispiel – schönes Beispiel dafür, dass James Last sehr wohl karibische Klänge in Szene setzen kann. Die auch langsam und träge gut klingen. Schade, dass seine karibische Platte von diesem Geist nichts mitgenommen hat. Wunderbar hier, mit Vibraphon und Streichern.
Also: diese Platte ist super, super, super!s