Über Matt Ruffs „Bad Monkeys“ ist hier ja schon das eine und andere gesagt worden. Jetzt findet man beim →Titel-Magazin die Vollkritik. Denkwürdiges Buch. Und meine vierte von insgesamt 99 Rezensionen, die ich einem der geschätzt 197 Krimipäpste hierzulande als Fronarbeit liefern muss. Immer Samstags, wenn bei Titels drüben Krimitag ist.
Hallo!
Persiflage? Warum Persiflage?
Ich glaube, das ist letztlich gar kein Krimi und nicht einmal eine Persiflage drauf. Oder je nachem, wo man anfängt zu lesen. Wenn man vorne anfängt, ja, wenn man hinten anfängt, nein.
Zur Sicherheit haben sie ja „Roman“ draufgeschrieben.
Gibt es eigentlich verbindliche Richtlinien wie weit ein Krimi gehen darf? Wo er aufhört, Krimi zu sein? Ich meine, wenn wir ein Szenario hätte, dass darauf beruht, dass fliegende Teppiche die Hauptverkehrsmittel wären, wäre das noch ein Krimi?
Ich gehe jetzt einmal nachschauen, was ich meiner Psychiaterbesprechung behauptet habe, die irgendwo halbfertig herumdümpelt.
Persiflage durchaus, liebe Frau Krimi. Denk an den Anfang,die serial-killer-Geschichte mit dem Hausmeister. Und überhaupt „die Organisation“, in der so ziemlich alles, was in Krimis für „Recht und Ordnung“ steht, persifliert wird.
Natürlich ist „Bad Monkeys“ kein Krimi im herkömmlichen Sinn, so, wie man es vielleicht in der Schule lernt, wenn der Lehrer seinen Agatha Christie oder Henning Mankell hervorholt und den Kindern erklärt, was Krimi ist. Für mich ist es einer, weil mit Genremitteln ein Verbrechen aufgedeckt wird – du weißt, wovon ich rede, alle andern sollen das Buch zuerst lesen -, weil immer wieder die typischen Versatzstücke verwendet werden (später sogar aus der Science Fiction). Meinetwegen darf da auch auf fliegenden Teppichen rumgedüst werden – aber Achtung, das hören einige nicht so gern.
Richtig ist auch: Wenn man von hinten anfängt zu lesen, ists kein Krimi. Aber von hinten fängt man normalerweise überhaupt kein Buch an zu lesen, das Lexikon vielleicht, wenn man wissen will, was eine Zyste ist.
Wie weit darf ein Krimi gehen? Ganz weit. Viel weiter als er bisher schon gegangen ist. Hoff ich doch.
bye
dpr
Guten Morgen,
ja, das mit den Genremitteln ist genau der Punkt. Ich finde, sie verwenden ziemlich unlautere Mittel für einen Krimi. Aber vielleicht sind unlautere Mittel grad auch genretypisch. Wo käme man hin, wenn die Leute in Krimis alle „lauter“ wären, lauter ehrliche Mörder mit lauteren Motiven, das geht gar nicht. Insofern bin ich einmal zufrieden für den Moment.
lg
M.
Es gibt ja Leute, liebe Frau Krimi, die würden einen Nagel niemals mit der Beißzange ins Holz klopfen, selbst dann nicht, wenn sie gerade keinen Hammer parat haben. Unsereiner hingegen ist mit Vergnügen unlauter und nimmt die Beißzange, wenns sein muss. Ich hab auch schon mal einen Nagel mit dem blanken Daumen ins Holz geklopft. Machst du aber nur einmal.
bye
dpr
was ein geiles zeug! wenn das so weiter geht – d.h. auch das dritte buch, das du mir mitgebracht hast, ein treffer ist (wobei der schluss beim steinbach wirklich zu wünschen übrig lässt, aber scheiß drauf)(verdächtiger löst den mordfall für den kommissar, der auf einem dixiklo fetsitzt)- fange ich an, deine positivbesprechungen ernst zu nehmen.
*lacht
der ganze TONFALL erinnert mich übrigens an den typ deiner geschichte aus hell´s bells. das übersetzt sich in herrlich! volltreffer!
**kann zum ersten mal die leute verstehen, die dir DANKE aufs blog schreiben
im übrigen …
*dokumentiert ihren leseprozess
… ist es verrückt, dass wolf haas sein „das wetter vor 15 jahren“ zur gleichen zeit wie matt ruff seine „bad monkeys“ geschrieben hat.
So, so, zum ersten Mal kannst du verstehen, dass mich jemand LOBT… das lässt tief blicken. Hatte dir eigentlich schon ein Päckchen mit netter Sommerlektüre zurecht gemacht (4x Österreich, dazu zwei von meinen Top 7), aber jetzt trau ich mich nicht. Du änderst vielleicht deine Meinung („Unverständlich, dass SO ETWAS auch noch bedankt wird…“)
ratlos:
dpr
her damit!
*be-geis-tert
**kann zum ersten mal verstehen, dass jemand danke für deine REZENSIONEN sagt!
🙂
Okay. Ich muss das Päckchen nur noch zukleben, adressieren und zur POSTAGENTUR bringen. Das kann ein, zwei, drei Tage dauern.
bye
dpr