Griechenland – Schweden. Die Krimirezension

Hallo? Geht’s noch? Die 30.000 im Stadion trauen ihren Augen nicht. Was für ein Setting! Gemütlich, je ein unwilliges Kind hinter sich her zerrend, betreten die Dinosaurier des politischen Fußballs den Platz. Hier die Griechen, Sinnbilder des Stillstands und des Aussitzens, der Ära Kohl (Rehhagel), dort die Schweden, die in sich zerstrittene Sozialdemokratie schlechthin. Anpfiff. Na? Haaaaaallo! Spieeeeeelen! – Nichts. Griechen und Schweden tun, was CDU und SPD immer tun: Sie suchen die Mitte und schieben sich dort in aller Seelenruhe den Ball zu.

Der Rezensent ist ratlos. Während nichts geschieht – nur Charisteas (Erwin Huber) dringt, laut „Mehr Netto vom Brutto!“ schreiend, gelegentlich als soziale Avantgarde in den schwedischen Strafraum ein und semmelt den Ball übers Tor, die Schweden verausgaben sich in Einzelaktionen und wollen zuerst einmal „programmatisch diskutieren“ – während also fast nichts geschieht, ahnt der Kritiker, welche Art von Krimi ihn hier erwartet: deutscher Soziokrimi! Mithin die Inkarnation des schlimmsten Verbrechens, welches jemals am Leser begangen wurde: Langeweile! Die Platz-Verhältnisse sind an allem schuld! Der Schiedsrichter ist ein Reaktionär!

Die 30.000 schreien verzweifelt „Krimi! Krimi!“, doch die Spieler reagieren nicht. Mittelstürmer Gekas (Steinmeier) und Linksaußen Ljundberg (Pofalla) verhandeln an der Seitenlinie bereits über eine Große Koalition – da geschieht es. Ibrahimovic, der Mann, dessen Friseur seit Jahren im Koma liegt, schießt aus dem Hinterhalt (!). Tor! Ibrahimovic – ach Quatsch, es ist Andrea Nahles, die hinterhältige (!) linke Socke! – jubelt, die Sozialdemokratie hat gewonnen! Ein weiteres, glücklich herausgestochertes Tor beendet die Partie, welche der Rezensent in den kurzen Wachphasen seines nunmehrigen Tiefschlafs mit einem „Oskar, hau ihnen eins rein!“ kommentiert hat. Wenn es noch eines Beweises für das anachronistische Dasein der „Volksparteien“ bedurft hätte, hier war er: Fußballkrimi als Ball- und Strategiegeschiebe, Spannung als die Umschreibung jenes unklärlichen Muskelkrampfs, der einen griechischen Verteidiger am Ende des Spiels auf den Rasen wirft. Furchtbar, furchtbar.

Ein Gedanke zu „Griechenland – Schweden. Die Krimirezension“

  1. Nur dass du den einen Namen falsch geschrieben hast. Ein kundiger Kenner der Szene sagte, er heiße Rehakles, weil er doch Grieche sei. Halt dich dran, bitte.

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