Zwei Jahre war Curse mehr oder weniger still. Jetzt meldet er sich endlich mit dem Album ‚Sinnflut‘ und der Single „Gangsta Rap“ eindrucksvoll zurück.
Eigentlich hatte man den Eindruck, Curse hätte viel zu lange mit dem Nachfolger zu ‚Innere Sicherheit‘ gewartet. Aber wenn man den Rapper aus Minden fragt, was seit dem letzten Album alles passiert ist, muss man sich eher wundern, wie er so schnell ‚Sinnflut‘ fertig stellen konnte. „Erst ging ich auf Clubtour. Direkt im Anschluss folgte die Festivalsaison. Kaum war die vorüber, stand schon die zweite Tournee an. 2003 war sozusagen mein Live-Jahr. 2004 kümmerte ich mich ausschließlich um mein kleines, aber feines Label All Real Records, auf dem das Album von Italo Reno & Germany erschienen ist, das ich produziert habe“, erklärt Curse. Das war nur ein Teil seiner Betätigungsfelder. Für den schweizerischen Markt nahm er zudem ein Album mit einheimischen Rappern auf. Man sieht: Gefaulenzt hat Curse nicht.
Auf seinem vierten Album überzeugt Curse einmal mehr mit bissigen, sozialkritischen Texten, die auch die eigene Gilde unter die Lupe nehmen: die Rapper nämlich. In der aktuellen Single „Gangsta Rap“ versucht Curse den Kids die Augen zu öffnen und sie darüber aufzuklären, dass gewisse Rap-Helden nicht so ein wildes Leben führen, wie sie es gerne vorgeben. „Du willst so sein wie dein Idol, so groß, so hart, so krass? Darum willst du Knarren und Koks? Doch wenn der coole Rapper wirklich soviel kokst, dann wär‘ er nicht der coole Rapper. Denk mal nach, er wär‘ am Arsch und broke“, heißt es in dem Song.
„Auf der einen Seite finde ich es tatsächlich gut, dass auch die rougheren deutschen Rapper mal Gehör finden und kommerziell erfolgreich sind. Es sah eine Zeit lang ja so aus, als würde deutscher HipHop nur aus Studenten und Blödel-Rap bestehen. Andererseits fehlt mir derzeit das Gleichgewicht. Momentan scheint nur diese eine Sparte vorhanden zu sein. Ganz zu schweigen von der inhaltlichen Einseitigkeit. Das sind zum größten Teil langweilige Platten nicht unbedingt guter Rapper“, sagt Curse. Eine Meinung, mit der er sich nicht nur Freunde machen wird. Doch das ist dem selbstbewussten Rapper egal. „Ich weiß, dass die Kids uns zuhören, wenn wir rappen. Ich bin gewiss kein Sozialpädagoge, aber ich habe das Gefühl, gewisse Leute agieren zu skrupellos und erzählen in ihren Texten nur von solchen Dingen, Hauptsache sie verkaufen mehr Platten“. Hut ab für dieses Statement.
Wir könnten noch Seiten zum Thema/Song „Gangsta Rap“ füllen. Auf ‚Sinnflut‘ gibt es natürlich noch viele andere erstklassige Songs. Songs, in denen Gäste wie Vanessa Mason, Italo Reno, Samir, Patrice und die legendären Herrschaften Pete Rock und Black Thought (The Roots) mitwirken. Ohne zu übertreiben: ‚Sinnflut‘ ist eine solche – für die Seele, die Gedankenwelt und die Gehörgänge. Es ist das ausgereifteste und vorerst beste Album von Curse, der als einer der wenigen sagt, was er denkt und zuvor auch noch sein Gehirn einschaltet. Respekt!
Curse: Sinnflut
Subword/Sony BMG
VÖ: 2.12.2005