Die Frage ist noch einigermaßen hypothetisch und vielleicht zu früh gestellt. Aber wohlan: Wer könnte sich vorstellen, ein „Krimijahrbuch“ zu abonnieren, das ZWEIMAL im Jahr (Frühjahr / Herbst) mit je ca. 180 Seiten erscheint und im Abo ca. 12 € kosten würde? Und wer hielte das für keine gute Idee? Und was erwartet man inhaltlich von einem solchen „Buch“, das doch eigentlich die Vorstufe für eine Krimizeitschrift wäre? Nur mal so ins Blaue gefragt. Antworten erbeten. Als Kommentar oder Mail.
Viel Arbeit.
Wann fangen wir an? 2007 oder erst 2008?
Viel Arbeit, Axel, allerdings. Da sollte man scharf drüber nachdenken, obs überhaupt lohnt. Nach den bisherigen Reaktionen eher nicht…
bye
dpr
Das gute an einem Jahrbuch finde ich, dass im Rückblick die Höhepunkte zusammenfasst und aus gebührendem Abstand analyisert. Je kürzer die Abstände, desto eher muss man (auch) aufs Tagesgeschehen reagieren. Das ist nichts Schlechtes, aber sollte man dann nicht konsequent sein und dann gleich alle ein, zwei Monate eine Zeitschrift rausbringen?
Stimmt alles, lieber Jürgen. Der Ein/Zwei-Monatszyklus ist natürlich beim aktuellen Stand der Dinge völlig illusorisch, aber die Teilung des KJB könnte auch so vollzogen werden, dass die Frühjahrsausgabe genau diesen „gebührenden Abstand“ wahrt und auf das Jahr zurückblickt, während die Herbstausgabe mehr die Aktualitäten berücksichtigt. Wobei es natürlich reizvolle Überschneidungen geben könnte, hier auch Aktuelles, dort auch Analysierendes zu finden sein könnte. Es gibt noch andere (gute) Gründe für die Zweiteilung, auf die ich aber erst dann eingehen möchte, wenn die Geschichte spruchreif ist. „Wegbereitung“ für eine richtige Zeitschrift wäre einer. Aber es ist eben auch doppelte Arbeit, eine Redaktion müsste aufgebaut werden. Spannend könnte das durchaus sein – aber eben nur, wenn auch das Interesse von Käufern vorhanden ist. Wir bleiben auf jeden Fall dran.
bye
dpr
Finde ich eine gute Idee. Bei Redaktion bin ich sofort dabei. Ich bin dann auch für Überschneidungen, denn Aktuelles und Rückblickendes muss ja immer rein. Einen Rhythmus von ein, zwei Monaten finde ich höchstens als Fernziel anstrebbar. Zwei bis drei Ausgaben im Jahr, das könnte man schaffen. Dann müssen sie auch nicht so dick sein, und mehr Leute würden sich vielleicht sagen: Ach, ja, nich so’n dickes Ding, das könnte ich gut im Zug von Blieskastel nach Saarbrücken lesen. Man könnte Diskussionen bündeln, Streitse auf einen Punkt bringen, von dem sie weitergehen könnten. Und so. Was sagen denn die Buchhalter und Verleger zu dieser Idee?
„‚Wegbereitung‘ für eine richtige Zeitschrift …“ hört sich gut an: So etwas fehlt in deutscher Sprache. Wäre also schön, wenn’s tatsächlich gelänge. Mein Abo ist hiermit zugesagt.
Buchhalter und Verleger sind, lieber Georg, genauso scharf am Nachdenken wie moi. Mit der bloßen Zweiteilung ist es ja nicht getan. Auch nicht mit der Regelung de organisatorischen Fragen. Gibt es überhaupt genügend Interessenten? Wie könnte man zusätzliche Einnahmequellen anzapfen? Die frankokanadischen „Alibis“ etwa kriegen staatliche Zuschüsse und bringen Anzeigen. Ich nehme also an, die zahlen auch (wahrscheinlich bescheidene) Honorare. Will alles durchdacht sein. Aber die Bedarfsanalyse ist zunächst mal entscheidend und deshalb noch einmal die Bitte: Schreibt, liebe LeserInnen, doch vielleicht mal ganz kurz, wie ihr ein solches Projekt aufnehmen würdet.
Und, lieber Ulrich, danke fürs erste Abo!
bye
dpr
*zweites abo
*elaboriert
im übrigen bräuchte man ein bisschen marketing (**votiert für zeitschrift). und sponsoren. partner im vertrieb. buchhandlungen. alles mögliche. einen stand auf der buchmesse.
