Irgendwann in der Mitte des letzten Jahrzehnts offenbarte sich mir in einem Amsterdamer Hotelzimmer etwas, das ich noch nicht kannte. In dem für diese Stadt typischen Geisteszustand waren meine Reisebegleiter und ich vorbereitet auf einen gemeinsamen Musikgenuss. Der Raum füllte sich mit einer Musikrichtung, die in Deutschland zu der Zeit gerade seine Erfolgsstory beginnen sollte.
Dieses Erlebnis nannte sich Drum&Bass und hatte einen Vertreter namens Goldie. Ein Mann mit vielen Goldzähnen, der auf seinem Debütalbum „Timeless“ ein einzigartiges Gespür für Soundtüfteleien bewies (wer dieses Album nicht besitzt oder kennt – Schande über dich) und irgendwann mal der Lover einer exzentrischen Isländerin werden sollte. Aber was war zuerst, das Huhn oder das Ei? „My biggest influence is Dillinja really…“, sagt Goldie. Eben dieser Dillinja kann auf eine lange Karriere als Produzent und Diskjockey verweisen und gibt mit „My Sound“ einen Rückblick auf Vergangenes gespickt mit Neuem.
Eine Freude ist es, die alten Klassiker „Acid Track“ oder „Forsaken Dreams“ wiederzuhören, die einen sofort auf diverse längst vergangene Partys versetzt. Aber vom alten Eisen darf man in Bezug auf Dillinja, im Gegensatz zum Erstgenannten, nicht sprechen. Denn die Tracks, die das Jahr 2004 schreiben, haben nichts von der Kraft der Anfangsjahre seiner Karriere eingebüßt. Dillinja gibt uns eine Retrospektive seiner Studioarbeit und nebenbei jedem DJ und Liebhaber die Chance, seine Vinylsammlung zu ergänzen. Denn die Promo-Info sagt mir, dass Altes gekoppelt mit Neuem auf 12-Inch ausgekoppelt werden wird. Und um diese live zu hören, plant Dillinja eine DJ-Tour vielleicht auch in der Nähe der westlichsten deutschen Landeshauptstadt. Watch out! Und: Weiter so, Karl Francis aka Capone, Trinity, D-Type, Cybotron.
Dillinja: My Sound Valve/Groove Attack VÖ: 26.7.2004