de Quincey revisited

Eigentlich lese ich ungern, wenn ich mit dem Zug fahre. Nur wenn der abzuarbeitende Stapel gar zu hoch ist, greife ich auch während der gewohnt unzuverlässigen und servicemäßig lausigen Fahrt mit der Bahn zum Buch. Zu Thomas de Quinceys „Der Mord als eine schöne Kunst betrachtet“ etwa.

Um meine Theoriekenntnisse aufzufrischen, nebenbei. Aus besonderem Anlass, nebenbei. Und de Quinceys satirischer Essay über einen Londoner Club von „Mordliebhabern“ ist nicht nur für die Entwicklung des Krimis von besonderem Interesse.

„Den Mord zum Beispiel kann man einesteils von der moralischen Seite und meiner Meinung nach schwächeren Seite betrachten, wie dies gewöhnlich von der Kanzel herab und im Schwurgericht geschieht, man kann ihn andererseits aber auch ästhetisch würdigen, das heißt mit Rücksicht auf den künstlerischen Geschmack.“

Was de Quincey hier postuliert, läuft auf zwei geradezu unerhörte Forderungen hinaus:

– Ihr dürft über ALLES schreiben, liebe AutorInnen!
– die Kunst hat die Freiheit, auf Moralvorstellungen zu pfeifen

Das ist wahr und erfrischend, und das Haltbarkeitsdatum von de Quinceys Witz ist auch nach gut 150 Jahren noch nicht abgelaufen.

Thomas de Quincey: Der Mord als eine schöne Kunst betrachtet. 
Autorenhaus Verlag 2004. 151 S., 12,80 €

8 Gedanken zu „de Quincey revisited“

  1. Apropos neue Liste. Soll ich noch eine machen? „Die lustigen Detektive“, mit allen Schmonzetten aus 40 Jahren Watching the detectives. U.a. der Klassiker „Herr K. erklärt Winzerkrimis“.

    bye
    dpr

  2. außerdem fehlt IMMER NOCH die dienstleistungsservice-rubriken „frag dpr“ und „wünsch dir eine rezension von dpr!“

    und da möchte ich gleich den anfang machen und mir wünschen, dass du dich bitte von vorn bis hinten durch den malteser falken quälst und eine da-wächst-kein-gras-mehr-rezension schreibst.
    *auf die gefahr hin, eine wertung vorweg zu nehmen.

    okay, du darfst nach 50 seiten aufhören. wenn du so weit überhaupt kommst.

    neubewertungen alter unlesbarer und völlig überbewerteter schinken!

    oder LUDGER macht es. der hat das buch ja da. das als eröffnungschinken der sz-krimibibliothek zu nehmen … *regt sich auf

  3. Uaarrrgh, da gibt man einer Frau mal den kleinen Finger…und den Falken hab ich mindestens schon 2x gelesen! Und er ist so gut oder schlecht wie die Farbe des Glases, durch das man ihn betrachtet (übrigens Arno Schmidt – Zitat). Aber Rezensionen WÜNSCHEN? Das kost‘ was! Bezahlblog! Und hetz ruhig mal zuerst Ludger auf den Falken!

    bye
    dpr

  4. Also wenn ich jemals in den Genuss komme, dein Buch zu rezensieren, werde ich es ausschließlich mit Schmidtzitaten tun! Da bleibt aber kein Auge trocken!

    bye
    dpr

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