Interview mit Peter Kember/Spectrum

Der britische Experimentalmusiker Peter Kember gründete Mitte der Achtziger mit Jason Pierce die legendäre psychedelische Rock-Band Spacemen 3. Bereits vor dem Aus dieser strebte Kember eine Solokarriere an. Dieser Tage ist er nun mit seiner Band Spectrum auf Europatournee. Unser Starreporter Kai Florian Becker bat Kember vorab um ein kurzes Gespräch.

Hinternet: Sie arbeiten unter drei Pseudonymen: Spectrum, E.A.R. (Experimental Audio Research) und Sonic Boom. Das ist etwas verwirrend. Wo liegen die musikalischen Unterschiede?

Kember: Da gibt es durchaus Abgrenzungen. Was ich mit Spectrum mache, beruht auf Songs und ist lyrisch. Die Idee zu E.A.R gründet nur auf dem Klang. Wobei es auch Gemeinsamkeiten gibt: Es muss immer dröhnen und brummen. Bei E.A.R kann ich allerdings klangliche Manöver ausprobieren und die Gitarre auch mal weg lassen.

Hinternet: Was bedeutet Ihnen heute Spacemen 3?

Kember: Noch genau so viel wie eh und je. Ich fühle mich geschmeichelt, dass sich immer noch Interesse an der Band besteht. Obwohl ich wusste, dass die Musik nachhaltig sein würde. Ich habe es nicht so mit Eintagsfliegen. Ich versuche immer mein Bestes. Manchmal kann ich einige Leute damit glücklich machen, etwas seltener auch mich.


Hinternet: Wie viel von Spaceman 3 steckt heute noch in Ihrer Musik?

Kember: Vielleicht 80 Prozent. Es war eine lange, kontinuierliche Reise bis hierhin. Mit vielen tollen und einigen wenigen guten Musikern. Aber meist machte es Spaß. Ich hatte nie erwartet, dass es einfach werden würde. Um ehrlich zu sein, bin ich der Überzeugung, dass wirklich Großartiges nicht mühelos zustande kommt. Einen Gitarrenakkord zu spielen, ist ein Kinderspiel. Aber ihn 30 Minuten lang perfekt zu spielen – das ist Kunst. Davon ab spiele ich auch heute noch auf der Bühne das ein oder andere Spacemen 3-Lied.

Hinternet: Haben Sie noch Kontakt zu Jason Pierce?

Kember: Nein. Ich versuchte es mal mit E-Mails. Doch Jason scheint sich besser zu fühlen, wenn er nicht in Konkurrenz zu mir steht. Für meine Begriffe war die Presse in seinen furchtbarsten Momenten überfreundlich zu ihm. Wie es eben mit solch riesigen Entgegenkommen ist: Damit erreicht man nicht viel.