Kapitel IV

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Was bisher geschah: Der berüchtigte Krimiblogger „Der Unbenennbare“ ist ermordet worden. Kommissarin Beller, in lockerer, wenngleich pikanter Wohngemeinschaft mit Horatio Wickius, dem King of Crime, lebend, findet am Tatort eine mysteriöse Liste, auf der die Namen von KrimiautorInnen verzeichnet sind – und dahinter, durch Gleichheitszeichen verbunden, die Namen bekannter Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und sonstigem Showgeschäft. Nach einigen erotischen Verirrungen erholt sich Wickius im Zölibad, während die Beller telefoniert – und unvermittelt einen Schrei ausstößt…

ACHTUNG: Diese Folge ist eine Anklage gegen den Missbrauch des Geschlechtsverkehrs in der Kriminalliteratur. Um diese Anklage zu stützen, muss auf ein besonders ekliges Beispiel eingegangen werden. Wir bitten um entsprechende geistig-moralische Lesevorbereitung.

Der dem Bellermund entwichene Schrei hatte Wickius wie eine Silvesterrakete aus der Badewanne gehoben, doch selbst die Gegenwart höchster Gefahr für Leib und Leben der Mitbewohnerin konnte ihn nicht davon abhalten, seine Blöße mit einem wadenlangen Lodenmantel zu bedecken, den er, mit langen Schritten ins Wohnzimmer stürmend, korrekt zuknöpfte.

Anna Beller saß auf der Couch; bleich, das Handy in der Linken, die Rechte den dicken Frotteebademantel züchtig um den zitternden Leib raffend. „Was ist geschehen?“, fragte Wickius schwer atmend und blickte sich mit der Erfahrung seiner dreißig Dienstjahre im Zimmer um, ohne indes auch nur den Hauch einer Gefahr zu gewahren.

Die Beller ließ das Handy kraftlos auf die Couch sinken und antwortete: „Der GAU“. Wickius sah sie irritiert an. „Der GAU“, wiederholte Anna Beller und zog, da sich eine Brust aufzumachen drohte, ins Freie zu entkommen, ihren Bademantel noch fester um den Körper.

„Gestern abend“, begann sie ihren Bericht, „haben hochrangige Mitglieder des Syndikats, der Vereinigung deutschsprachiger Krimischaffender, in einer Bielefelder Buchhandlung gelesen. Aus irgendeinem ‚Kettenthriller’, keine Ahnung, was das ist, sie haben das Ding auch zusammen geschrieben, wird das eigentlich zusammengeschrieben?, egal, jedenfalls: Als gegen 22.30 der Wachmann die Buchhandlung inspizierte, fand er dort das Publikum schlafend. Das verwunderte ihn nicht, wie er aussagte, jedesmal, wenn Syndikatsmitglieder lesen würden, käme das vor, solche Veranstaltungen seien bei Personen, die unter Schlafstörungen leiden, sehr beliebt. Von den Autorinnen und Autoren keine Spur – auch das nichts Neues. Die machten sich, wenn der letzte eingeschlafen sei, unter Mitnahme des Registrierkasseninhalts wort- und grußlos aus dem Staub. Erst als der Wachmann auf seiner zweiten Tour, kurz nach Mitternacht, die Buchhandlung noch einmal betrat und die Zuhörer weiterhin schlafend vorfand, wurde ihm die Sache verdächtig. Er hat sie wachrütteln wollen, aber keinen Erfolg gehabt.“

„Schlafgas“, murmelte Wickius sinnierend vor sich hin, und die Beller nickte es seufzend ab. „Schlafgas, ganz recht. Die herbeigerufenen Kollegen von der Bielefelder Kripo samt Ärzteteam hatten einige Mühe, die guten Leutchen wieder unter die Wachen zu kriegen, in einem mit Vorhang abgetrennten Kabäuschen fand man dann auch eine leere Flasche Schlafgas, den korrekten Namen hab ich vergessen, irgendwas Lateinisches. In ihrem Hotel waren die AutorInnen – sieben insgesamt, alles illustre Namen – nicht aufgetaucht, bei sich zu Hause ebenfalls nicht. Gegen zwei Uhr stand fest: Entführung. Wie und durch wen – ein Rätsel. Und ich muss jetzt los ins Präsidium, Krisensitzung. Denn dass dieser Fall etwas mit dem unsrigen zu tun hat, liegt auf der Hand. Erst ein Krimiblogger tot, eine Liste mit Autorennamen – und jetzt verschwundene KrimiautorInnen.“

Wie erstarrt stand Wickius im Wohnzimmer, als sich die Beller von der Couch erhob und nach ihren Anziehsachen griff, die über einer Sessellehne hingen.

