Alligatorersatz 160607, Sonderschicht

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Vonwegen Wochenende. Jetzt hauen sie mir wieder das Mailprogramm zu, die üblichen Verdächtigen von Patzer bis Schulz. Also Wochenendsonderschicht, mit Lohnzuschlag.

Endlich! Anfang Juli erscheint das „KurzKrimi Magazin“, herausgegeben vom „Autoren-Feder Verlag“! Interessenten lesen sich bitte selbst durch den entsprechenden (nein, kein Schreibfehler, das soll nicht „ansprechenden“ heißen) →Webauftritt und beachten bitte die „Leseecke“, u.a. mit zahlreichen Rezensionen aus der Feder der Betreiberin der Seite deutsche-krimi-autoren.de, die sich auch wirtschaftsmathematisch betätigt und in einer Rezension von Gabriele Wolffs „Im Dickicht“ zu wichtigen Erkenntnissen gelangt, was die Reihe „Kaliber .64“ betrifft:

Das Preis- Leistungsverhältnis ist katastrophal. Für gerade mal 64 Seiten zahlt der Leser 4,90 € (in der alten Währung fast 10,00 DM). Meiner Meinung nach nur eine Serie für reiche Leser. Bislang sind 9 Kurzkrimis erschienen. Wer alle gekauft hat ist bei 45,10 €. Das Buch dürfte nicht mehr als 2 – 2,50 € kosten. Somit ist diese Edition als „uninteressant“ einzustufen.

„KurzKrimi Magazin“ kostet übrigens 3,50 €, leider wurde der Umfang noch nicht genannt, so dass ich diese Edition ad hoc nicht einstufen kann. Vielleicht kann sich aber auch die Unterschicht ein Heft leisten.

Horst Eckerts „Königsallee“ wird nun auch im →„Oberpfalznetz“ gewürdigt. „Kritisch, spannend und aktuell wie nie“ sei das Buch, befindet die Autorin Anastasia Poscharsky-Ziegler, bevor sie in einem kurzen Interview Eckert selbst zu seinem neuen Werk befragt. – Und da musste ich nun doch einmal kurz auflachen:

„Überhaupt gehen Sie die „Königsallee“ sehr literarisch an: den Romanteilen stellen Sie Zitate von Heinrich von Kleist, Ödön von Horvath, vom Maler Max Beckmann und einen Songtext der britischen Band Spandau Ballett voran. Warum zielen Sie so hoch?“

Genau. Spandau Ballett! Gings literarisch nicht auch ne Nummer kleiner, Herr Eckert? Frankie Goes To Hollywood etwa?

Wenn der „Mannheimer Morgen“ graut, dann bringt er Krimirezensionen mit sich. Zur Anthologie →„Tatort Deutsche Weinstraße“ etwa: „Mit Anthologien ist es schließlich auch so eine Sache. Sie können gute Geschichten beinhalten und nicht so gute, und in diesem Punkt macht die vorliegende Sammlung auch keine Ausnahme. Der ein oder anderen Geschichte fehlt es leider an Spannung und Struktur, wie zum Beispiel „Das Lama von Bockenheim“ von Jürgen Siegmann oder Sandra Lüpkes „Gehörnt in Lambrecht“. Doch der Leser sollte sich am besten selbst auf die Fährte begeben.“

oder zum neuen Krimi von →Donna Leon: „Mit einem langen Anlauf verstrickt Donna Leon die Leser in das gewohnte, geliebte Krimi-Gewebe. Zur Variation des Immergleichen gehört auch, dass Brunetti selbst ein Literaturliebhaber ist.“
Und wo sich Morgengrauen unserer bemächtigt, da ist der Patzer nicht weit. Hier mit seiner bereits gestern vorgestellten, leicht gekürzten Rezension von Astrid Paprottas →„Feuertod“.

Wolfgang Brenners „Bollinger und die Friseuse“ spielt im Grenzgebiet von Saarland und Lothringen. Der Titelheld ist Saarländer, die sonstigen Handelnden zumeist aber Franzosen. Die →„Financial Times Deutschland“ schreibt nun: „Resultat ist eine typisch saarländische Gemengelage, in der Alimente, untergeschobene Kinder, geklaute Leichen und eine lüsterne Friseuse kühn mit internationaler Politik und dem Zweiten Weltkrieg verwoben werden.“ Das ist, mit Verlaub, zynisch und saarländerverachtend, wenn schon, dann saarländisch-lothringische Gemengelage, aber eigentlich auch wieder nicht, denn solche Fälle geschehen nun wirklich nicht alle Tage hinter unten bei uns, höchstens am Wochenende.

Wer jetzt eine Gänsehaut hat, der sei an die gleichnamige Sendung auf →wdr 5 verwiesen. Auch dort empfiehlt Reinhard Jahn „Bollinger und die Friseuse“: „…für mich sehr angenehm zu lesen: wie Wolfgang Brenner mit leichter Hand einen spannenden Krimi aus der Region erzählt – und dabei die meisten selbsternannten Regionalkrimis weit hinter sich lässt. Weil er seine Sache ernst nimmt und sich nicht mit den naheliegenden Krimi-Klischees arrangiert.“

Schön gesagt, Herr Jahn, aber eins ärgert mich denn doch auch hier: Nämlich die „lothringische Kleinstadt“, „die irgendwo im Niemandsland zwischen Saarbrücken und Metz liegt“. Niemandsland? Wenn das so weitergeht, werd ich hier noch zum Patrioten…

Weitere Tipps: Ingrid Müller-Münch empfiehlt „Die Jünger des Teufels“ von Glenn Meade, Manfred Sarrazin „Total Panic“ von Jeff Abbott, Klaus Prangenberg für unsere Kleinen „Fletcher Moon Privatdetektiv“ und Ulrich Noller Friedrich Anis „Wer lebt, stirbt“.

2 Gedanken zu „Alligatorersatz 160607, Sonderschicht“

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