Anlässlich eines Anlasses

Die Criminale ist vorbei – der Skandal beginnt jetzt. Welches mürbe Hirn konnte auf den Gedanken verfallen, ausgerechnet Wieland Bückling, das enfant terrible der deutschen Endreimlyrik, mit dem Verfassen des offiziellen Abschluss- und Lobgedichtes zu beauftragen? Nun hat Bückling sein Elaborat abgeliefert (das Honorar war wohlweislich schon im Voraus kassiert worden) – und sofort herrschen Heulen und Zähneklappern im Syndikat. Warum? Lesen Sie selbst…

Krimi, Krimi, ach herrjeh!
Wenn ich auf deinen Boden seh,
gewahre ich in Schlick und Tang
deinen eignen Abgesang.

Nur das traurigste Getier
Schwimmt im trüben Wasser hier:
Fischstäbchen und Ölsardinen
Wie auf unsichtbaren Schienen,
Thunfisch, eingedost, im eignen Saft
Gaukelt vor die Schöpferkraft.
Seht!, das gilt hier als genial:
Eingeschweißter Räucheraal.

Krimi, Krimi, kein Gewinsel!
Verschwinde von der Blumeninsel,
Mach dich auf zu wilden Fluten,
Wo nicht ständig Fähren tuten,
Uferlosen Ozeanen
Ohne Strände, ohne Bahnen,
Wo der Hai dich sofort frisst,
Wenn du nur ein Stümper bist.

Krimi, Krimi, wend dich ab
Von dem Regiogeschnapp.
Von den Serienkillertümpeln,
All den Psychomistgerümpeln,
Von den furchtbar flachen Teichen,
Die zwar für nen Glauser reichen,
Krimi, Krimi, sei nur froh,
Glauser war grad anderswo.
Sonst hätt er – ich weiß, wie’s läuft –
Dich bei Konstanz glatt ersäuft.

14 Gedanken zu „Anlässlich eines Anlasses“

  1. wieso, ich verstehe nicht,“mürbes Hirn“? Da hat er doch ein Glanzstück abgeliefert. Und genauso wird von Leuten, die von dem Genre leben, über andere geredet.

  2. Na, ich weiß nur, dass seit gestern von 138 Kriminalschaffenden an einem Alternativ-Lobpreisgedicht gebosselt wird. Hier die aktuelle, aber wohl noch nicht letzte Version:

    Oh Syndikat, das du dich meetetest
    Am Bodensee, auch Heinrich Steinfest
    War da.
    Prima.

    Das Gedicht muss mit Zweidrittelmehrheit angenommen werden. Da fehlen jetzt noch 2,3 Stimmen.

    bye
    dpr
    *liest den internen Mailverkehr mit

  3. für mich war Wieland Bückling immer der Größte und habe auch noch keine andere Meinung über ihn gehört (besitze keinen mailaccount). Ich bezweifle nur, dass er genug Krimis gelesen hat.

  4. Heinrich Steinfest! Auch sehr nett. Er muss leider ein bisschen auf seine Figur achten, deswegen scheute er sich, richtig zuzugreifen, als ich ihm von meinen Erdnüsschen anbot. Er wohnt ja in Stuttgart – ein Kaffeehauswiener! „Da werden Sie´s schwer haben in Stuttgart“, sagte ich voller Empathie, aber er meinte „Gar nicht!“ und strich heraus, dass er jetzt – nach zehn Jahren! – einen Italiener gefunden hat, der ihm einen gescheiten Espresso hinstellt. Super!