„Würden Sie bitte dieses Zimmer verlassen, ich möchte mich jetzt anziehen!“, bat die Beller nicht ohne Nachdruck und der lodenmantelumschlungene Wickius tappte in sein Zimmer und setzte sich an den Rechner.

In solchen Situationen der Ratlosigkeit, ja des Schocks hatte sich nüchternes Recherchieren als der Königsweg zurück zu klaren Gedanken bewährt. Wickius googelte nach besagtem „Kettenthriller“ und wurde rasch fündig. Er pfiff verblüfft durch die Zähne.

„Dauerständer. Ein Kettenthriller aus der Welt des internationalen Terrorismus“.

Richtig – er erinnerte sich. Besagtes Werk hatte in Kritikerkreisen und darüber hinaus für einiges Aufsehen gesorgt, nicht nur seines Titels wegen. In „Dauerständer“ wird erzählt, wie eine islamistische Terrorzelle namens El Paso die deutsche Regierung zu zwingen versucht, die Bundeswehrtruppen aus Afghanistan zurückzuziehen. El Paso befindet sich im Besitz einer teuflischen chemischen Substanz, die, in kleinsten Mengen versprüht, ein Horrorszenario auslöst. Zitat:

„Commander Meier-Bruchlage setzte sich fassungslos auf den Stuhl. Konnte das sein? War die Existenz einer Substanz denkbar, die, von Männern eingeatmet, bei diesen zur Dauererektion führt, Viagra hoch 10, aber, viel schlimmer noch, auch noch das Endziel jeder Erektion – die Ejakulation – dermaßen zu stimulieren im Stande ist, dass praktisch pausenlos Sperma produziert wird, nicht zu stoppen, nicht zu kanalisieren, zig Millionen Männer mit einem stündlichen Spermaausstoß von geschätzten fünfzehn Litern, das machte auf drei Monate hochgerechnet eine Menge, die ganz Deutschland sechzig Zentimeter hoch unter Sperma setzen würde, durch welches man knietief waten müsste, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Hatte es jemals etwas Ekligeres gegeben?“

Wickius schüttelte den Kopf, nein. Etwas Ekligeres hatte es, wenigstens in der deutschen Kriminalliteratur seit dpr, noch nicht gegeben, und er begrüßte ausdrücklich die aus Protest gegründete „Hamburger Initiative für erektionsfreie Kriminalliteratur“, deren hauptamtlicher Geschäftsführer Ludger Menke, Inhaber von klosterkrimi.de, in einem flammenden „Appell an das Volk und seine Führung“ den unsäglichen „Kettenthriller“ gegeißelt hatte. Zitat:

„Ich bin nicht prüde, ich bin nicht zartbesaitet. Ich lehne mich genüsslich zurück, wenn Hände abgesägt, Köpfe abgesprengt, Füße abgeätzt und Haustiere bei lebendigem Leibe gehäutet werden. Aber beim Sex hört der Spaß auf! Goethe, über dessen Lippen zeitlebens kein unanständiges Wort gekommen ist, würde sich im Grabe herumdrehen, wenn er mitansehen müsste, wie deutsche Leitkultur zuschanden geritten wird, mit Füßen getreten von diesen Syndikats-Stinkböcken, diesen widerlichen, völlig untalentierten, ununterbrochen intrigierenden Wortpfuschern, diesen ungewaschenen, unzivilisierten, miesepetrigen, arschpickligen, strunzdummen, furzgesichtigen, arschohrigen, rindsköpfigen, fettleibigen, schweißfüßigen, grindigen, kotzgedankigen….uswusf.“

