„Wenn die Biermann“, drohte neulich ein Freund, „nicht bald mit einem neuen Krimi rüber kommt, lege ich sie zu den Akten!“ Ich erschrak. Nein, nein, besänftigte ich den Erzürnten, Pieke Biermann schreibe ja bereits an einem Thriller über die Berliner Krimikritikerszene. „Mysteriöse Morde, grassierende Schreib- und Leseschwäche und eine Selbsthilfegruppe Anonyme Donna-Leon-Leser. Das wird was.“ – Ich gestehe:
Das war gelogen. Ich hätte die Wahrheit sagen sollen: Pieke Biermann hat für solche Profantitäten ü-ber-haupt keine Zeit. Sie ist schwer aktiv in der Krimijahrbuch- und Kriminalreportageszene, Beleg für letzteres: „Akte vorerst geschlossen“, am Sonnabend,
28.Oktober 2006 in DER TAGESSPIEGEL und auf RBBinfoRADIO 93,1um 11:45 Uhr (Wiederholungen um 19:45 und in der folgenden Nacht um 0:45 und 5:45). Garantiert ohne Krimikritiker.
„Ein Freitagabend in diesem Supersommer. Es ist noch hell, als ein Radfahrer in den besten Mannesjahren in Berlin-Kreuzberg vom Fahrrad gerissen und zusammengeschlagen und -getreten wird. Einfach so. Ohne Anlass. Von vier jungen „Türken oder Arabern“. Es ist kein Raubüberfall, sondern vermutlich eine dieser „Mutproben“ für die Aufnahme in eine Jugendgang. Die Gegend ist kein sozialer Brennpunkt und schon gar kein Slum. Die Polizei wird sofort gerufen, sieben Leute stellen sich spontan als Zeugen zur Verfügung, aber nach dem, wie sie die Täter beschreiben, „müsst ich halb Kreuzberg festnehmen, und das geht ja nun nicht!“ Was passiert eigentlich, wenn sowas passiert ist? Der Weg einer Unbekannt-Akte zum Thema Alltagsgewalt vom Polizeiabschnitt über die Lichtbildkartei der Kripo bis zur Jugendstaatsanwaltschaft, wo sie vorerst geschlossen werden muss.“