Die Trauer des Nordens ecetera

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Der Krimi als Mittel der Fremdenverkehrswerbung – nicht neu. Vor allem die Schweden profitieren davon, kein Wunder, wo sie nicht einmal Fußball spielen können. Aber auch die Norweger locken mit Spannungsliteratur schmerbäuchige Germanen und ihre rotgebrannten Gemahlinnen in die Fjorde.

„Gunnar Staalesen – Jahrgang 1947, schlank, grauweißes Haar, feinrandige Brille, Norwegerpullover und Anzug, Aktentasche unterm Arm“ – sprich: der Fremdenführer comme il faut – geleitet uns durch seine Stadt. Der berühmte norwegische Krimiautor erzählt „Welt“-Mitarbeiter Marko Martin allerhand Interessantes über →„Bergen, mon amour“, seine Krimis und Helden.

Bleiben wir in Norwegen. Touristen sollen kommen, gut so, denn Fußball spielen können die Norgies noch schlechter als die Schwedenhappen. Nur: Immer ein Lächeln im Gesicht, Leute! Daran scheint es noch zu hapern, wie wir der „taz“ entnehmen müssen, wo Katharina Granzin →„die norwegische Traurigkeit“ unter die Lupe nimmt und an den Beispielen von Jo Nesbøs „Das fünfte Zeichen“ und Frode Gryttens „Die Raubmöwen besorgen den Rest“ belegt. „Eine These: Die traurigsten Männer in der Kriminalliteratur kommen dieses Jahr aus Norwegen.“ Und die traurigsten Männer des Fußballs bald aus Argentinien, vertraut meinen Worten.

Also doch nicht Skandinavien? Lieber Italien (fliegen im Achtelfinale raus) oder Belgien(gar nicht erst dabei)? Dann verweisen wir auf die kurzen →Krimitipps in der „Welt“. Magdalen Nabb („Eine Japanerin in Florenz“) und Christine Grän („Feuer bitte“), erstere im kulturellen Sumpf Italiens, letztere im bürokratischen Brüssels wühlend, bieten Alternativen.

Wer lieber zu Hause bleibt um mitzuerleben, wie wir im Berliner Finale Brasilien weghauen, mag sich auf jenes Schlachtfest mit →„Jack the Ripper, Anatomie einer Legende“ einstimmen, dem Buch von H. Püstow und T. Schachner, das Susanne Alge für – na? – „berlinkriminell.de“ bespricht.

Wer nun aber gleich gar keine Zeit hat, sich nicht für Fußball interessiert und einfach nur mal schnell was Spannendes weglesen möchte, dem empfiehlt Barbara Wegmann vom „Titel-Magazin“ Patricia Cornwells → „Gefahr“. „Mit seinen 158 Seiten ist der neue Cornwell-Thriller recht kurz und kompakt, aber man vermisst auch nichts, alles ist so wie man es von einem guten Krimi rundum erwartet.“ Bloß Kay Scarpetta wird man vielleicht vermissen, doch dafür agiert, Zitat, der „farbige Frauenschwarm Win Garano“. Win? Exakt. Winnen kann nur eine Mannschaft. Und jetzt zurück in die Wortspielhölle.

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