Wickius überlegte. Wahrscheinlich würde die Polizei Menke verhaften, ihm unterstellen, er stecke hinter der Bielefelder Aktion. Doch woher sollte Menke Schlafgas bezogen haben? Wer waren seine Helfershelfer, denn um sieben, zumeist übergewichtige SyndikatsmitgliederInnen mit notorischem Achselschweiß aus einer Buchhandlung zu entfernen, brauchte es etliche hartgesottene Komplizen und ein größeres Fahrzeug. Besaß Menke überhaupt einen Führerschein? War ihm eine solche logistische Leistung zuzutrauen, ihm, der doch noch nicht einmal in der Lage war, einen simplen Link korrekt in seinen Blog zu setzen? Wickius hegte schwere Zweifel.

Die Liste. Das wars. Er verglich die Namen dort mit denen der Entführten – sie waren sämtlich verzeichnet. Und dahinter: andere Namen, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, angesehene Kapazitäten wie Josef Ackermann, Hartmut Mehdorn, Heiner Lauterbach, Günter von Zeh und Ah, Hermine Lidl, Heidi Klum…

In seinen Gedanken verloren, surfte Wickius zum Saarbrücker Polizeipräsidium und begutachtete, wie immer mit angewiderter Mimik, den dort betriebenen „E.E.Poe-Blog“, dessen erster Eintrag es mühelos schaffte, bei jedermann mit halbwegs intaktem Hirnkasten einen mittelschweren Brechreiz auszulösen:

„Am Anfang erschuf Edgar Ellen Poe Krimi und Erde. Dann ruhte sie drei Tage, bevor sie den elektrischen Schnellkochtopf erfand.“

Für einen Moment bemächtigte sich eine gewaltige Depression des Wickiusschen Gemütes, er sah sich vor sich, einen älteren Herrn im Lodenmantel – Lodenmantel? Das erinnerte ihn an etwas…einen Autor…käme aber wieder mal kein Schwein drauf – einen älteren Herrn in den besten Jahren, die er im Dienste der Kriminalliteratur vergeudete, einer Kriminalliteratur, die längst ihren Ursprung – die Vernichtung des Bösen durch das Gute, die Aufrechterhaltung von Sitte, Moral und Anstand – zugunsten billigster, widerlichster Effekte aufgegeben hatte, von kranken Gehirnen unablässig produziert, nichts war mehr tabu, jedes Unaussprechliche wurde niedergeschrieben, die Kultur blieb dabei auf der Strecke, die hehre deutsche Literaturkultur, von Dumpfbacken in den Dreck gezogen, nein – in knietiefem Sperma ertränkt.

Und wer war das? Da, auf der geschmacklosen Webseite der Saarbrücker Polizei? „…freuen wir uns, Frau Barbra Reinhardt, unsere neue Pathologin, begrüßen zu dürfen. Frau Reinhardt hat das eiskalte kanadische Quebec verlassen, um hier im Lande ihrer Vorfahren, nahe der Grenze zu Frankreich, dessen Sprache sie beherrscht, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Frau Reinhardt ist…“

Ein paar biografische Daten, die Wickius indes nicht interessierten. Er starrte wie gebannt auf das Bild der Pathologin, sie stand im grünen Kittel vor einer ausgeweideten Leiche, das Skalpell dekorativ in den Brustkorb derselben gebohrt, triumphierend lächelnd…und dieses Lächeln war es, das in Wickius zum ersten Mal seit 23 Jahren ein tieferes Gefühl weckte, vor 23 Jahren, als er anlässlich einer Dienstreise nach Gelsenkirchen Ulla begegnet war, Ulla, der schönen Serienkillerin mit dem Grübchen am Kinn…aber das war eine andere Geschichte und Wickius zu müde, sie sich abermals in seiner Phantasie zu bebildern.

