Kurz & gut: Zoe Beck, Wenn es dämmert

An solider Spannungsliteratur, die nicht vorgibt, etwas anderes zu sein als gute Unterhaltung, herrscht hierzulande durchaus Mangel. Die junge Autorin Zoe Beck könnte in diesem Segment reussieren; alle Voraussetzungen sind jedenfalls vorhanden.

„Wenn es dämmert“ spielt in Schottland und erzählt eine vertrackte Geschichte um Mädchenhandel, alte Familiengeheimnisse und neue Obsessionen. Mina Williams, Schriftstellerin, erwacht eines Morgens nackt und offenbar vergewaltigt in einem fremden Haus, dessen Besitzer, ein Golfcrack, nicht mehr erwachen kann, weil er tot ist. Nachbar Cedric, Sohn eines Zeitungsverlegers, bekommt ein Geschenk von Papa: das „Aupair-Mädchen“ Pepa, eine minderjährige Rumänin. Auch er sitzt ziemlich schnell in der Patsche, beide sich nun entwickelnden Fälle hängen, natürlich, zusammen. Mina und Cedric machen sich notgedrungen daran, die eigene Haut zu retten und die Verstrickungen aufzudröseln. Verstrickungen, die bis in das Berlin der Nachkriegszeit zurückreichen.

Gut; am Ende sind es vielleicht ein paar Knoten und der eine oder andere Todes- und Zufall zu viel. Die Richtung aber stimmt. Dramaturgisches Geschick und etwas angeknabberte, gut gezeichnete Protagonisten (sie permanent unter Beruhigungsmitteln, er mit reichlich Zwangsneurosen) und unfallfreie Sprache zeigen das Potential der Autorin. Wir sind auf die weitere Entwicklung gespannt.

Zoe Beck: Wenn es dämmert. 
Bastei Lübbe 2008. 303 Seiten. 7,95 €

5 Gedanken zu „Kurz & gut: Zoe Beck, Wenn es dämmert“

  1. Endlich kann ich mal mitreden, weil ich den Krimi gelesen habe! Wirklich schön gemacht, wie dieser Charakter Cedric nicht von Anfang an in Stein gemeißelt ist, sondern sich entwickelt und am Ende besser dasteht als zuvor. Fühlte mich sehr gut unterhalten – und bin für Zwangsneurotiker immer empfänglich. Man steht ja je nach Tagesform und Situation immer selbst am Abgrund …
    🙂

  2. Das ist nicht mein Problem. Ich mag nur nicht Konflikte, die aus irgendeinem Inzest o.ä. herrühren. Das ist bei den Skandinavierautorinnen so beliebt. Aber Berlin ist immer gut. Ich bin ja auch Lokalpatriotin, was den Regionalkrimi angeht.
    Nein, nein, mir ist jede Gegend egal.

    Henny

  3. Nach der Hälfte der Lektüre wollte ich Dich schon fragen, ob Du die Autorin persönlich kennst.
    Dann kam mir der ganze Aufbau des Buches zu bekannt vor… und es ließ mir keine Ruhe… bis ich wußte, wer hinter Zoe Beck steckt.

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