Die gute Nachricht: Auch 2006 wird es Krimis geben. Die noch bessere Nachricht: Erstmals fand auch eine Antiquariatsmesse statt. Die beste Nachricht: Edgar Allan Poe in der französischen Erstübersetzung von Baudelaire für 450 Affen. Die schlechte Nachricht: Ich hatte meine Kreditkarte dabei. Und sonst?
Natürlich war Frankfurt auch heuer der Ort mit der höchsten Arschlochdichte Deutschlands (geflügeltes Wort). Gleichzeitig der ideale Ort für eine PISA-Studien-Feldforschung zum Thema „Lesen ja – verstehen nein – Alphabetismus light“. Sehr erfreulich: Auch der Ort mit der entzückendsten Zusammenballung reizender junger Damen. Die Bekleidung ist nicht mehr, wie im Vorjahr, leicht folkloristisch angehaucht, sondern wendet sich wieder der weiblichen Sachlichkeit zu, Braun- und Schwarztöne bevorzugt. In: Lange Röcke mit noch längeren Schlitzen. Out: Ellenlange Schals (oder: Shawls, wie Carl von Holtei – →hier bestellen! – schrieb).
Und die Krimiverlage? Bei Liebeskind keine genaue Antwort erhalten, ob sie weitere Bücher von David Peace bringen werden. Aufbau Verlag flutscht; schön. Unionsverlag desgleichen, aber, shocking: Herr Wörtche raucht filterlos. Dem Verleger des Unionsverlages eine Filterzigarette geschenkt, was sich dereinst, wenn ich MEINEN KRIMI anbieten werde, positiv niederschlagen sollte.
Piper Verlag gesucht und nicht gefunden (ab 14.00 Uhr beträchtliche Neigung zur Fußinvalidität festgestellt). Schade, da mit dem Vorsatz angereist, den Piper Verlag zu ermahnen, mich doch bitteschön mit Rezensionsexemplaren zu beglücken, was er als einziger ohne Angabe von Gründen nicht tut.
Am Grafit-Stand erfahren, dass dort bald der erste und bislang einzige Krimi von den Faröer-Inseln veröffentlicht wird, gleich vormerken lassen.
Abschluss: Historisches Treffen mit Ludger Menke, digital für die Nachwelt vom Grafit-Verleger persönlich festgehalten. Ob wir das Bildchen auch mal zu sehen bekommen, Herr Dr. Booß?
Am Ausgang von Halle 3 beinahe über eine kleine Koreanerin gestolpert und an das diesjährige Schwerpunktthema erinnert.
Abreise: Verspätung in Frankfurt, Anschlusszug in Mannheim verpasst, nächster Zug verspätet, Bangen um Weitertransport in Saarbrücken, gerade noch geschafft. 22.00 daheim, aufgewärmte Spagetti mit Hackfleisch, vom Kater beschimpft worden, der Frau den Baudelaire beichten müssen. Buchmesse – wie immer eine Reise wert. Aber nächstes Jahr wahrscheinlich ohne mich.
Schade, dass Du heute nicht mehr hier in Frankfurt bist. Sonst hättest Du – wie ich – die Erfinderin des Schafskrimis leibhaftig erleben dürfen. Mir wurde ganz anders…
Gruß aus FFM
Ludger
Ja, Ludger,
schade. Ich hätte die Dame nämlich sofort auf dich hingewiesen – „Und hier ist der nette Herr mit den Platzpatronen“ – wäre dann aber, menschenfreundlich wie ich bin, sofort zur Erste-Hilfe-Station gerannt, um einen Sanitäter aufzutreiben, der deine lädierten Überreste zusammengeflickt hätte. Mein Gott, was hätte das für einen Blogbeiträg ergeben! Alles drin! Äh… wo hältst du dich gerade auf? Hast du zufällig die Handynummer der Dame?
fragt uneigennützig
dpr
Nein, die Handynummer habe ich nicht, ich habe mir die Dame beim Fotoshooting, wie man das Presseknipsen ja neudeutsch nennt, angeschaut. Ansonsten mache ich mich jetzt hier gleich auch aus dem Gewimmel.
Schönes Wochenende
Ludger