Er schaltete den Computer aus, erhob sich und schleppte sich Richtung Bett. Warf den Lodenmantel auf den Teppich, sich selbst auf die Matratze und entschlief beinahe augenblicklich. Draußen zwitscherten Vögel, klapperte die Zeitungsfrau am Briefkasten, ängstigten sich gekidnappte AutorInnen und dachten daran, wie die Auflagen ihrer Bücher ob des sensationellen Falles in die Höhe schnellen würden…

Fragen, Fragen, Fragen: An welchen Krimiautor musste Wickius schmunzelnd denken? Wird Giorgio diese Frage beantworten oder wie gehabt scheitern? Findet man die traurigen Überreste der entführten AutorInnen – und wo? Macht sich Anna Beller in der nächsten Folge wieder nackig? Don’t miss…

42 Gedanken zu „Kapitel IV“

  1. A..? Wg. Lodenmantel? Nö? Ich werd den Teufel tun und den Namen A.. hier noch mal in den Mund nehmen…Kleiner Tipp: Es ist ein reichlich übles Wortspiel…

    bye
    dpr

  2. So, gehen wir das doch mal durch:

    » Der dem Bellermund entwichene Schrei hatte Wickius wie eine Silvesterrakete aus der Badewanne gehoben…. «

    Arg schiefes Bild, findest Du nicht? Wer startet seine Silvesterraketen in der Badewanne? Wieso hebt ein Schrei?

    »… seine Blöße mit einem wadenlangen Lodenmantel zu bedecken, den er, mit langen Schritten ins Wohnzimmer stürmend, korrekt zuknöpfte.«

    Lodenmantel? Wirklich Lodenmantel? In meinem Badezimmer hängt ein Bademantel

    »“Was ist geschehen?“, fragte Wickius schwer atmend und blickte sich mit der Erfahrung seiner dreißig Dienstjahre im Zimmer um, ohne indes auch nur den Hauch einer Gefahr zu gewahren.«

    Einen Hauch Gefahr gewahren? Das ist jetzt nicht Dein Ernst, oder?

    »„Gestern abend“, begann sie ihren Bericht, „haben hochrangige Mitglieder des Syndikats, der Vereinigung deutschsprachiger Krimischaffender, in einer Bielefelder Buchhandlung gelesen….«

    Das Syndikat würde vermutlich verneinen, dass es „hochrangige“ Mitglieder hat.

    »„Als gegen 22.30 der Wachmann“« – da fehlt wohl das Uhr, oder?

    „Schlafgas“ – was ist das? Siehe auch http://www.chemieonline. de /forum/showthread.php?t=69778

    »„Dauerständer. Ein Kettenthriller aus der Welt des internationalen Terrorismus“. «
    Welcher Verlag sollte denn so etwas veröffentlichen?

    »Etwas Ekligeres hatte es, wenigstens in der deutschen Kriminalliteratur seit dpr, noch nicht gegeben…“«

    Ist „dpr“ jetzt eine feste Zeiteinheit in der Kriminalliteratur-Zeitrechnung? „Sechs Jahre vor dpr, zwei Jahre nach dpr?“

    Das Zitat vom klosterkrimi-Blogger ist vollkommener Quatsch.

    »Doch woher sollte Menke Schlafgas bezogen haben?«
    – Richtig, wo er noch nicht einmal weiß, was das überhaupt ist.

    »Besaß Menke überhaupt einen Führerschein?« Diese Frage kann mit einem Ja beantwortet werden.

    »War ihm eine solche logistische Leistung zuzutrauen, ihm, der doch noch nicht einmal in der Lage war, einen simplen Link korrekt in seinen Blog zu setzen?«
    U-N-V-E-R-S-C-H-Ä-M-T-H-E-I-T!!!

    »freuen wir uns, Frau Barbra Reinhardt, unsere neue Pathologin, begrüßen zu dürfen. Frau Reinhardt hat das eiskalte kanadische Quebec verlassen,…«

    Echte Rechtsmedizinerinnen lehnen den Begriff „Pathologin“ ab.

    »Er schaltete den Computer aus, erhob sich und schleppte sich Richtung Bett. Warf den Lodenmantel auf den Teppich, sich selbst auf die Matratze und entschlief beinahe augenblicklich.«
    Ist er jetzt tot?

    Die ersten Sätze dieses Kapitels sind vom Satzbau einfach nur furchtbar.

