Krimileseleben -6-

Und wieder mit vier neuen Krimileseleben in die Woche. Folge 5 gibts →hier, und dann immer schön zurück…

Ingrida, 55
Frank, 39
Peter, 41
Susannah, 22

Wie und wann bist du zum Krimi gekommen und was waren deine ersten prägenden Leseerlebnisse im Genre?

Ingrida: So, nun habe ich endlich mein erstes prägendes Krimileseerlebnis hervorgekramt und auch noch durchstöbert. Es war ein Fernsehjugendbuch, Erscheinungsjahr 1963, und hieß „Funkstreife Isar 12“. Die Schilderung des Wachtmeisters Huber zur echten Polizeiarbeit und Verbrecherjagd, gespickt mit einer Prise Humor und bayrischem Dialekt haben mich begeistert, so auch heute noch.

Frank: Der typische Weg der 70/80er nehme ich mal an. Schon früh vom Lesen begeistert, waren die ersten Autoren/Autorinnen an die ich mich erinnere Enid Blyton, Doyle sowie die (ja, auch ich) Romane um die 3 ???. Vermutlich war ich damals so um die 8 Jahre alt. Später ging es dann an die Regalwand meines Vaters, der von den Klassikern bis zu den damaligen Neuerscheinungen mit fast allem aufwarten konnte.

Peter: Ich lese schon, seit ich denken kann. Im Kindesalter halt die Klassiker wie Enid Blyton, die drei ??? und viele Schneider-Serien, z.B. Jan und Jens, Luc Lucas und ähnliche Dinge. Als ich älter wurde, bin ich auf Heftromane im Bereich Horror umgestiegen (Stichwort John Sinclair). Gleichzeitig habe ich viel Science Fiction gelesen, aber das vermochte mich nicht nachhaltig zu fesseln.
Im Laden bin ich dann – das muß Anfang der 90er Jahre gewesen sein – zufällig auf den ersten Band von Inspektor Jury gestoßen, der mir wegen seiner schönen Gestaltung auffiel. Das Buch gefiel mir, und seitdem bin ich sozusagen krimi-abhängig.
Prägende Leseerlebnisse? So etwas ist mir jetzt nicht erinnerlich. Ich erinnere mich daran, daß die 5 Freunde meine Lieblingsserie war, weil die Erzählungen immer super-spannend waren. Aber „prägend“…

Susannah: So seltsam es klingt – es liegt mir im Blut. Schon meine Mutter und meine beiden Großmütter sind begeisterte Krimifans. Besonders meine Mutter hat mich dann sehr sensibel an das Lesen herangeführt. Allerdings hab ich anfangs stark im Histo- und im Horrorbereich gelesen. Dann kamem mit Harry Potter und dem Herrn der Ringe die Jahre, in denen ich viel Fantasy gelesen habe. Und seit etwa 4 Jahren lese ich auch verstärkt Krimis, gerne auch mal historische Krimis. Mittlerweile stehen in meinem Bücherregal mehr Krimis als alles andere.
Prägend in Sachen Krimi war allerdings meine Kindheit: egal ob TKKG oder die drei Fragezeichen – die Jugendserien haben mir den Spaß am rätseln, entdecken usw. gegeben. Aus dem Grunde empfinde ich Krimis, in denen der Mörder lange unbekannt bleibt und die durch Ermittlerarbeit glänzen, auch am besten.

Wie hat sich dein Krimilesegeschmack im Lauf der Zeit entwickelt?

Ingrida: Mein ursprünglicher Lesegeschmack hat sich dann in den Krimis aus dem Grafit-Verlag, insbesondere Horst Eckert, wiedergefunden. Die Themen Polizei- und Ermittlungsarbeit, Korruption, politische und gesellschaftskritische Auseinandersetzungen sind für mich immer wieder interressante Rätselaufgaben. Blutrünstige Gewalt ausgeschlossen.

Frank: Hat er sich entwickelt?
Schwer zu beschreiben, da es sich nie „nur“ auf Krimis beschränkte. Schon als Kind interessierte mich alles mögliche, so dass halt auch alle möglichen Genre(?S) schon damals interessant waren.
Ich erinnere mich allerdings, dass ich ganz zu Anfang auch Krimis von E. George gelesen hatte oder auch A. Christie. Heute ziehe ich für mich persönlich die etwas „härtere Gangart“ vor.

Peter: Angefangen habe ich – wie gesagt – mit Martha Grimes, also den sog. Landhaus-Krimis („Cozy“). Im Laufe der Jahre hat sich mein Schwerpunkt verschoben zu „Hardboiled“-Krimis, also Romanen, in denen es härter zur Sache geht.

Susannah: Anfangs waren es bei mir vor allem historische Krimis, quer durch alle Epochen: die römischen Krimis von Roberts, die Cadfael-Krimis von Ellis Peters, die Preußen-Krimis von Tom Wolf. Dann habe ich, angesteckt durch Elizabeth George, viele britische Krimis gelesen: eben Elizabeth George, Ian Rankin, Deborah Crombie. In den letzten Monaten haben sich dann die Skandinavier sehr stark bei mir durchgesetzt: gerade die düsteren Flairs, durch die sich die Werke von Mankell, Nesser, Indridason oder Larsson auszeichnen, gefallen mir sehr gut und üben einen enormen Reiz aus.

