Summer Camp -1-

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Okay. Ich habe es mir in den Kopf gesetzt, die Welt zu erschaffen. Im Anfang war das Wort, und das Wort war beim Autor, und der Autor war das Wort. Will sagen: eine vage Idee. Natürlich genial. Man glaubt ja gar nicht, wieviel Genialität im eigenen Kopf brütet, aber so selten in fremden. Ein bislang kaum erforschtes Naturphänomen.

Und jetzt? Laut unseres privaten Autorenevangeliums machen wir das Licht an und erblicken die wie aus Zauberbohnen (sprich: unserer kleinen genialen Idee) gewachsene Landschaft, zunächst noch wüst und leer, also stellen wir’n bisschen Stadt, Land, Fluss rein und, sechster Tag, schneiden uns das Personal aus den Rippen. Am siebten Tag ruht der Autor nicht, sondern erfindet die Handlung. Und so liest sich det Janze denn auch.

Also wie sonst? Eine vage Idee, bon. Schön, wenn man schon welche auf Halde hat. Einfach dazulegen und abwarten. Die sind nämlich nicht zölibatär, die Ideen, die tändeln miteinander, die paaren sich, streiten sich, versöhnen sich, trennen sich, machen Kinder und Metamorphosen oder einfach nur Unsinn.

Klingt jetzt merkwürdig, ist aber so. Irgendwie. Aus der vagen Idee ist ein Bündel vager Ideen geworden, von vagen Fäden zusammengehalten, sehr labil das Ganze, sehr chaotisch, sehr exotisch.

Geht auch anders, klar. Idee gehabt, hingesetzt, Krimi geschrieben, siehe oben.

Und weiter? Irgendwann entsteht ein Film, eine Abfolge von Bildern, in die wir die einzelnen Bestandteile unseres Clusters mühselig zerlegt haben, entstehen die Rudimente dessen, was wir später vielleicht „Handlung“ nennen. Bestenfalls ist das ein sehr dilettantischer Film, mit wackliger, launischer Kamera gedreht, noch nicht geschnitten, mit Überlängen und Lücken oder sehr minimalistisch. Wir prüfen das logische Fundament des Ganzen, schätzen die Spannungsbögen ab, die es braucht, den Text zusammenzuhalten.

Bestenfalls. Manchmal sehen wir nur einzelne Bilder, Blitze in das Dunkel einer Erzähllandschaft hinein, die wohl existiert, aber wir wissen nicht, wie sie aussieht. Vielleicht unternehmen wir endlose Spaziergänge durch die noch mondlose Romannacht und stolpern über einzelne Bruchstücke unseres Ideenclusters, ohne sagen zu können, wie das alles zusammenhängt und ob das überhaupt schon zusammenhängt. Zeit, uns an die eigentliche Arbeit zu machen.

Für das summer camp habe ich (man kennt ja seine sommermüden Pappenheimer) schon vorgearbeitet. Ein wenig Licht ist bereits da, wir sehen, in voller Beleuchtung, einen konkreten Anfang und ein konkretes Ende unseres Krimis. Was wir jetzt brauchen, ist die Brücke zwischen beiden, über und durch die noch vage/schwärzliche Wildnis. Die Brücke besteht NICHT aus Handlung. Sie besteht, um im Bilde zu bleiben, aus einer Mischung aus Licht und Blickwinkel, aus Beleuchtung und Kamera. Kurz: Aus der Erzählperspektive.

Das nächste Mal stelle ich euch Anfang und Ende des Krimis vor, und anschließend widmen wir uns einigen grundlegenden Dingen, besonders der soeben genannten Perspektive, aus der erzählt wird. Kommentar wie immer erwünscht, gemailt wird hier.

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