Erinnern wir uns. Die europäische Fußball-Criminale ist eine Veranstaltung des Syndikats, der Vereinigung deutschsprachiger Krimischaffender. 16 Mannschaften treten an, spielen ein wenig herum und werden nach und nach liquidiert, bis am Ende eine übrig bleibt. Diese bekommt den Ripper Award verliehen. — Kommt uns das nicht sehr bekannt vor?
Natürlich! Das ist Agatha Christie, „10 kleine Negerlein“ (ein politisch korrekterer Titel fällt mir gerade nicht ein)! Zehn Hanseln auf einer Insel, einer nach dem anderen wird abgenuckelt und am Ende gewinnt – Stopp! Ja, stimmt das denn überhaupt? Werden wirklich ALLE in die Gruft befördert? Nein! Der Mörder inszeniert seinen eigenen Tod, um rechtzeitig zum großen Finale wieder unter den Lebenden zu weilen…
Auftritt Griechenland. Das heißt genauer: Abgang Griechenland. Wenn je ein sportlicher Tod inszeniert war, dann dieser. Der grauhaarige Torwart der Griechen begeht einen Fehler, den wir selbst dem grauhaarigen Torwort der Griechen nicht zugetraut hätten. Der grauhaarige Trainer der Griechen sitzt derweil plaudernd auf der Ersatzbank und tut so, als ginge ihn all das nichts an.
Was schließen wir daraus? Genau! Griechenland ist gar nicht ausgeschieden! Die tun nur so! Wenn dann das Finale (Deutschland – Holland 4:0) vorüber ist und Michael Ballack den Ripper Award in Empfang nehmen will – ist der gar nicht mehr da! Sondern im Reisegepäck von Otto Rehhagel, der mit den Seinen längst auf dem Rückflug nach Griechenland ist, um sich dort gebührend feiern zu lassen.
Clever ausgedacht, Otto! Schöner Suspense, liebe KollegInnen vom Syndikat!
dpr