  5. Genau, lieber Kle, Wieland Bückling hat Generationen von Endreimlyrikern befruchtet. Er arbeitet zur Zeit übrigens an einem Gedichtzyklus, der den Arbeitstitel „Reimcreim“ trägt, eine „Geschichte der Kriminalliteratur, da wo sich alles reimt, ob strunzendoof ob abgefeimt“. Wir dürfen gespannt sein. Einen Vorabdruck gibt es dann in der neuen Krimizeitschrift, die wahrscheinlich – nach unserer bisher einzigen Abonnentin – BARB WIRE heißen wird. – So, so, du hast Heinrich Steinfest kennengelernt, Hasi? Oder hat er dich kennengelernt? Ich meine: Deine Nacktlesungen dürften sich inzwischen auch bis nach Stuttgart herumgesprochen haben…

    bye
    dpr

  6. leider hatte sich das mit der nacktlesung weit weniger rumgesprochen, als ich im vorfeld meiner vorbereitungen zur criminale gehofft hatte (kruzifix – wenn man google mal braucht!!!). heinrich steinfest war auch nicht soooooo begeistert von meiner launigen stuttgartexpertise; als ich das endlich bemerkte, versuchte ich, ihm gegenüber wien lobend hochzujazzen – das fiel mir leicht, da war ich ja noch nicht – aber das kind war schon in den brunnen gefallen. hab dann auch nicht weiter drauf rumgeritten, dass es in stuttgart nur in einer winzigen italienischen nische einen gescheiten kaffee gibt…

    *zieht die augenbrauen hoch

    norbert horst habe ich auch getroffen. ich versuchte mit einem kompliment zu brillieren und da konnte ich dann ZUSEHEN, wie aus von natur aus wohlwollenden augen innerhalb zehn sekunden reiner stahl wurde …. aaaargh … gott sei dank war dauerengel fippy dabei und rettete die situation …

  7. Ui, was für ein „Kompliment“ war DAS denn? So a la „Wenn SIE nackt lesen würden, wüsste man wenigstens, wozu defekte Glühbirnen gut sind“? Nee, nee, nee… Und Fippy hat dann gesagt „… dann muss er halt im Freien bei Sonnenschein lesen!“ Ja, gute englische Fippy…

    bye
    dpr

  8. Ich habe so den Eindruck, als ob Wieland Bückling aka dpr immer noch den Frust sublimiert, mit seinem Gisa Klönne-Verriß so danebengelegen zu haben. Was nun publikumswirksam erat demonstrandum. Viel schlimmer noch, die Jury war nicht einmal frauendominiert, und die Laudatio hielt ein Mann! Auweia. Ich habe nun gerade dieses jüngste Buch von Gisa Klönne nicht gelesen, aber die beiden Vorgänger, und verstehe daher, warum Sie, dpr, als intellektueller Spötter, der entsprechend fabuliert, wagt er sich an Belletristik, mit empathischen Figurenbeschreibungen nichts anfangen können (vom Thema mal ganz abgesehen, das auch mir als zu klischeebeladen etwas heikel wäre – man muß es halt können, durch emphatische Menschenzeichnung den schreibmotivierenden Betroffenheitsgestus verschwinden zu lassen: Mankell kann’s nicht und er ist trotzdem Bestseller-Autor).