    Ludger

  3. Ich erwarte ob dieser impertinenten „Analyse“ einen Aufschrei aus sämtlichen LeserInnenmündern, der mich wie einen Knallfrosch aus dem Sessel hoppsen lässt! Da beginnt man eine Folge mal als „literarischen Krimi“, schon hat Herr Menke was zu meckern! Die nächste Folge beginnt übrigens so:

    „Der Nebel lag wie ein Leichentuch über der hügeligen Landschaft, das Leichentuch lag wie eine hügelige Landschaft über der Leiche.“

    DAS soll mir erst mal einer nachmachen!

    Der Rest des Kommentars disqualifiziert sich natürlich selbst. Natürlich muss ein Lodenmantel im Badezimmer hängen, weil noch kein Mensch etwas von einem Kriminaldichter Bademann gehört hat! Natürlich ist Frau Reinhardt „Pathologin“, sie stammt nämlich aus Französisch-Kanada, da ist das die offizielle Berufsbezeichnin („pathologiste“). Natürlich besitzt Herr Menke einen Führerschein – für Mopeds. Natürlich würde jeder seriöse Verlag einen Roman namens „Dauerständer“ veröffentlichen. Allein der Titel brächte 5000 Verkäufe. Natürlich ist Wickius NICHT tot. Die Serie geht nämlich weiter. Am nächsten Montag.
    So, und jetzt, wie gesagt, der Aufschrei bitte. Aber LAUT! Sonst gibts hier fünf Wochen lang keinen Blogeintrag mehr!

    bye
    dpr

  4. du lässt dir n i c h t s sagen …
    *furchtbar!
    jeden satz muss man sich von dir auseinandernehmen lassen, aber wehe …

    *omi menke bringt heilmittel (so heißt die omi)

  5. Ich verzeihe dir dein unflätiges Benehmen, weil du krank bist, liebe Anobella. Gute Besserung!, rufen wir dir zu. Nach deiner Gesundung wirst du einsehen, wie sehr du mir Unrecht getan hast, dass nur du für die bitteren Tränen verantwortlich bist, die ich jetzt in den Whirlpool hineinweine. Schönen Gruß auch an Omi Menke! Bloggt die übrigens auch?

    bye
    dpr

  6. Tut mir ja furchtbar leid, lieber dpr, dir da in den Rücken zu fallen. Ist auch gar nicht meine Art, weil es da ja Verletzte geben könnte, ABER : pathologistes analysieren Blutproben oder machen Biopsien und so, sowohl am lebenden als auch am toten Patienten. Es heißt wirklich medecin légiste, die arbeiten nur mit schon verstorbenen Patienten. Und wo Barbra Reinhardt doch kein frisches, warmes Blut sehen kann…

  7. Höre nur, was Anobella und Barb Dir sagen.

    Was den Anfangssatz betrifft: Die wirklichen Klassiker der Romananfänge sind oft sehr schlichte Sätze.

    „Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen“.
    „Was ist das. – Was – ist das?“
    „Er stand vor dem Tor des Tegeler Gefängnisses und war frei.“
    „Es war Arbeitsstunde.“

    Dagegen klingt „Der Nebel lag wie ein Leichentuch über der hügeligen Landschaft, das Leichentuch lag wie eine hügelige Landschaft über der Leiche.“ wie picklige Pubertäts-Prosa. Und das in DEINEM Alter, Alter.

    Ludger
    *wünscht Anobella auch gute Besserung
    ** dankt Barb für die Richtigstellung

  8. Hier ist eine Verschwörung im Gange…gezielte Falschmeldungen unter obskuren kanadischen Emailadressen…lachhafte Romananfänge ohne Belege…angeblich Kranke raffen sich zu Verleumdungen auf…

    bye
    dpr
    *übergibt den Fall an Wickius

  9. […] Der bekannte Blogger dpr von „watching the detectives“ führt den Mann auf den Kernbestand seiner ihm von der Natur vorgegebenen Funktion zurück. Indem er nämlich den beim täglichen Blick in die E-Mail Eingänge zu beobachtenden Wunsch des Mannes, eins zu werden mit seiner Reproduktionsmechanik, als sabbernde phallische Reduktion darstellt, entlarvt er auch das außerhäusliche Macht- und Sendungsbedürfnis des modernen Mannes als vordergründig und plakativ.

