Irgendwie ist es immer ärgerlich, wenn man einen Künstler erklären muss, der sich in der subjektiven Wahrnehmung schon etabliert hat. In ihrer englischen Heimat ist Thea Gilmore weitaus bekannter als hier in Deutschland und wer ihre bisherigen Alben kennt, fragt sich ernsthaft, warum hier niemand von ihr Notiz nimmt.
In erster Linie ist es ihre Stimme, die begeistert und mit einem warmen, einzigartigen Timbre dunkle Sachen singt, die trotzdem klingen, als seien sie aus einem Kinderbuch. Obwohl ihre Songs weder extrem laut noch schnell sind, kann Thea Gilmore staubtrocken rocken und versprüht einen angenehmen Straßenköter-Charme. Leider kommt das alles auf „Harpo’s Ghost“ nicht so stark zum Tragen. Die elf Songs sind gut, verlieren sich aber manches Mal in einer wenig konsequenten Produktion. Ein bisschen mehr Trennschärfe im Gesamtklang und mehr Rums hätten hier mit Sicherheit gut getan.
Das ändert aber nichts an einer mehr als soliden Platte, die klar auf große Vorbilder wie Joni Mitchell oder Joan Baez verweist, und auch selbstbewusst neben KT Tunstall und Konsorten stehen kann. Wem „Harpo’s Ghost“ gefällt, sollte sich von Thea Gilmore auch „Rules For Jokers“ und das Coveralbum „Loft Music“ anhören.
Thea Gilmore: Harpo's Ghost
Sanctuary/Rough Trade
VÖ: 29.8.2006
www.theagilmore.com