***bietet sich als standbunny an
Lass mal dein Häschenkostüm noch im Schrank, Elaborierendste. Wir müssen uns auch ein bisschen abgrenzen, will sagen: Eine Krimizeitschrift am Bahnhofskiosk kann ich mir nicht vorstellen, will ich auch gar nicht, denn das würde bedeuten, im Mainstream schwimmen zu müssen, mit Edgar-Wallace-Sammelbildchen und „Donna Leons Venedig – eine Bildreportage“. Nee, das Ganze wird ein Buchprodukt bleiben, mit relativ geringer Auflage (was das mit den Werbern und Sponsoren schon schwieriger macht). Es kann auch nur über Abos laufen, Buchhandel wollen wir nicht verachten, aber die Kosten kriegst du nur rein, wenn du direkt vermarktest. Deshalb mache ich hier ja händeringend Werbung für Direktbestellungen des Krimijahrbuchs, da bleibt selbst beim Vorbestellpreis von 16 Euro noch mehr hängen als bei einem über den Buchhandel verkauften Exemplar (drum zögert nicht; bestellt! Schaut euch noch mal →das Inhaltsverzeichnis an!).
Aber schon recht, hasigste Wiesbadenerin, elaborieren muss man. Ein bisschen betriebswirtschaftlich denken, auch wenns schwerfällt. Aber wozu weiß unsereiner, was doppelte Buchführung ist, Kosten-Nutzen-Rechnung, sogar eine Sanierungsbilanz könnte ich mit einiger Mühe noch erstellen und was der Cournot’sche Punkt ist, werd ich mein Lebtag nicht vergessen.
bye
dpr
*ein anreiz?
aber wenn wir dann später zusammen einen stand auf der buchmesse haben, dpr?
alle werden sich um uns scharen …
**träumt
im ernst. mit so einem projekt darf man nicht nur auf wtd, nciht nur im netz rumseppeln. nicht nur mit den paar nasen hier.
Um uns scharen? Oder scharren? ICH im Hasenkostüm, du businesswomanmäßig mit dem Bestellblock. Patzerschorsch mit dem Megaphon: Hereinspaziert und abonniert, sonst kriegst was ins Gehirn geschmiert. Müssen wir nur noch eine Nase finden, die uns das bezahlt. Und sprich bitte nicht so abschätzig von den paar Nasen, die wtd lesen. Sind nämlich mehrr als ein paar.
bye
dpr
Hey dpr,
nun mach die Bahnhofskioske nicht so runter. Dort gibt es immer noch die größte Auswahl an Zeitschriften. Und „Jazzthing“ (erscheint so alle zwei, drei Monate, hat ziemlich viel Werbung und ist, wie der Name sagt, eine Jazzzeitschrift) schafft den Spagat zwischen Kunst und Kommerz ganz gut. In der neuesten Ausgabe haben sie Thomas Quasthoff (Jazz??) auf dem Titelbild und Artikel über 4Hero, Holly Cole, aber auch Sonny Rollins und Michael Mantler. Also das ginge.
Wichtiger ist allerdings die Frage nach dem Konzept (im Wesentlichen ginge es von einer Rück- und Vorschau des Jahres zu einer ständigen Begleitung; dann auch mit thematischen Schwerpunkten), der Finanzierung (Abos, staatliche/private Förderung, u. U. Werbung [bei Büchern finde ich Werbung nicht so gut. Ich denke da noch mit Grausen an die Zigarettenwerbung in den Ullstein-Krimis meiner Kindertage]) und der Redaktion für die unangenehmen Aufgaben.
Außerdem haben wir dann irgendwann mit einem anderen Problem zu kämpfen: während es jetzt zu viele Texte für das Jahrbuch gibt, müssen später genug Texte geschrieben werden, die pünktlich eintreffen, damit das Magazin pünktlich erscheint.
vor allem soll er nicht a u f e i n m a l wieder auf edgar wallace rumhacken. letztens musste ich mir noch anhören, dass der ein besserer krimiautor sei als wolf haas.
*pffffffffffffft!
**spricht von einer 10 000 auflage-menge-an-nasen
Ich abonniere mich und würde auch noch zwei-drei Abos verschenken.