    […]

    Selten hat ein Autor eine so konsequente und schonungslose Metapher für die Selbstzerstörungslust der männlichen Spezies gefunden. Reicht es nicht, dass diese in ihrem Maximierungswahn die Natur zerstört, nein, nun ist der Mann selber dran. […]

    Und was mag es Schauerlich Schöneres geben, als sich einen Mann vorzustellen, der vom Glückgefühl überwältigt, ob seines Befruchtungsstäbchens, seinen Energie- und Flüssigkeitshaushalt um genau dieses Stäbchens herum organisieren muss – und angesichts des sich bildenden Platzmangels im Unterleib des Mannes, ist dieses Organisation nicht nur mental und zeitlich. sondern auch räumlich zu verstehen.

    […]

  10. Das war natürlich dpr selbst. Welcher seiner Besucher käme schon auf die Idee, seinen Kommentar in Blockquote zu setzen? Mit einem eigens erfundenen feministischen Feigenblatt versucht er doch nur, seine schamlosen, sexuellen Machophantasien zu bedecken.

    Ludger
    *gruselt sich

  11. Ich geb ja zu, dass es von mir sein könnte, aber ich war es nicht! Die Emailadresse ist jedenfalls gefälscht. Ich guck mal, ob ichs über die IP rauskrieg…
    Tatsächlich gab es mal eine Kurzgeschichte von mir, die genau das in „Dauerständer“ beschriebene Phänomen thematisiert hat. Sie sollte in unserer Schülerzeitung erscheinen, tat es aber aus Gründen, die ich nicht mehr nachvollziehen kann, nicht. Schade. Die Kurzgeschichte muss leider als verschollen gelten.

    bye
    dpr

  12. Von Arjouni habe ich den ersten und den bislang letzten Kayankaya-Roman gelesen („Happy birthday, Türke“ und „Kismet“) und soweit ich mich erinnern kann, mochte ich die Romane v.a. aufgrund des Helden. Ironisch, oft überdreht, reichlich Tote – für deutsche Hardboild-Schule schon ganz ordentlich.

    Ludger
    *hat seinen letzten Arjouni 2001 – vor sechs Jahren! – gelesen
    **fühlt sich unendlich alt

  13. So wie ich die Auslassungszeichen verstehe, handelt es sich um einen Ausschnitt eines längeren Textes. Anscheinend wird dieser zitiert, deshalb wohl auch der blockquote.

    Beste Grüße

    bernd

  14. *endlich! ich fand ihn klasse, damals. krimis dürfen ja ruhig ein bisschen schlampert sein, hauptsache, das ding läuft durch … und bei ihm läuft es durch. so ein bisschen wie in der popliteratur …

  15. Liebe Anobella,

    zu Arjouni kann ich Dir in zwei Wochen vielleicht ‚was aktuelles sagen, denn dann wollte ich eines seiner Bücher wieder lesen.

    Soweit ich mich erinnere (meine letzte Lektüre dürfte zirka 10 Jahre her sein), stimme ich Ludgers Aussage zu – mit einer kleinen Ausnahme: Hardboiled und Humorkrimi sind zwei Begriffe, die bei mir nicht ganz zusammen gehen; aber das ist wohl mehr ein semantischer Unterschied und soll nicht zur Subgenrediskussion führen.

    Beste Grüße und hoffend, dass das ABC-Pflaster wirkt

    bernd

  16. Den Übeltäter, der sich „feministisches Manifest“ nennt, habe ich inzwischen anhand der IP ermittelt. Ich gebe ihn hier nicht der Öffentlichkeit preis, sondern sage nur: Ich weiß, wer morgen keinen Nachtisch kriegt…

    bye
    dpr

  17. Lieber dpr,

    wer glaubt schon das, was Dir das internationale Feminarisat als IP-Nummer unterjubelt.

    Ansonsten ist für Außenstehende anzumerken, dass die Nachtische in der berühmten wtd-Kantine meistens so schmecken, dass man herausschmeckt, wer zuvor im Whirlpool war, dessen Wasser zum Ansetzen verwendet wird.

