Das Bear Quartet gehört zum kleinen Teil der schwedischen Independent-Szene, der es zwar in der Heimat zu größeren Erfolgen brachte, außerhalb skandinavischen Grenzen aber noch nicht wirklich in Erscheinung treten konnte. Dabei ist das zwölfte Album der Bären abermals ein guter Grund, mit Schweden neben Elchen, Seen und dem Billy-Regal auch raffinierte Erzeugnisse in Sachen Rock und Pop zu assoziieren.
Eigentlich ist das Quartett ein Quintett: fünf Bären gehören der in Schweden schon seit langer Zeit hochgeschätzten Formation an. Die Band gründete sich bereits 1989 und genießt in ihrem Heimatland absoluten Kultstatus. Zu Beginn ihrer Karriere wurden ihre brillanten Demotapes von Musikliebhaber zu Musikliebhaber weitergereicht und die Band wurde gehypt noch bevor überhaupt eine erste Single erschienen war. Doch die Vorschusslorbeeren waren durchaus gerechtfertigt. 1992 unterschrieb die Band ihren ersten Plattenvertrag und seitdem scheint ihrer Kreativität kein Ende mehr gesetzt. Nicht nur bei Musikkritikern, sondern auch bei anderen Künstlern ist der innovative Fünfer beliebt. Bands wie Moneybrother, The Concretes oder Kristofer Aström haben sich Mitglieder der Band als Produzenten und Musiker ins Studio geholt. Doch trotz ihrer 16-jährigen Geschichte, in welcher man es zu einem ganzen Sack voller EPs und Alben, sowie jede Menge Vorbildcharakter für kommerziell deutlich erfolgreichere Formationen schaffte, ist die Band hierzulande gar nicht so bekannt. Wer jetzt „The Bear Quartet“ stößt und die Band gut findet, hat so immerhin über 200 Bear-Songs zu entdecken
Mit ihrem Werk „Angry Brigade“, welches am 11.November in Deutschland erscheint, verschafft das „Quartet“ sich hoffentlich auch bei uns etwas mehr Popularität.
Tja, und wie soll man nun den Sound des Bärenquartetts beschreiben? Sie glänzen auf ihrem Album eine gute halbe Stunde lang mit melancholischem Indie-Folk-Rock, der nicht immer gefällig ist, sondern dank einiger Ecken und Kanten (zum Beispiel bei „Just locals“), die nicht im negativen Sinne überwältigen, aber aus der Reihe tanzen, überzeugt. Enthalten sind zudem eine Handvoll herrlich-eigenwilliger Ohrwürmer. Besonders hervorzuheben ist der herzzerreißende Opener ‚Put me back together‘, sowie der augenzwinkernd-beschwingte kompakte Zweiminüter „Ask me don’t axe me“, -schön Bären-knurrig, mit sofortigem Wieder erkennungswert und auch noch tanzbar. Insgesamt ist „Angry Brigade“ allerdings gar nicht so „angry“. Am besten sind The Bear Quartet eben, wenn sie all das harte Rockertum abschütteln. So etwa auch bei ‚I’m Still Her‘, – wunderbarem Acoustic-Pop. Manchmal gewöhnungsbedürftig ist dabei Matthias Alkbergs Gesang, herb die Hintergrundsynthies und auszehrend die Gitarren. Aber das macht diesen rustikalen, verkanteten Indierock umso charmanter.
Für mich steht somit fest: das Gespann aus der kleinen schwedischen Stadt Lulea hat mit diesen (eigentlich bereits 2003 entstandenen) Aufnahmen das optimale Album für den schönsten Herbst seit Jahren geschaffen. Eine zurückhaltende Produktion bewahrt den zotteligen, unpolierten Charme der angenehm sympathischen Scheibe.
The Bear Quartet: Angry Brigade
A Westside Fabrication/decoderrecords/AL!VE
VÖ: 21.10.2005
www.bearquartet.com