Alle zwei Monate ist zuviel. Wenn D-land bisher ohne Krimizeitschrift ausgekommen ist (na fast, es gibt ja Criminalis), dann sind 6 Ausgaben pro Jahr was viel. Zwei bis vier Ausgaben, das scheint mir realistisch. Und an der Werbung kommt man dann eben nicht vorbei. Wollt Ihr Werbung? Wie sieht es mit Subventionen aus, gibt es sowas? Für Förderung der jungen Schriftsteller oder so?
Man kann ohne „echte“ Redaktion auskommen. Unser Lektorenkommittee trifft sich 4 bis 6 Mal im Jahr, der Rest wird per Telefon oder Email ausgehandelt. Ich koordiniere alles und arbeite eng mit dem Verleger zusammen. Die Kritiker kommen nie ins Büro, das läuft per Email, ich schicke die Bücher, die schicken die Kritiken (und wir zahlen, nicht viel, aber ein bißchen, eine der Verpflichtungen, weil wir subventioniert sind, Arbeit schaffen!).
Würdet Ihr auch Kurzkrimis veröffentlichen. Oder nur Artikel, Interviews und Kritiken?
Eine Krimizeitschrift gibt die Höhepunkte des Jahres wieder. In Echtzeit 😉 Und ausführlicher.
Immer zu, fände ich gut.
LG
barb
Noch was : Wie ist den Auflage des KJB? Und wieviele sind verkauft worden? Daran liest sich doch ein Trend ab, oder? Wenn ca. ein Viertel verkauft worden ist, finde ich das persönlich für ein „neues“ Produkt sehr ermutigend und lohnend das auszubauen.
LG
barb
Sag ich doch: zwei bis vier pro Jahr. Wenige Redaktionstreffen. Anbindung an andere wegen des Vertriebs. Stand auf Buchmesse ist aber schweineteuer, das muss sich schon rentieren. Ich wüsste aber den einen oder anderen Verlag, der „uns“ (jetzt schreib ich schon „uns“) mitnehmen würde. Gell, Herr Wörtche? (Gibt noch andere, vielleicht.)
Werbung finde ich unabdingbar und auch schick: exklusive Werbung, nicht vonner Agentur aufgepropft (Goldmann damals, Rowohlt: ist doch witzig. Die Grafiker spitzen bitte schon mal die Griffel.).
Lieber dpr, jetzt such du dir mal ne Redaktion zusammen und plan mal genau, und dann machen wir das. Zwei Abos von mir sind dir auch gewiss.
Als Buchprojekt, das zweimal im Jahr erscheint, ist es aus verlergischer Sicht vermutlich eine Totgeburt. So etwas lebt – wie das KJB – von Enthusiasten oder von Leuten, die ihre Texte, die schon irgendwo anders veröffentlicht wurden, für eine Zweitverwertung freigeben. Das wiederum macht es aber auf Dauer langweilig, weil so ein zweijähriges KJB natürlich vor allem durch Originalbeiträge glänzen müsste.
Ich schätze, wenn es halbwegs läuft, würdest Du vielleicht 500 Exemplare davon verkaufen – wie willst Du damit gute Leute bezahlen, die sonst in anderen Medien publizieren und die möglichst originäre Beiträge abliefern sollten? Und solche Leute brauchst Du und die wollen – berechtigterweise – Geld sehen.
Dazu fällt mir auf, was mir schon vor vielen Jahren in der Diskussion um eine mögliche Krimizeitschrift auffiel: Alle wollen sie schreiben, um Werbung und Akquise, um das ganze kaufmännische Ding mag sich niemand kümmern.
Will man so etwas wirklich etablieren, dann braucht es geradezu den Mainstream und die Bahnhofsbuchhandlungen – sonst bleibt es bei den 300, 400, vielleicht 500 Leutchen, die so etwas kaufen. Mainstream ist doch auch nix verwerfliches, wenn der Mix im Konzept stimmt.
Das KJB zeigt zudem sehr schön, wie bislang die Vermarktung lief – nämlich vor allem über das Internet. Da frage ich mich schon, warum man dort nicht gleich bleibt, sich den ganzen Kram mit Druckkosten etc. spart und etwas ins Netz stellt.
So reizvoll ich die Idee finde, so skeptisch bin ich.
illusionslos
Ludger
tolle idee wie ich finde. wäre da grundsätzlich auch interessiert dran aber vielleicht solltet ihr euch weniger um den verkauf an sich gedanken machen sondern erstmal um den content. soll das projekt eher um die krimis des jahres herum turnen oder gebt wird auch neues darin zu lesen sein?
würde mich zumindest interessieren.