    @Anobella: Ludger hatte letztes Jahr ein Interview mit David Peace gemacht, in dem dieser äußerte, dass seiner Meinung nach Humor und Krimi nicht zusammen passen. Ich sehe das zwar nicht so radikal, aber die Zahl der guten Humorkrimis, die mehr als Klamauk darstellen, scheint mir doch überschaubar zu sein.

    Beste Grüße

    bernd

  18. Och, dpr, dann bekommst Du also morgen keinen Nachtisch? Ich hätte da noch Rote Grütze im Kühlschrank…

    Aber die Sache mit dem Hardboiled und Humor, das wäre doch mal ein WIRKLICH interessanter Ansatz, den Du zum Beispiel in Macro Scope (oder wie sollte diese Ein-Mann-Zeitschrift heißen?) ausführlicher betrachten könntest. Natürlich nur, wenn Du neben dem Schreiben von schmuddeligen Sex-Krimis noch Zeit fändest…

    Ludger
    *duckt sich

  19. Bernd, Bernd, Bernd…
    Und Ludger: Ja, wenn ich ZEIT hätte! Aber ich werde jetzt die verschollene Kurzgeschichte mit den undichten Männern als KURZKRIMI für eine Anthologie ausarbeiten. 20 Seiten Schmuddelsex & Crime!

    bye
    dpr

  20. ich mag euch alle. selbst das ungeheuer, das mich ständig in softpornos einarbeitet.
    *seufzt

    humor und krimi (ich lass mal das hardboiled weg, weil das mehr eure männliche obsession ist … **lacht?) – okay, man liest edgar wallace und agatha christie und georges simenon natürlich mit fünfzehn, aber die leben alle vom witz. a l l e. auch hammett ist, so höre ich, für manche komisch (auch wenn ich kaum drüber lachen kann) … also das gäbe eine lange reihe glaube ich, die ihr sicher überzeugender füllen könntet als ich … die felidaekrimis … sehr komisch … übrigens definitiv hardboiled …

  21. Anobella,

    Du bist eine Anarchistin.

    Zweifelsohne lag der Charme A. Christie auch in ihrem Humor – schon alleine Ihre Titel … [fast wäre ich versucht zu sagen, AC hat eine gewisse Form des Literarischen in die Detektivgeschichten ihrer Zeit gebracht …]

    Humor als ein Gestaltungsmittel, zur Darstellung von Personen, zur Auflockerung. Schön und Gut. Ken Bruen, (der erste Krimiautor, den ich sehe, dass er zu Ellroy auf die einsame Insel der wirklich Großen stößt) ist so einer: Kalt lächelnd erzählt er bitter komische Geschichten.

    Aber Humor als schale Entschuldigung, dass der Autor martialisch Dutzende von Menschen auf schauerlichste Art und Weise umbringen darf und mit den Organen Häuser, Fahrzeuge und Wege drapiert, find ich nicht besonders überzeugend. Da verstehe ich Peace sehr gut, der sich offensichtlich an sehr viel düsteren Geistern abarbeitet.

    Hardboiled fiction, most commonly associated with detective stories, is distinguished by an unsentimental portrayal of crime, violence, and sex.

    zitat: wikipedia

    Und “sentimental portrayal” und Klaumuk und tierischer Eskapismus passen für mich nicht zusammen – aber wie gesagt, wir können uns einigen, dass das eine rein semantische Frage ist.

    Beste Grüße

    bernd

  22. wolf haas ist auch anarchist und fruttero und lucentini und camilleri und arjouni … das sind natürlich präferenzen von mir.

    *klar

    aber ich liebe auch puristen wie highsmith … ich sollte direkt mal wieder einen christie zur hand nehmen. edgar wallace ist ziemlich albern mit seiner romantik, simenon gefällt mir gut.

    und dpr natürlich auch.

    **streichelt dpr

  23. Anobella: jetzt hat dpr mich gefragt, ob ich die illustrierte Ausgabe machen soll. Er macht dafür extra eine neue Zeitschrift namens Micro-Loop. Was hältst du davon?

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