Russland – Schweden. Die Krimirezension

Jahraus, jahrein das gleiche traurige Bild: Emsige Krimischaffende aus ganz Europa belagern den Strafraum des Lesepublikums und versuchen mit einem öffnenden Pass in die Geldbeutel diese um Zwanzigeuro-Scheine zu erleichtern. Vergeblich. Und dann kommt er: Henning Mankell, eine neue Schwarte vor sich her kickend, er nimmt Anlauf, schießt – Bestseller! Soll das immer so weitergehen?

Man befürchtet es beinahe. Denn der Schwedenkrimi ist erschreckend dominant. Er hat die Europameisterschaften in den Sparten Depri-Krimi, Sozio-Krimi und Afrika-Krimi gewonnen, allein beim „Königsberg Krimi“ bleibt Deutschland seit Immanuel Kants „Der kategorische Apriorimord“ unschlagbar. Ja, wenn die alten Russen noch kicken würden!

Aber die sind tot. Wie gern erinnern wir uns an „Anna Karenina“ (Eine Frau fällt vor einen Zug. War es Mord?), „Die Nase“ (Eine Nase verschwindet. War es Diebstahl?) oder „Archipel Gulag“ (Ein Mann verschwindet. War es Stalin?), doch diese Zeiten sind längst vorbei. Jetzt laufen 11 des Lesens sichtbar unkundige Bürschlein auf den Platz, wo die schwedischen Titelverteidiger schon eifrig an neuen Bestsellern basteln. Und dann geschieht es…

Die Russenbuben feuern einen Plot nach dem anderen auf das von Mann, Maus und Mankell verzweifelt verteidigte Tor. Ohne große narrative Umwege stürmen sie über die Flügel, Action türmt sich auf Action und so kommt, was kommen muss: 1:0!

Die Schweden schlittern ins Desaster und die komplette Krimiwelt beginnt zu feixen! Vor diesen rostigen Pennern mit ihren abgegriffenen Spannungsmustern haben sie sich generationenlang versteckt? Es ist fast zum Lachen! Das 2:0 der Russen bringt Gewissheit: Schweden ist als ernstzunehmende Fußballkrimination aus dem Rennen! Alle anderen haben wieder Chancen! – Bis auf Deutschland, wo weiterhin „Mönchengladbach Krimis“ geschrieben werden.

dpr

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