    Sie kriegen auf Ihrer eigenen, zu wenig beachteten, Seite ganz offensichtlich zu wenig Widerspruch, um reifen zu können. Da flirtet ständig eine anonyme Dame, die seit ewigen Zeiten an einem Winzerkrimi strickt, von der und von dem ich noch nie was gehört habe. JL sekundiert manchmal in einer Intellektualität, die eher abschreckt, weil sie selbst mir manchmal unverständlich bleibt. Der Krimipapst TW schaltet sich manchmal gönnerhaft ein, wie es seine Art ist – er ist eine Null, was deutsche Krimis, die er per se verachtet und daher nicht mal liest, angeht. Quantité négligeable für unsereins; mag er seine schön dreckigen ausländischen Krimis hochpreisen – er wird es eben nie kapieren, daß das zahme Deutschland nicht so plakativ dreckig ist wie andere Länder. Hierzulande ist selbst der Dreck und das Elend subtil und nahezu unsichtbsr, wenn man nicht hinguckt. Aber ein Papst ist unfehlbar, und as strahlt auch auf (… entfernt…) Pieke Biermann ab, die in diesem Forum unwidersprochen, aber auch niemals kommentiert, auf eine Weise gelobhudelt wird, daß einem schlecht wird. Ihre Zeiten als Literatin sind zehn, fünfzehn, gefühlte zwanzig Jahre her. (… entfernt…) Ihre Tagesspiegel-Reportagen kann ich als aufgeklärte Staatsanwältin nur mit Abscheu lesen: Jeder Beitrag wie eine Bewerbung um die Stelle als Pressesprecherin der Berliner Polizei. Klasse, wie der Zoll arbeitet. Keine Hinterfragung, was ZOLL eigentlich bedeutet. Und ob Kriminalisierung der gegen Zollvorschriften Verstoßenden eigentlich nötig ist. Igitt, diese kriminellen ausländischen Jugendlichen. Toll, dieser in den Ruhestand gehende SEK-Chef – (… entfernt…)Aber derlei wirklich kritische Reportagen dürfte man nicht im Tagesspiegel veröffentlichen, und man braucht das Honorar, zumal Übersetzungshnorare im belletristischen Bereich mickrig sind…

    Georg Patzer ist zu wenig präsent, um Ihnen Contra zu geben, ich selbst habe zu wenig Zeit, um mich Ihrer Erziehung widmen zu können – und den Chef gibt es wohl auch nicht.
    Tja.

    Dann wird wohl nichts mit dieser Seite. Mehr als ein Eigendebut-Posting (leider nicht Glausernominiert) sollte sie doch wohl sein, oder?

  9. Habe ich eine neue beste Freundin gefunden? Es ist kein Winzerkrimi, er ist fertig, und ich bin nicht anonym – aber sonst stimmt alles.
    Unbekannterweise Chapeau!

  10. Liebe Frau Wolff,
    jetzt hab ich gestern noch vollmundig behauptet, keine Kommentare zu zensieren – und habs gerade doch getan. An zwei Stellen (…entfernt…) Ihres Beitrags nämlich, wo Sie mit privaten Details aus den Biografien Dritter operieren. Das ist, Sie sollten es eigentlich wissen, immer Indiz für Argumentationsarmut und tja, eigentlich auch sonst ziemlich armselig.
    Ich bin auch verblüfft, wie Sie mich und das Rezensieren generell einschätzen. Ich habe mit meiner Klönne-Rezi „danebengelegen“, weil Frau Klönne den Glauser gewonnen hat? Bedeutet der Gewinn eines Preises neuerdings, dass das Buch, welches da ausgezeichnet wird, „gut“ sein muss? Oder plädieren Sie dafür, künftig die Qualität eines Buches quantitativ zu regeln? Wenn es sieben positive und drei negative Besprechungn bekommen hat, ist es ergo „gut“ und die drei Abweichler haben „danebengelegen“? Oder wie soll ich das verstehen?
    Dass mir JL „sekundiere“… ja, manchmal tut er das sogar, aber in der Hauptsache ist er ein kritischer Kommentator und deshalb hier immer hochwillkommen. Auch der liebe TW, diese Deutschkrimi-Null, ist es, wenn er sich denn mal zu Wort meldet. Desgleichen Pieke Biermann, deren Zeiten – ich kanns Ihnen versprechen – noch längst nicht vorbei sind. Und, ja, ich halte Pieke Biermann für die größte deutschsprachige Kriminalschriftstellerin EVER und werde sie darob bis zum letzten Atemzug loben, auch für ihre Kriminalreportagen.
    Natürlich finde ich es reizend, dass Sie mich erziehen wollen. Wir sind zwar ziemlich genau im gleichen Alter, aber Männer sind bekanntlich bis an ihr Lebensende eher unreif und begierig auf pädagogische Handreichungen erfahrener Frauen. Aber ich warne Sie: An meiner Erziehung sind, angefangen mit meiner Mutter, bisher alle Frauen grandios gescheitert. Ja, erziehen Sie mich ruhig, ich hab schon Schlimmeres überlebt.

