Eine kleine Kriminalschnurre, „Das schwedische Zündholz“, von Anton Cechov (1860 – 1904) möchte ich euch heute ans Herz legen. Sie ist nur wenige Druckseiten stark, kann →hier gelesen werden und lässt sich durchaus als eine Art Veräppelung der schon im späten 19. Jahrhundert grassierenden Faktenhuberei in den Kriminalgeschichten interpretieren.
„Am Morgen des 6. Oktober 1885 erschien in der Kanzlei des Amtshauptmanns des zweiten Distrikts des S–schen Kreises ein anständig gekleideter junger Mann und meldete, daß sein Prinzipal, der dim. Garde-Kornett Mark Iwanowitsch Kljausow ermordet sei. Der junge Mann war blaß und sehr aufgeregt. Seine Hände zitterten, und aus seinen Augen starrte der Schrecken.“
Ein Mann also wird ermordet. So jedenfalls erzählen es die Spuren, die man am „Tatort“ findet. Zu den Indizien gehört auch das titelgebene schwedische Zündholz, dessen sich nur die vornehme russische Welt bedient. Mord in höheren Kreisen also? Und, falls ja, wo verdammt ist die Leiche?
Man ahnt recht schnell, dass es nichts wird mit einer Leiche. Da mag das Ermittlerduo noch so sehr seine deduktiven Fertigkeiten bemühen, mag auch ein Verdächtiger schnell gefasst und peinlich verhört sein – der Schalk lauert allerorten, und der Schluss überrascht nicht wirklich, ist aber, wie die ganze kurze Geschichte, vergnüglich zu lesen. Also sollte man das auch tun.