Als er „Blood of Paradise“ schrieb, hatte David Corbett eine Agenda, eine Botschaft, die er unter’s Volk bringen wollte: “The template for Iraq today is not Vietnam, with which it has often been compared, but El Salvador“ (Peter Maass, The New York Times Magazine, May 1, 2005). Das mag für einen Essay, nicht aber unbedingt für Literatur eine gute Voraussetzung sein.
„Blood of Paradise“ spielt in El Salvador und erzählt von Jude McManus, einem Amerikaner, der als Bodyguard tätig ist und einen amerikanischen Geologen bewacht. Dieser untersucht für einen amerikanischen Investor die Auswirkungen eines Brunnens, den ein lokaler Partner für eine Limonadenfabrik hat bauen lassen, und von dem befürchtet wird, dass er die Wasserversorgung der Kleinbauern der Gegend gefährdet.
Jude erhält eines Tages einen Anruf von Bill Malvasio, einem alten Freund seines Vaters. Dieser behauptet, er lebe auch in der Gegend und ob man sich nicht mal treffen könne, aussprechen sozusagen, denn sein Vater und Malvasio, sie hätten da noch ‚was offen. Genauer gesagt, waren die beiden zusammen mit einem dritten Mann, Phil Strock befreundet, Polizisten allesamt und drehten krumme Dinger. Man trifft sich also, redet, findet Zutrauen zueinander und Malvasio bittet Jude, ihm doch einen Gefallen zu erweisen und Phil aus wirtschaftlich schwerer Lage in Chicago nach El Salvador zu lotsen. Phil hatte geschworen, Malvasio zu töten. Damals. Andererseits fühle er, Malvasio, sich verpflichtet.
Es entwickelt sich eine dieser Dreierkonstellationen, alle gehen ihrer Arbeit nach, versprechen den Partnern das eine und machen etwas anderes. Jude will seinen Geologen bewachen, Malvasio entpuppt sich als Drecksack ellroyscher Dimension, dem kein Mord zu schade ist, und Phil meint, irgendwas wieder gut machen zu wollen. Wie derzeit üblich, gibt Corbett den Personen durch innere Konflikte und den Geistern der Vergangenheit, die sie umgeben, zusätzliche Substanz. Die Erzählperspektive wechselt zwischen den Dreien und zunehmend, wenn es auf den zentralen Konflikt hinausläuft, wird es spannend.
„Blood of Paradise“ ist irgendwo zwischen Blettenbergs Null Uhr Managua, Nick Stones Voodoo und Dan Fespermans Prisoner of Guantanamo angesiedelt. Es ist weniger üppig, weniger farbenprächtig als Stones Buch, teilt mit diesem Buch aber die vielschichtige und kompromisslose Darstellung einer Realität, an der die USA und ihre diversen geheimen Dienste nicht ganz unschuldig sind. Man könnte es als reiferes Werk bezeichnen, welches eher den Kopf anspricht und diejenigen zufriedenstellen wird, die Komplexität mögen. Dabei hat es den Esprit, den ich bei „Prisoner of Guantanamo“ vermisste.
Ein gutes Buch also. Wenn auch für den Edgar nominiert, dennoch, so scheint mir, ein wenig übersehen. Dabei ist es nicht nur ernüchternd und spannend, sondern Corbett vermeidet es auch, sein Buch zu überfrachten oder die Leser mit dem Dampfhammer von seinen Ideen überzeugen zu wollen, denn ob und inwieweit El Salvador Vorbild für Irak ist, bleibt unserer Imagination überlassen. Ein Buch also, anders als anfänglich befürchtet, bei dem das Primat des Literarischen nicht der Agenda des Autors geopfert wird.
David Corbett: Blood of Paradise.
Ballantine Books 2007. 448 Seiten. 7,99 €
(noch keine deutsche Übersetzung)