(Dieses ist die dritte Besprechung eines der diesjährigen Kandidaten für den Edgar, Kategorie „Bestes Taschenbuch“.)
Mit dieser Art von Krimis haben sie nicht gerechnet, die Herrschaften des Detection Clubs , die einst Regeln für „ehrliche“ Detektivromane festlegten: Krimis die mit Nebenwelten, Seelenrecycling, dem Übersinnlichen buhlen. Es scheint auch schwer vorstellbar, wie etwas das die Regeln unserer Welt außer Kraft setzt, mit den strengen Regeln eines Krimis vereinbar sein soll. Aber es geht, wenn der Autor seine fiktive Welt ernst nimmt und gleichzeitig deren Grenzen zu den Krimiregeln konsequent beachtet. Duane Swierczynskis gelungener Erstling „Secret Dead Men “ ist so ein Beispiel, und befriedigende Ergebnisse liefern auch die Bücher John Burdetts („Bangkok 8 Men“). Das von Darryl Ponicsan unter dem Pseudonym Anne Argula verfasste Buch, mit dem so eigenartigen Titel „Homicide My Own”, können wir ab jetzt ebenfalls hinzuzählen.
Eigentlich ein Routinejob, den Quinn, die Ich-Erzählerin und Odd, ihr Partner zu erledigen haben: Die beiden Polizisten sollen einen erwachsenen Mann überstellen, der mit einem 14jährigen Mädchen eine sexuelle Beziehung gehabt haben soll. Sechs Stunden brauchen sie, um zu einem Indianerreservat auf einer kleinen abgeschiedenen Insel an der Grenze zu Kanada zu kommen, wo der Mann festgehalten wird.
Dort angekommen, müssen sie warten. Der Verdächtige ist noch nicht bereit für die lange Fahrt. Während sie warten, stoßen sie auf ein Relikt des einzigen ungeklärten Verbrechens, welches auf der Insel passierte. Über 30 Jahre ist es her, dass zwei Teenager in ihrem Auto erschossen wurden. Eine eigenartige Faszination scheint dieser Fall auf Odd auszuüben. Erst von Quinn kritisch beäugt, dann von ihr unterstützt, macht er sich auf, den Fall zu lösen.
Ein eigenwilliges und gewagtes Buch, soviel sei verraten, ist das was uns „Anne Argula“ da präsentiert. Aber eines, das in meinen Augen funktioniert. Witzig ist es, aber ohne diesen brachialen „Jungmännerwitz“, der Humor-Krimis häufig dominiert, bei denen üblicherweise Blut in Strömen fließt und die mit ihren überdrehten Actionszenen und gewollt komischen Dialogen auftrumpfen. Nein, der Humor dieses Buches ist etwas hintergründiger, aber nicht weniger komisch.
Quinn zum Beispiel. Prämenopausal, von Hitzewallungen gepeinigt, hat sie es wirklich nicht leicht. Während Odd so langsam Fähigkeiten entfaltet, die seinem Namen alle Ehre machen, wird sie über die Insel getrieben, wo sie doch nur heim möchte und Ruhe will. Dabei (und deshalb funktioniert das Buch) erarbeitet sich Odd seine Ergebnisse zwar mit ungewöhnlicher Methodik, aber seine Befragung der Zeitzeugen und seine Bewertung von Indizien und Untersuchungsergebnissen ist streng regelkonform.
„Homicide My Own“ ist ein Buch, welches nicht jedem gefallen wird. Diejenigen die auf der Suche nach den großen -logien sind, wird es zu wenig angemessen und zu spielerisch erscheinen. Allen anderen jedoch ist ein originelles Vergnügen sicher.
Anne Argula: Homicide My Own.
Pleasure Boat Studio 2005. 219 Seiten. 14,50 €
(noch keine deutsche Übersetzung)