Historische Krimis? Das sind doch die Dinger, in denen bevorzugt Köche ermitteln und man neben „historischen Fakten“ auch noch „historische Rezepte“ hingeknallt bekommt. Alles „sauber recherchiert“, versteht sich, dabei ist man schon froh, dass der römische Gladiator oder napoleonische Soldat nicht dauernd auf die Armbanduhr schaut, die er leider beim Kostümwechsel abzulegen vergessen hat.
Denn das ist es ja: Kostümwechsel. Sonst nichts, oder? Die Krimischablonen des 20. Jahrhunderts werden in die historischen Schinken von anno dunnemals gepresst. Ganz nett, wenn’s gut läuft, meistens aber: überflüssig, ärgerlich. Wie kann man mit anachronistischem Werkzeug Geschichte abbilden? Wie in die Gehirne der Menschen vergangener Zeiten kriechen, um dort doch nur die eigenen Denkweisen wiederzufinden? Schwer liegen einem die Fragen auf der Seele und warten auf Antwort.
Wie es der Zufall so will, habe ich mich in letzter Zeit ein wenig in diese „historischen Krimis“ versenkt, ein paar neue sind inzwischen dazugekommen und harren der Lektüre. Es geht dabei quer durch den Garten der Geschichte. Tom Wolf („Teuflische Pläne“) und Jan Eik („Trügerische Feste“) haben „Preußenkrimis“ geschrieben, Beate Sauer ist noch viel weiter zurückgegangen und entführt uns mit „Der Geschmack der Tollkirsche“ ins römisch besetzte Germanien, witzigerweise in die Eifelgegend.
Näher an der Jetztzeit sind Anne Perry („Das dunkle Labyrinth“: London 1863/64) und Susanne Goga („Tod in Blau“), deren Held Leo Wechsler uns durch das Berlin des Jahres 1922 geleitet.
Die letztgenannten beiden Romane habe ich noch nicht gelesen, die davor erwähnten schon. Und mein Urteil fällt doch, zur eigenen Überraschung, recht milde aus. Ist halt Infotainment, wie es heute heißt, Hauptsache, man interessiert die Leute überhaupt für Geschichte, wo sie doch sonst schreiend weglaufen, wenn man ihnen die nüchternen Fakten vom Katheder her entgegenschleudert. Das ist das eine.
Und das andere: Ob „historisch“ oder nicht, als „Krimi“ sollten die Dinger schon funktionieren. Und die Mischung aus spannender Unterhaltung und historischem Ambiente sollte irgendwie auch stimmen, ja? Das müssen wir aber genauer betrachten, nächste Woche geht’s los, mit Preußen und Römern.
Probier‘ mal die Shardlake-Romane von Christopher J. Sansom, angesiedelt im England Heinrichs VIII.
Die funktionieren wirklich.
Beste Grüße
Joachim
Danke für den Tipp, lieber Joachim, und sorry, dass wir dich ein paar Minuten im Spamfilter gefangen hatten…
bye
dpr
Und die SPQR-Reihe von, wie heißt er, Maddox? Ich weiß nicht, wie die als Krimireihe ist, historisch sind die bis in die Nebensätze allergenauestens recherchiert.