    bye
    dpr

  11. Ich habe jetzt auch noch eine dritte Passage aus dem Kommentar von Frau Wolff entfernt, Anschuldigungen gegen die Berliner Polizei betreffend. Sorry, aber das ist mir einfach zu heiß. Ich weiß nicht, ob das stimmt, als juristischer Laie kann ich nicht beurteilen, ob es sich hier um legitime Meinungsäußerungen, Tatsachenbehauptungen, falsche Anschuldigungen etc. handelt. Und das letzte was ich will ist, in einen juristischen Sumpf hineingezogen zu werden. Nach reiflicher Überlegung also: „Zensur“.

    bye
    dpr

  12. Durch nächtliche Lektüre in diesem Blog habe ich jetzt verstanden, was es mit Barb Wire auf sich hat. 10 Euro für drei Exemplare sind ja nicht viel. Ich habe mich dazu hinreißen lassen „Isis“ aus England für weit mehr Geld zu ordern, was ich schnell wieder beenden werde, weil kaum mehr drinsteht, als ich längst aus dem Internet weiß. Und hier liegt das Problem: Würden dieser und Giorgiones Blog abgeschaltet (obwohl es dort immer mehr um Qi Gong geht), wäre der Kaufdruck für ein Printmagazin höher. Denn obwohl es auch mein Eindruck ist, hier oft in erdachtem Schaum zu schwimmen, gibt´s doch eine Menge Einblicke, Informationen und Rezensionen, mit denen ich etwas anfangen kann. Und ich merke, dass nicht nur Berichterstattung über neue Veröffentlichungen, sondern auch manche Grundsatzdiskussionen inspirierend sind. Wozu aber das gedruckt kaufen? Ein Vorteil wäre, dass auch andere Autoren zu Wort kommen, die ich vernachlässige, weil mir zwei, drei solcher Blogs genügen. Im Heftchen, wo nicht jeder Tagesgedanke, sondern nur (hoffentlich) Aussieb stünde, gäbe es ein anderes „weihevolleres“ Lesegefühl. Tödlich wäre, was in Blogs gang und gäbe ist: Zuviel Meinung und persönliche Einschätzung ohne Unterfütterung durch Recherche. Ich würde so ein Heft am liebsten lesen, wenn es klar strukturiert ist und ich nicht die ach so witzig larmoyanten Einblicke in Autorenseelen bekomme, wie sie auch in den Feuilletons der Tageszeiten um sich gegriffen haben. Zu den Dingen also, das wäre interessant. Ich wollte schon immer mal etwas abonnieren. Ach ja, Isis. Fehlschlag.

  13. Zensur, lieber dpr, kann sehr menschenfreundlich sein. Du hast der Oberstaatsanwältin aus dem brandenburgischen Neuruppin, die als Gabriele Wolff Krimis veröffentlicht, mit Sicherheit die eine oder andere Strafanzeige erspart. Was ich gestern nacht an Unzensiertem in Sachen Polizei und SEK von ihr gelesen (und rauskopiert) habe, erfüllt an mindestens einer Stelle den Tatbestand mindestens der Beleidigung, und die Berliner Polizei hat einen sehr ausgeschlafenen Justiziar, der keine falsche Ehrfurcht vor Staatsanwaltschaften kennt…
    Die OStA’in sollte sich also bei Dir bedanken und flugs eine plausible Ausrede nachreichen. Alkohol oder klimakterisch bedingte Hormonverwirrung gehen immer.
    Kleine Korrektur noch in eigener Sache: Ich würde den Job der Pressesprecherin der Berliner Polizei nicht nehmen, ich nehme, wenn überhaupt, dann nur den der ersten PolizeipräsidentIN, bin aber eigentlich am allerliebsten Schriftstellerin mit vollem Risiko und ohne beamtenrechtliche Absicherung.
    P.

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