Cross-Marketing

„Meine Eltern sind übrigens durch einen IKEA Prospekt auf das Buch gestoßen, sagen sie. Es sei dort als Kaufempfehlung drin gewesen und sie hätten es daraufhin im örtlichen Buchhandel bestellt.“

Das schreibt Nina in einem →Kommentar zu ihrer Besprechung von Ralf Strackbeins Krimi „Der Billy-Code“ bei der „Krimikiste“. Ein Buch, in dem ein Mord geschieht und sich alle Beteiligten – wegen eines Schneesturms – bis zum Showdown in einem „Möbelgeschäft“ aufhalten. Hübsch.

Man nennt so etwas wohl „Cross-Marketing“ und fragt sich, warum es nicht öfter angewandt wird. Mord bei IKEA – und IKEA empfiehlt das Buch. Typische „Win-Win-Situation“, wie der Neudeutsche sagt. Bei den sogenannten Regionalkrimis läge es nahe: „Die Gemeinde Würselen empfiehlt dringend die Lektüre des neuen Würselenkrimis von Frauke Müller-Buttschwarte.“ – und hat das Teil auch gleich im Fremdenverkehrsbüro ausliegen. Oder Bierkrimis: „Die Hopfenbrauerei Ingolstadt wünscht spannende Lesestunden mit Ingo Laschners ‚Die Pilsverschwörung'“ –und mit was man sich besaufen sollte, um den Schmonzes zu ertragen, braucht kaum hinzugefügt zu werden.

Ein realer Fall von Cross-Marketing – besser wohl: Cross-Promotion – gibt es bei den Büchern aus dem Hause Ullstein zu beobachten. Sie schmückt ein Aufkleber mit der wichtigen Botschaft „Empfohlen von Klassik-Radio“ (manchmal auch nur „Klassik-Radio“). Ha! Das muss einem aber erst mal gesagt werden, dass die Krimikoryphäen nicht in den Zeitungsredaktionen sitzen, sondern bei Klassik-Radio! Richtig, irgendwo müssen sie ja sein. Hinten im Buch ist denn auch immer eine Seite Werbung für Klassik-Radio; man rätselt nur: Wer bezahlt hier wem etwas für die Werbung? Wohl auch hier: Cross-Marketing, Win-Win. Wer gerne Klassik-Radio hört (gibt es solche Menschen überhaupt? Wir fürchten: ja), springt auf Krimis, die von diesem Sender „empfohlen“ werden, besser an. Hofft man. Wer gerne Krimis aus dem Hause Ullstein liest, schaltet des öfteren auch mal Klassik-Radio ein, Herr Vivaldi wetzt schon seine Geigen.

Nun, es gibt auch subtilere Formen dieser Cross-Promotion. Die Blurbs etwa, also jene heißen Kauftipps auf der Coverrückseite. Ich zweifele, dass noch viele Leute wüssten, wer Stephen King ist, würde er nicht auf jedem zweiten Buch lauthals „Roman des Jahres!“ rabauken. Und käme tatsächlich jemand auf die abwegige Idee, die Zeitschrift „Brigitte“ sei ein krimikritikrelevantes Medium, tauchten nicht hier und da Blurbs à la „Bewegend! Liest sich toll!“ auf?

Okay, mich schreckt so etwas eher ab. Aber die Leutchen in den Marketingabteilungen werden schon wissen, was sie tun. Und wenn’s schiefgeht, sind halt die hartleibigen Leserlein dran schuld.

3 Gedanken zu „Cross-Marketing“

  1. Noch ein schönes Beispiel für Cross-Marketing: Werbetexte im Krimijahrbuch unterbringen. Ralf Laumer ist es im aktuellen Krimijahrbuch gelungen.

    bye
    Alex

  2. Das mit Klassik Radio scheint genial. Es gibt dort häufiger „Literaturempfehlungen“, die mit „Unterstützung“ des jeweiligen Verlags hergestellt/gesendet werden.

    Ich stell mir das dann so vor: Ullstein „unterstützt“ Klassik-Radio bei der Erstellung einer Besprechung eines Buches des Verlags und wirbt hinterher damit, dass Klassik-Radio das Buch besprochen hat.

    Wirklich genial.

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