„Menschen – Orte – Kriminalität“: diesmal mit Musik. Musik kann aggressiv machen – oder das Gegenteil bewirken. Doris Zielatkiewicz, Lehrerin an einer Berliner Grundschule, setzt Musikmachen als Kriminalprävention ein. Ob das funktioniert, erfährt man im RBB-Inforadio 93,1 am 20. Juni 2008 um 10:27 und 13:27 Uhr. Wie immer aus dem Mund von Pieke Biermann, wie immer auch, wenn man aufs Radio klickt.
Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht in irgendeinem Medium von Jugendkriminalität die Rede ist. Die lässt zwar insgesamt nach, aber bei den Gewaltdelikten scheint unsere Jugend zuzulegen: an Brutalität und Rohheit.
Zuzulegen in Sachen Kriminalität und Gewalt scheint auch die Jugend, die man mit dem handlichen Kürzel ndH versieht – nicht-deutscher Herkunft. Auch Migrationshintergrund genannt. Über probate Mittel dagegen streiten Theoretiker & Praktiker, probiert wird manches, selten sinnvoll koordiniert. Einig sind sich jedoch alle, die sich ernsthaft damit beschäftigen: Wenn die Jungs (und zunehmend Mädels) erstmal Jugendliche sind, ist es eigentlich schon zu spät – man muss früher ansetzen. Zum Beispiel in der Grundschule, bei den 5-13jährigen.
Doris Zielatkiewicz ist seit 30 Jahren Lehrerin an der Weddinger Humboldthain-GS. Sie erlebt täglich die Unruhe, den Mangel an Kommunikation und Konfliktfähigkeit, den die Kinder mit in die Schule bringen (und oft auch die Eltern). Sie hat auch miterlebt, was der klinisch-abstrakte Begriff “demographischer Wandel” bedeutet – vor 30 Jahren war Kein Kind ndH, heute sind es 90 Prozent. Opfer der jahrzehntelangen Politik der Desintegration und Verleugnung.
Diese Schule allerdings steht heute relativ unnormal da: Sie hat keine Probleme mit Waffen und Drogen, und die körperliche Gewalt bleibt auf dem Niveau typischer Jungsklopperei. Die Humboldthain-GS ist eine musikbetonte Grundschule. Musikmachen als Kriminalprävention? Das klingt absurd und funktioniert trotzdem. Es ist eine Art “Rhythm is it!” im Kiez-Alltag.