Äpfel, Birnen, Vielfruchtmarmelade

„Ein wenig verblüffend mutet die Nominierung des Krimiautors Wolf Haas („Der Brenner und der liebe Gott“) an – hier liegt der häufig bemühte Apfel-und-Birnen-Vergleich nahe.“

Es geht um die „Longlist“ zum Deutschen Buchpreis, die bildungsbürgerliche Variante von „Deutschland sucht den Superstar“, eine scheinbar unfehlbare Methode, pünktlich zur Buchmesse die Kassen klingeln zu lassen, das Feuilleton kritisch zu beleben und bei Parties intellektuell höherstehender Schichten für Gesprächsstoff zu sorgen.

Auf dieser „Longlist“ (die dann irgendwann dramaturgisch geschickt zur „Shortlist“ eingedampft wird) findet sich auch der „Exot“ Wolf Haas wieder, ein Krimiautor, und das, so der →TAZ-Autor, sei „verblüffend“. Nun geht es gar nicht um Wolf Haas, obwohl einem schon Angst und Bange werden darf, sieht man den Rezensionen seines Brenner-Comebacks entgegen. Luschdiger war Krimi selten. Nur: Äpfel und Birnen? Bewertet werden Romane. Die einen sind eher philosophisch, die anderen tendieren in Richtung Gesellschaftsanalyse, in diesen kommt Sprache schmucklos auf den Punkt, in jenen ziseliert sie sich bis in abgelegene Absonderlichkeiten. Manche gehen als Liebesromane durch – und manche halt als Krimi. Mag sein, dass man das nicht vergleichen kann. Aber dann kann man überhaupt nichts mehr vergleichen. Nicht einmal mehr Wolf Haas mit Carl Hiaasen oder Norbert Horst mit Horst Eckert. Darauf einen langen Drink.

3 Gedanken zu „Äpfel, Birnen, Vielfruchtmarmelade“

  1. Es ist halt immer noch wie 1990 in Klagenfurt – bei Kriminalliteratur kommt der meiste Fötelongist (allerlei Geschlechts) gedanklich über die ersten beiden Silben nicht hinaus. Vielleicht sollte jemand dem taz-Autor ein bisschen Kernobst sponsern, womöglich trifft ihn ein Aha-Schlag, wenn er die ersten Gehäuse zwischen den Zähnen hängen hat.
    Aloha – P.

  2. Äpfel und Birnen

    Ach ja – ich erinnere mich noch sehr gut an zermürbende Debatten mit Krimileuten, die mir diffus in den Ohren lagen, Wolf Haas schreibe keine Krimis und deswegen möge er bitte auch nicht als solcher gehandelt (sprich von mir ins Feld geführt) werden. Diese Leute würden ihn dann in welcher Krimiliste auch immer als Exoten einordnen. Manchmal kannst du´s halt keinem recht machen.

    Was sag ich immer? Pieke Biermann kann Berlin und Wolf Haas kann Wien.

  3. Die Art und Weise, wie der Autor des taz-Artikels, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe, mit wertenden Attributen („misslungen“ usw.)um sich wirft, ohne auch nur ein einziges Argument zu bemühen, lässt darauf schließen, dass er generell nicht so viel von Literatur versteht.

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