Oh, das muss ich jetzt alles erst mal ordnen…
Also: Wir reden von, wenn überhaupt, einer „Zeitschriften-Vorstufe“. Wir reden von einer (verkauften) Auflage, die deutlich unter 1000 liegt und, so wie ich das sehe, auch auf absehbare Zeit unter 1000 bleiben wird. Aber vielleicht nicht mehr so deutlich. Soviel zu Bahnbuchhandlungen und 10,000 Nasen. Die kriegst du tatsächlich nur, wenn du a) eine echte Zeitschrift machst (mit allem grafischen Pipapo), b) genügend Kapital aufbieten kannst, um überhaupt größere Auflagen drucken zu können, c) einen willigen Grossisten findest, der das Ding tatsächlich in die Bahnhofsbuchhandlungen bringt (ich hab mal einen Zeitschriftenverleger gekannt, der aus dem Nähkästchen geplaudert hat. Das ist alles nicht so einfach, aber immer mit viel Geld verbunden) und wenn du d) bereit bist für den Mainstream.
Gegen den ich ja auch nix habe, siehe heutige Rezension. Aber ich glaube nicht an die „Mixlösung“, jedenfalls nicht kurzfristig. Ich glaube sehr wohl, dass ein zweigeteiltes JahrBUCH der erste Schritt auf dem Weg zu einer qualitativ hochwertigen Zeitschrift werden könnte, ob nun Bahnhofsbuchhandel oder nicht.
Im Moment bieten wir ein 20€-Produkt mit 300 Seiten und mehr an. Das ist sowohl vom Preis als auch der schieren Datenmenge eine Hemmschwelle für Interessenten, die entweder diese 20 € nicht ausgeben wollen / können oder nur an Aktuell – Analytischem oder Allgemein-Essayistischem interessiert sind. Was in etwa die beiden Schwerpunkte der Bücher wären (mit, es sei betont, „fließenden Übergängen“ und OHNE Kurzkrimis etc.). Wir könnten hier also vielleicht den einen oder anderen Interessenten als Konsumenten gewinnen.
Ja und nein, lieber Ludger, was die „Zweitverwertung“ anbetrifft. Im KJB 2007 sind fast nur noch die Rezensionen (und selbst die nicht alle) schon mal veröffentlicht worden, die meisten der anderen Beiträge sind Originalbeiträge. Das mit den Rezensionszweitverwertungen wird, so oder so, eh nicht mehr laufen, soviel steht fest. Mehr analysierende Beiträge, wenn Einzelrezension, dann original und meinetwegen auch ausführlicher als üblich.
Und, ja, es soll Honorar gezahlt werden. Ich habe die Zahl 10 € / Seite im Kopf, weiß natürlich, dass das ein Witz ist, aber es ist weit mehr, als wir jetzt zahlen können – wenn überhaupt. Dieses Geld kriegst du nur über Werbung rein, und da habe ich überhaupt keine Berührungsängste.
„Virtuelle Redaktion“, klar, „Kollektiv“, liebe Barb, darf man das hierzulande aber nicht nennen, sonst sitzt gleich der Herr Schäuble an seinem Rechner und macht bei mir ne Online-Durchsuchung.
Es ist aber richtig, dass sich das Projekt des zweigeteilten Jahrbuchs noch im Stadium des unverbindlichen Planens befindet. Vielleicht wird nix draus, aber wir können so manche Idee für das „einteilige KJB“ nutzen. Eins weiß ich schon mal bestimmt: Auch das nächste KJB wird von mehreren Herausgebern / einer Redaktion betreut werden, das hat sich einfach bewährt. Kann man nachprüfen, wenn das Ding ziegelsteindick vorliegt, Ende März, Anfang April, so der Verlegergott aus Wuppertal will.
Und Illusionslosigkeit will ich mir gar nicht erst leisten. Dann gäbs nämlich kein KJB, keine alten Krimis, keinen Blog, keinen… Ist halt hart und zäh, aber wird schon.
bye
dpr
Hallo mc_o: Inhaltmäßig sind wir jetzt mit den beiden KJBs auf einer guten Linie, es gibt immer etwas Neues zu lesen, Analysen, Porträts, Interviews, abseits von irgendwelchen Hypes. Genau das ist die Stärke des KJB – und seine Schwäche, was die Verkaufszahlen angeht. Wir segeln da so ziemlich am Mainstream vorbei – bewusst. Sonst hätten wir nicht Pieke Biermann zum Schwerpunkt erhoben, sondern Mankell oder Agatha Christie. Nein, um den Content mache ich mir die wenigsten Sorgen.
bye
dpr