Sommer und Abenteuer. Davon hatten wir bisher reichlich. Zeit, es etwas langsamer angehen zu lassen und einen Kurztrip an einen Ort zu unternehmen, der für die Langsamkeit der dort lebenden Menschen und ihrer Gedanken bekannt ist: die Pfalz. Genauer gesagt: Kaiserslautern.
Schön; dies schreibt ein Saarländer, Vertreter eines Volksstammes mithin, der wegen seiner räumlichen Nähe zu Pfalz und Pfälzern gestraft genug ist. Schon dieser Dialekt – man kann die Pfalz bekanntlich nur mit Ohropax durchqueren, wenn man keinen Schaden an Leib und Seele nehmen will, und da ist es schon sehr rücksichtsvoll von Dr. Bernd Franzinger, seinen Krimi „Dinotod“ in astreinem Hochdeutsch anzubieten. Aber als Akademiker (in der Pfalz erhält man den Doktortitel, wenn man vor dem Schreiben des eigenen Namens sicherheitshalber noch mal in den Duden schaut) weiß Franzinger natürlich, was er der Kultur, die bislang so schmählich an der Pfalz vorbeigegangen ist, schuldig ist.
Die Story beginnt reißerisch. Die Frauenbeauftragte eines Bildungszentrums wird tot auf dem Gelände der Gartenschau gefunden, auf den Rücken eines Stegosaurus gespießt, denn die Gartenschau beherbergt auch „die größte Dinosaurier-Ausstellung Europas“. Ein kniffliger Fall für Kommissar Tannenberg und die Seinen, zumal wenige Tage später auch die, ebenfalls doppelnamentragende, Karrierejournalistin der örtlichen Zeitung in unmittelbarer Nähe zum ersten Tatort gewaltsam ihr Leben lassen muss.
Klingt nach einem Pfalzthriller, und genau so kommt es auch. Pfalzthriller, das heißt: sehr gemütlich, sehr auf den bedächtig-mürrischen Tannenberg konzentriert. Und dann tut Franzinger etwas, das man ihm hoch anrechnet. Er führt peu à peu den Täter ein und seine Motivation, was dem Ganzen den Rätselratecharakter nimmt, was wohl aus Rücksicht auf die Einheimischen geschieht, bei denen Kreuzworträtsel immer nur aus einem Begriff bestehen, nämlich „frankisch: Hausflur“, drei Buchstaben, der erste und der letzte sind vorgegeben.
Auch das Ende ist typisch pfälzisch. Die Beamten sind überfordert, der Mörder verrät sich selbst und liefert sich auch höchstpersönlich den staunenden Ermittlern aus. So zerfließt der anfänglich spektakuläre Fall wie ein lauer Sommertag, man liest ohne ungesunde Schwankungen des Blutdrucks, ja – und ich sage das als Saarländer! – lernt sie sogar ein wenig lieben, die etwas unbeholfenen pfälzischen Nachbarn. „Dinotod“ ist ein Krimi, der mit sich selbst spielt, und das macht er nicht schlecht.
Bernd Franzinger: Dinotod. Gmeiner 2005. 324 Seiten, 9,90 €