Die Gretchenfrage: Warum liest du Krimis? „Nur“ zur Unterhaltung oder gibt es noch andere Motive?

Ingrida: Ich lese Krimis überwiegend zur Unterhaltung. Es ist ein weites Feld, denn ich mag nicht nur Regio-Krimis, sondern auch Schwedenkrimis, Britische, Italienische und Fred Vargas. Es ist mein Hobby und ich vergesse Zeit und Raum.

Frank: Reine Krimis lese ich tatsächlich nur zur Unterhaltung. Die menschlichen Abgründe scheinen also eine gewisse Faszination auf mich auszuüben (oder ist das jetzt schon ein weiteres Motiv….?).

Peter: Ich lese Krimis nur zur Unterhaltung. Dabei möchte ich eben auch „nur“ unterhalten werden. Romane, in denen es zwar einen Mord aufzuklären gilt, die sich aber ansonsten über 300 Seiten nur über die schlechte Welt beklagen, sind mir ein Graus. Wenn ich so etwas will, dann kann ich Zeitung lesen. Deswegen wirkt das Prädikat, das viele schwedische Krimis haben („In der Tradition von Sjöwall / Wahlöö“), auf mich abschreckend statt verkaufsfördernd.
Auch Krimis, in denen seitenlang nur gelabert und über Gott und die Welt philosophiert wird und nichts passiert, lege ich schnell aus der Hand (z.B. Martha Grimes in ihren „mittleren“ Jury-Romanen).

Susannah: In erster Linie möchte ich unterhalten werden, ja. Allerdings – und das liegt wohl daran, dass ich aus der Horror-/Psychothriller-Ecke komme, fasziniert und interessiert mich auch die Bosheit des Menschen. Die menschliche Intelligenz als größter Gewinn auf Ermittlerseite und als größter Schrecken auf Seite des Verbechers – denn wo wären wir mit der Grausamkeit, ohne die Intelligenz, sie zu erfinden? Der Mensch geht in immer tiefere Abgründe – und nichts ist spannender, als das wahrhaft Böse, gleichzeitig das wahrhaft Menschliche.

Wie informierst du dich über das Angebot? Liest du auch Rezensionen – und welchen Wert haben sie für dich?

Ingrida: Über das Krimiangebot informiere ich mich regelmäßig über die KC, wobei monatlich die Rezensionen natürlich dazugehören. Auch Lesermeinungen, wenn sie nicht zuviel verraten. Buchbesprechungen in Tages- oder Wochenzeitungen, oder im WDR lese und höre ich auch, aber etwas skeptischer. Bestsellerlisten sind wenig aussagekräftig.

Frank: Da ich bis vor kurzem fast 18 Jahre im Buchhandel gearbeitet habe, natürlich über Verlagsvorschauen, Vertreter etc.
Aber (da ich ein Faible für Horror habe) auch durch Fanzines, Zeitschriften – und seit einigen Jahren dem Internet.
Rezensionen stehe ich häufig skeptisch gegenüber, da mir oft zuviel inhaltliches preisgegeben wird. Daher nutze ich sie meist erst nachdem ich das Buch selbst gelesen habe.
Insofern ist der „Wert“ bezüglich einer Anschaffung bei mir nicht gegeben.
Ansonsten finde ich sie interessant, da ich sie mit meiner eigenen Meinung über das gelesene vergleichen kann.

Peter: Ich gehe regelmäßig in die Buchhandlung und schaue mir alte und neue Bücher an und entscheide dann vor Ort, was mir gefällt. Rezensionen lese ich kaum, da nun mal nur ich meinen Geschmack habe. Wenn irgendwem das Buch XY gefällt, nutzt mir das noch nichts.

Susannah: Mein erster Ansprechpartner ist mittlerweile das Internet geworden: die krimi-couch und ihre Partnerseiten sind zum wichtigsten Medium der Buchinformation für mich geworden und lassen meinen Merkzettel ins Unermessliche wachsen. In dem Zusammenhang muss ich ein paar Worte zu Rezensionen sagen: ich habe schon häufig festgestellt, dass mein Geschmack nicht immer Mainstream ist. Viele hoch angepriesene Romane und Krimis lassen mich kalt; verstaubte und vergessene, weil einst geschasste Krimis sind für mich manchmal wahre Meisterwerke. Interessant sind für mich die Meinung anderer Internetnutzer: sobald ich deren Lesegeschmack einschätzen kann und weiß, dass er mit meinem häufig übereinstimmt, ist deren Meinung ein guter Ansatzpunkt. Aber in erster Linie gilt: was ich nicht gelesen habe, kenne ich nicht, und was ich nicht kenne, kann ich nicht beurteilen. Und schließlich: vielleicht könnte man ja was verpassen …

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