Unser inzwischen zum Dauerersatzalligator beförderter freier Mitarbeiter Johannes Schulz hat zwei weitere Tageslinks geschickt. Und einer davon ist zum Schreien komisch – oder zum Weglaufen hirnrissig.
Zunächst der weitgehend normale, er betrifft natürlich Tobias „Liste“ Gohlis, der nicht nur ZEIT hat, sondern auch ab und an aus dem →SPIEGEL guckt. In nämlichem bespricht er „Die Macht des Mr. Miller“ von Charles den Tex (muss ich auch noch lesen, das Buch schaut mich seit geraumer Zeit immer so anklagend an, wenn ich am Stapel vorbeischleich). Das sei „alles flüssig und psychologisch spannend erzählt“, lobt Tobias „und in den STERN komm ich auch noch“ Gohlis, hält indes für die eigentliche Sensation des Buches die „Verschwörung der Guten, die sukzessive dabei ist, Platons Utopie einer Philosophendiktatur auf PC-Ebene zu realisieren“. Doch, muss ich unbedingt bald lesen.
Jetzt aber der Irrwitz der Woche. Nein, stopp, gerade schickt Johannes einen neuen Link! Um 15.05 Uhr bringt der →Saarländische Rundfunk (!) der dritten Teil einer achtteiligen Lesung von Karl von Holteis „Mord in Riga“. Also schnell hin, →Live Stream! Doch gemach: Das Ding heißt eigentlich „EIN Mord in Riga“. Und gilt natürlich nur bei Krimianalphabeten als „einer der ersten deutschen Kriminalromane“, weils ja eine Novelle ist. Und überhaupt hätte mich Deutschlands provinziellster Sender ruhig mal fragen können, ob man nicht besser „Schwarzwaldau“ lesen lassen solle, ja doch, hätte ich geantwortet.
Aber endlich zum Irrwitz: Der eigentlich geschätzte Droemer Knaur Verlag hat den Thriller „Fatal Velvet“ von Tamara Kelly veröffentlicht, angeblich eine Übersetzung aus dem Amerikanischen, 2005 bei der „Nayeli Press“ ersterschienen. Alles Quatsch. Tamara Kelly ist Deutsche, heißt eigentlich Beatrix Mannel, eine „Nayeli Press“ gibt es gar nicht, das Ganze ist eine vom Verlag durchgezogene Aktion, denn: „Eine deutsche Autorin habe kaum Chancen, sich auf dem deutschen Markt mit einem solchen Buch durchzusetzen, sagt Lektorin Andrea Müller zu FOCUS Online.“
Und die Dame weiter: „Wer als Lebensmittelchemiker einen Thriller veröffentliche, der schreibe das nicht auf den Buchrücken. Und weil auch hässliche Autorenfotos nicht gerade verkaufsfördernd wirkten, lägen immer häufiger Bücher ohne Autorenfoto im Regal.“
Ja, das mit den Autorenfotos stimmt schon. Also amerikanisch muss man als Frau schon sein, aussehen wie Heidi Klum plus die andere da, die mit den aufgespritzten Lippen, und unter Diplomkaufmännin braucht man gar nicht erst die Illusion zu hegen, einen Krimi veröffentlichen zu können.
Hübsch auch die Reaktion der Syndikatssprecherin Angela Eßer: „Es sei ein seit Jahrhunderten bekanntes Phänomen, dass deutsche Autoren unter englischen oder skandinavischen Namen publizieren.“
Seit Jahrhunderten? Man lernt immer wieder was dazu. Sogar aus dem →FOCUS, für die Harry „Ich heiß im wirklichen Leben auch ganz anders“ Luck diese hübsche Geschichte geschrieben hat.
*liebt dich und deine einträge