Lennon war schon an vielen Bankeinbrüchen beteiligt, aber dennoch: Wie’s geht, weiß er nicht; denn Lennon ist „The Wheelman“, also derjenige, der Bankräuber nach dem Bruch heimbringt. Nur dieses Mal geht so fast alles schief was schief gehen kann. Am Ende ist das erbeutete Geld weg und die Kollegen sind fort. Lennon bleibt alleine zurück und plötzlich wird er von der russischen Mafia, der italienischen Mafia, kriminellen Expolizisten und weiteren Personen, die er nicht zuordnen kann, verfolgt. Und als wäre das alles nicht genug, taucht da auch noch diese Frau auf, die schwanger ist und an der er sehr hängt.
Duane Swierczynski hat mit „The Wheelman“ eine dieser blutigen Krimi-Burlesken geschrieben, bei denen fast alles schiefgeht und eine Überraschung die andere jagt. Alles ist möglich: Kaum eine der Person, kaum eine der Absichten ist was sie zu sein scheint; eine überraschende Wendung jagt die nächste.
Das ist dann auch letztlich das Problem des Buches. Alle Regeln, alle Ordnungen scheinen aufgehoben, ein einzelner Toter ist noch nicht einmal eine gehobene Augenbraue des Lesers wert. So ist es letztlich auch nicht so wichtig, wie das Buch endet: Auch das Ende ist nicht mehr aus den Handlungen und den Charakteren der Protagonisten abgeleitet, sondern dient nur dem Bedürfnis zu überraschen.
Mag auch Spott (z.B. über Dick Cheney) nicht fehlen und damit eine gewisse Realitätsnähe vorgaukeln, im Grunde ist der Unterschied von Büchern wie „The Wheelman“ zu den Whodunits der Klassischen Periode wie The Red House Mystery [Das Rote Haus] von A.A. Milne sehr gering. Hier wie dort hat der Autor jedwede Freiheit, jedes noch so unplausible Ende bei den Haare herbeizuziehen.
Nicht das Swierczynski es nicht beherrschen würde, eine Geschichte aufzubauen, zu entwickeln und den Leser durch Wendungen zu überraschen. Nein, diese seine Kunstfertigkeit hatte er schon in seinem Erstling Secret Dead Men hinreichend demonstriert. Allein, so schwindlig gespielt wie in „The Wheelman“ ist einem der Ausgang des Buches schlichtweg egal. Und auch wenn man auf so ein „Hurlyburly“ steht, bleibt für mich, dass andere Autoren, wie z.B. Charlie Huston dieses interessanter gestalten und mich erzählerisch mehr und atemloser in ihre Geschichten ziehen.
Duane Swierczynski: The Wheelman.
St. Martin Minotaur 2006. 247 Seiten. 11,49 €
(noch keine deutsche Übersetzung)