„Copper River“ von William Kent Krueger macht da weiter, wo der letzte Band der Serie, Mercy Falls aufgehört hatte. Cork O’Connor, suspendierter Sheriff von Aurora, ist auf der Flucht. Killer sind hinter ihm her, weil er angeblich den Sohn von Lou Jacoby getötet hat. Es verschlägt ihn nach Bodine, weit weg von seiner Familie und schwer verletzt. So hockt er nun in einer Hütte in einem ehemaligen Urlaubercamp, von seiner Cousine, einer Tierärztin, wieder zusammengeflickt, der das alles gar nicht recht ist, weil ihr Mann, Aktivist für Indianerrechte, von Uniformierten erschlagen worden war.
Wenig Zeit hat O’Connor jedoch, sich mit sich selber zu beschäftigen. Die beste Freundin von Ren, dem Sohn der Cousine taucht unter, nachdem ihr Vater erschlagen im Wohnmobil aufgefunden wird. Dem zuständigen Detektiv des Countys fällt nichts besseres ein als das Mädchen zu verdächtigen, da es in der Vergangenheit, wenn der Vater zu viel getrunken hatte, immer wieder zu Übergriffen kam und sie sich dann in einJugendhaus zurückziehen musste.
Ein anderer Freund des Jungen wird angefahren, die Leiche einer jungen Frau wird am Ufer des Sees angeschwemmt: Es sind die Jugendlichen die im Mittelpunkt des Interesses stehen. Und wieder einmal (nach Jan Burkes, im selben Jahr erschienenen Kidnapped ) wird der Leser sich mit familienlosen Kindern konfrontiert sehen, die durch die Lande ziehen und im Jugendhaus Zuflucht suchen.
Den Killer immer im Hinterkopf, die Spuren eines Berglöwen im Camp und die Bedrohung der Kinder vor Augen. Wie in früheren Büchern gibt es wieder eine Vielzahl von Erzählsträngen, die Krueger miteinander verknotet und doch ist das Buch atmosphärisch anders. Wieder einmal, möchte man schreiben. Direkt intim wirkt es: O’Connor fern ab seiner Polizei, ohne die Autorität seines Amtes und mit einer schweren Schussverletzung, die in mental und körperlich einschränkt. Dabei hat O’Connor Verstärkung, Dina Willner Beraterin in Sicherheitsfragen und frühere FBI-Mitarbeiterin und ehemals Angestellte von Lou Jacoby steht ihm bei.
Das Buch ist ein weiterer Beleg dafür, dass Krueger sich um das Auftreten seiner Serie viele Gedanken macht. Mal „police procedural“, mal Psychogramm O’Conners, mal, wie hier, intime Darstellung weitab der Weltenläufe, weniger als bei anderen Serien sieht man ein durchgängiges Schema. Das Buch wartet ohne großen Knall auf und, wenn auch nicht ganz auf dem Niveau der Vorgänger (man hat ja schließlich eine hohe Erwartungshaltung bei Krueger), ist dennoch ein rundes, spannendes Lesevergnügen. Wieder einmal fragt man sich, wohin die Serie steuert und könnte sich in ferner Zukunft sogar ein Buch mit Dina Willner in der Hauptrolle vorstellen.
William Ken Krueger: Copper River.
Pocket Star Book 2007. 416 Seiten. 5,99 €
(noch keine deutsche Übersetzung)