Oliver Uschmann: Wandelgermanen

Oliver Uschmann lässt Bochums bekanntester Männer-WG keine Zeit zum Verschnaufen. Kaum hatte man sich bei „Voll beschäftigt“ damit abgefunden, dass das Haus abgerissen werden muss, liegt jetzt schon der Nachfolger vor, in dem Hartmut, der namenlose Erzähler und die beiden Frauen aufs Land auswandern. „Wandelgermanen“ ist der dritte Teil der ‚Hartmut und ich‘-Reihe und verlegt den Wahnsinn vom Ruhrpott ins schwäbische Hinterland.

Dabei hat Uschmann das erste Mal die Geschichte als durchgängigen Roman konzipiert und dank seiner Kreativität hetzt er seine vier Abenteurer nicht nur durch die typischen Renovierungs- und Baumarktepisoden. Diese Klischees inklusive des Gangs durch die Ämter reizt er zwar lustvoll aus, verschwurbelt sie aber an vielen Stellen mit einer Menge seltsamer Einfälle. Ganz so abstrus wie bei → „Voll beschäftigt“ ist es diesmal zwar nicht, aber bei der naturnahen Vereinigung ‚Wandelgermanen‘ und der ‚Wehrsportgruppe‘ muss man manches Mal schon schwer schlucken.

Auf der anderen Seite beweist Uschmann zum wiederholten Male, dass er ein Meister ist, Alltagssituationen so in Worte zu fassen, dass man die Situation plastisch vor sich sieht. Für Sätze wie „Hartmut rüttelt noch einen Moment nach, dann lässt er von dem Mann ab wie ein CIA-Agent, der überzeugt wurde, dass sein Gefangener doch nichts weiß“ oder Baumarkt-Dialoge wie „‚Sorry, sind Sie aus Garten?‘ ‚Nein, aus Holz.‘ ‚Wissen Sie was zu Dach?‘ ‚Kommt drauf an.'“ kann man auch das dritte Buch der ‚Hartmut und ich‘-Reihe nicht genug beklatschen. Mit dieser sprachlichen Stärke im Rücken würde es nichts ausmachen, bliebe Uschmann manches Mal mehr in der Realität und der Beschreibung der alltäglichen Absonderlichkeiten.

Beim Finale gehen leider die Gäule komplett mit ihm durch und er übersteigert die Geschichte ins Groteske, bis sich der Leser fühlt, als wäre er in die Mühlen zwischen Haruki Murakami und Douglas Adams geraten. Trotzdem ist „Wandelgermanen“ ein gelungenes Buch, und da das Ende sich für eine Fortsetzung geradezu aufdrängt, gebe ich hiermit schon mein Versprechen, nochmal mitzugehen.

Oliver Uschmann: Wandelgermanen
Scherz
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