Verschnaufen

Unter den Selbstausbeutern in Sachen Krimi hat sich, nicht nur witterungsbedingt, eine gewisse Müdigkeit ausgebreitet. Oder schließe ich nur von mir auf andere? Jedenfalls: Wenn ich mir überlege, was in den nächsten Monaten alles anliegt, würde ich am liebsten die Augen schließen, einschlafen, aufwachen – und erfreut feststellen, dass alle Pläne verwirklicht, alle LeserInnen zufrieden, alle KritikerInnen euphorisch, alle Bankkonten proppenvoll sind. Nee, letzteres nicht. Man ist schließlich Selbstausbeuter und stolz darauf.
Also schließen wir für einen Moment die Augen und verschnaufen, während vor der inneren Linse all die unfertigen Dinge paradieren, die fertig werden wollen.

Beginnen wir mit dem Krimijahrbuch 2007. Wird es eins geben? Ich denke: ja. Der erste Versuch, ein Krimijahrbuch zu etablieren, wurde von der Kritik zwar spärlich, aber durchweg positiv kommentiert. Was die bisherigen Verkaufszahlen betrifft, ist es keine Katastrophe, sondern der erwartet abwartende Beginn einer Beziehung Buch – Leserschaft, die feuriger sein könnte und es hoffentlich auch werden wird. Das Jahrbuch 2007 wird wiederum von mir herausgegeben – aber nicht alleine. Ich habe mir ein paar kompetente Mitstreiter mit ins Boot genommen, man wird sie noch kennenlernen, bald.

Mehr als erfreulich ist auch die bisherige Resonanz auf die →„Criminalbibliothek des 19. Jahrhunderts“. Nun gut, das ist ein special interest – Thema innerhalb eines special interest – Themas und damit überschaubar. Aber die Sache bekommt ein solides Fundament, auch von der Nachfrageseite her, sagt der BWLer in mir (wen man so alles in sich zu Gast hat, ist schon bizarr). Geduld ist gefragt. Möglichkeiten müssen ausgeschöpft werden, Mailinglisten angelegt, ein Heftchen mit Leseproben der nächsten Projekte zusammengestellt. Ach, ja: Dieses Heftchen kann man hier noch kostenlos und unverbindlich ordern.

Weniger gut sieht es bei den „Krimiporträts“ aus, wie regelmäßige LeserInnen dieser Seite wissen. Immer noch drängen sich 14 Vorbesteller auf meiner Liste, das ist kein guter Start für ein ambitioniertes Projekt und deshalb steht es auf der Kippe. Heft eins, den vier Ina-Henkel-Krimis von Astrid Paprotta gewidmet, wird erscheinen. Wie auch immer, wo auch immer. Vielleicht unter dem schützenden Dach eines notorisch für seine Selbstausbeutung und seinen Idealismus bekannten Krimiverlags, vielleicht auch nicht, und wie ist auch noch nicht gesagt. Der Feinschliff am Text hat just begonnen, die intendierten 24 Seiten werden nicht zu halten sein, gekürzt wird nicht, das ziehe ich jetzt bis in alle Texttiefen durch, mit Grafiken, mit Abschweifungen ins Krimi-Grundsätzliche und so weiter, wenns schon kaum jemanden interessiert, müssen auch keine Rücksichten genommen werden. Vorbestellen kann man noch, hier. Ob daraus aber eine Serie werden wird? Fraglich.

Ein anderes Projekt lauert am Horizont. Keine Sekundärliteratur, sondern Primärliteratur. Mehr verrate ich dazu noch nicht, nur dies: wiederum Heftchen, aber was für welche.

Von einem anderen Stück Primärliteratur rede ich jetzt gar nicht. Davor graut mir, aber immerhin: Die Sprache ist erarbeitet, im Kopf ist alles fertig, ein Exposé für den potentiellen Verleger brauch ich noch, müsste ich schon längst geschrieben haben, aber, siehe oben, diese Müdigkeit eben. Man möchte alles hinwerfen und drei Monate richtig dummen, langweiligen Strand buchen, mit Sonne und so. Man tut es natürlich nicht. Man wartet lieber, bis alles vorbei ist, dann kann es munter weitergehen.

11 Gedanken zu „Verschnaufen“

  1. Müde? Nicht die Spur. Kommen doch schon lauter Novis für den Herbst (Ani, Adair, Stamm, Hedaya). Fehlen doch noch ein paar Rezensionen aus dem Frühjahr (Pound, Blaudez). Passiert doch ständig etwas Neues. Ist man doch gespannt auf Angekündigtes (Paprotta, Alte Krimis). Hat man doch genug zu tun. Wartet auf Sonne. Fährt Rad. Geht in Ausstellungen (Chagall in Baden-Baden). Liest man zwischendurch was ganz Anderes (Schmidt).

    Müde?

    Forza!

  2. Ja, wenn ich ein so lockeres Leben wie du hätte, Georg, wäre ich auch nicht müde! Aber ich bin Unternehmer! Herausgeber! Verleger! Ich muss schauen, dass der Umsatz stimmt! Ich kann nachts vor lauter Fragen an mein Girokonto nicht mehr schlafen! Und dann dieser ganze Verwaltungskrempel! Schön; du lebst in Karlsruhe, wo man die Arbeit nicht erfunden hat, wo der Ball noch nicht rund ist, wo man Lena Blaudez ächtet und auch für sonstige Torheiten anfällig ist. Aber ich bin Saarländer! Fleißig, auf der Höhe der Zeit, mit gutem literarischen Geschmack gesegnet! Das macht müde…unendlich müde…

    bye
    dpr

  3. Ach.

    Unternehmer? Verleger? Das sind doch die mit den dicken Autos, die jeden Tag durch die Gegend gondeln (Saargebiet und so), die Peitsche gegen die Schreiberlinge schwingen und ein halbes Jahr in Südfrankreich wohnen: Blés-Castell-sur-Mer.

    (Ball rund? Wieso sollte der Ball rund sein? Hab ich ja noch nie gehört.)

    Georg „Fleißmachtnichtmüde“ P.

  4. Genau die. Südfrankreich, aufreizende Blondinen in einem Nichts aus Stoff. Exakt. Wusstest du übrigens, dass ein Exkrimipapst jetzt auch ein Ferienhäuschen in Südfrankreich gekauft hat? Und zwar in der Nähe von AVIGNON. Tja, tja, die Geschichte scheint sich zu wiederholen…

    bye
    dpr

  5. Mehr verrate ich dazu noch nicht, nur dies: wiederum Heftchen, aber was für welche: Und was ist mit Autoren, die ihre selbtgewählte Juni-Deadline nicht einhalten können?

  6. Waaaaas? Du kannst die Deadline nicht halten???!!! Weißt du, was mich das kostet, der ich das Ganze unternehmerisch zu verantworten habe? Wer ersetzt mir den Schaden? – Aber schon okay. Nimm dir Zeit. Ziehen wir halt jemanden vor, wenns terminlich eng wird. Vielleicht was Hessisches.

    bye
    dpr

  7. Als Entschädigung lad ich dich bei der nächsten Fußball-WM in Deutschland ins Münchner Stadion (ach nee, in die ARENA) ein, okay?

  8. Juhu! Akzeptiert! Aber bist du dann nicht schon zu alt und zu gebrechlich, mich im Rollstuhl die Stufen raufzuschleppen?

    bye
    dpr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert