Es gute alte Tradition. Sobald ich mehr als 100 fliegende Blätter in einer Mappe beisammen habe, überlege ich mir, was sich daraus machen ließe. Erste Anhaltspunkte liefert zuverlässig dieses kleine elektronische Tagebuch, in dem Sie gerade lesen. Und bei dessen kursorischer Durchsicht fällt mir auf: Sprache und Krimi, das könnte ein Thema sein. 2006 intensive Beschäftigung mit einigen Sprachfexen des Deutschkrimis, den Damen Biermann und Paprotta, dem Herr Horst, aber auch dem schon verblichenen Herr Temme. Zudem ein paar wacker durch die Zeitläufte transportierte Hirntodthesen, jene etwa, da Krimis keine Literatur seien, brauche man auch ihrer Sprache keine Beachtung zu schenken. Okay, jetzt nicht schon wieder DAS Thema.
Aber „Krimideutsch oder Wenn Worte reden können“ (hübscher Titel), das lohnt. Nicht dass Sie jetzt denken: Uh, Hochliteratur, da ziehn wa mal lieber das Schwänzchen ein. Nee, nee. Auch die sogenannte Vulgärsprache, an der auf den ersten Blick nichts Literarisches zu finden ist, verdient Beachtung. Sie kann nämlich, und jetzt kommt das Zauberwort, angemessen sein. Ist ja eh Humbug zu behaupten, Sprache sei ein Wert an sich. In Schönheit und dudeskem Gewand sind schon manche Romane gestorben, während die Schmuddelkinder weiterhin fröhlich wesen und unwesen.
Also wie soll das jetzt funktionieren? Ich hab mir schon ein paar Namen notiert, eine Grobstruktur gewissermaßen, und das Ganze wird in Einzelporträts besonders markanter Beispiele von Sprachbearbeitung in Kriminalliteratur aufgezeichnet werden. Dick unterstrichen schon die oben genannten Namen. Ein paar andere noch zögerlich mit Bleistift geschrieben: Glauser. Miehe. Mal gucken, über welche Felder sich noch zu furchen lohnt… Was ich nicht explizit ausführen möchte, sind Negativbeispiele. Sorry, aber dazu ist mir meine Zeit zu schade, zumal man mich gerade bei einer anderen Sache zum Nachsitzen verdonnert hat (dass ich mich rächen werde, dürfte klar sein). Dass en passant dennoch die neunschwänzige Katze geschwungen werden wird, nu, es kann nicht ausbleiben.
Alles noch nebulös, eins aber kristallisiert sich schon heraus: Die Arbeit erlaubt als gewünschten Nebeneffekt einen weiteren kurzen Gang durch die Entwicklungsgeschichte des deutschen Kriminalromans. Wir wollen das nicht überbewerten, unterschätzen aber auch nicht. Uh, da fällt mir gerade ein: Soll ich dem Dürrenmatt bei dieser Gelegenheit wegen Sprachpfuschs eins draufgeben? Ach nee, Negativbeispiele will ich ja nicht…
Gut, gut, das nur mal informations- und vorwarnungshalber. Vorbestellt werden kann natürlich noch nicht, weder Termine noch Preise noch sonst etwas können genannt werden. Aber vorgemerkt werden kann. Ach doch, das wäre mal ein bisschen was anderes: Wer hier unverbindlich eine Willensbekundung äußert, wird in lockerer Folge privatim über den Fortgang des Projektes informiert, erhält erste Thesenblätter, Inhaltsverzeichnisse, Abrisse etc. Und darf laut dazwischenrufen „He, ich weiß da noch eine(n), guck dir doch den, die mal an!“ So was nennen wir Demokratie, trotz fortgesetzter Kapitalismuskritik.
à la bonheur!