Ein Feigling sein

Es gibt Sachverhalte, bei denen wir uns einig sind. Zensur ist etwas Böses, als vorauseilender Gehorsam veranstaltete Selbstzensur eine Feigheit vor dem Feind. Wenn also der Droste Verlag einen Krimi („Wem Ehre gebührt“) seiner Autorin W.W. Domsky (das Pseudonym von Gabriele Brinkmann) noch vor Drucklegung zurückzieht, weil eine „Expertin“ davor warnte, einige Textpassagen könnten den Zorn von Islamisten erregen, dann nennen wir so etwas eine Beschränkung nicht nur der künstlerischen, sondern der in demokratischen Gesellschaften ausgeübten allgemeinen Rede- und Meinungsfreiheit.
Der Sprecher der Krimiautoren-Vereinigung Syndikat, Andreas Izquierdo, fasst es in einer →Stellungnahme zusammen:

„Wenn es sich so verhält, dass einzig und allein eine mögliche islamistische Bedrohung zur Nichtveröffentlichung geführt hat, dann möchten wir daran erinnern, dass das Recht der Freien Rede und die Freiheit der Kunst nicht nur Privileg, sondern auch Verpflichtung sind. In einer lebendigen Gesellschaft müssen sie geachtet und gelebt werden. Zensur, auch vorauseilende Selbstzensur, wendet sich offen gegen unsere freiheitlich, demokratische und liberale Grundordnung. Ehre gebührt dem, der für diese Rechte eintritt (…).“

Können wir das unterschreiben? Gewiss. Nur: Was hilft es dem Verleger, in dessen Hinterkopf sich all die Dumm- und Scheußlichkeiten melden, mit denen uns die Weltpresse seit Jahren versorgt? Karikaturenstreit, eine Mozartoper, die ebenfalls wegen „islamkritischer Stellen“ nicht aufgeführt werden sollte, eine Fußballvereinshymne, in der Mohammed keine Ahnung von Fußball hat undundund. An all das erinnert sich der Verleger Droste, und es gefällt ihm nicht. Er hat Angst. Ob sie berechtigt ist? Mag sein. Feststeht: Er hat sie, und rationale Gründe, ihm diese Angst zu nehmen, fallen mir nicht ein. Droste bittet also seine Autorin, die beanstandeten Stellen (es sind wohl wenige) etwas zu „entschärfen“.

Ein Eingriff in die „Kunstfreiheit“? Klar. Wenn auch gesagt werden muss, dass in vielen Lektoraten ganz andere Eingriffe erfolgen, und wenn es dem Autor nicht passt, hat er in der Regel schlechte Karten. Frau Brinkmann hat es nicht gepasst, die gewünschten Veränderungen vorzunehmen, der Verlag hat den Krimi zurückgezogen, Frau Brinkmann ist empört, und jetzt haben wir den Presserummel, den das Buch wohl selbst mit den „islamkritischen Passagen“ nicht ausgelöst hätte. Ganz klar, wer hier recht hat und wer nicht.

Aber was hätte man selber in einer solchen Situation gemacht? Darauf hingewiesen, es handele sich bei den möglicherweise „gefährlichen Stellen“ nun einmal um Figurenrede, keineswegs die Meinung der Autorin? Da nickt der Extremist, hat er doch wieder etwas über das Wesen der Literatur gelernt. Oder soll Herr Droste, der ganz einfach Angst hat, seiner Angst auf den Kopf treten und für die Meinungs- und Kunstfreiheit kämpfen? Sagt sich so leicht. Vor allem dann, wenn man selber nicht davon betroffen ist. Immer aufrecht in der Diktatur, auch wenn’s vielleicht ans eigene Leben geht – das sagt sich auch wunderbar einfach, wenn man noch nie in einer Diktatur gelebt hat.

Als Autor, der damit konfrontiert wäre, seinen Text „vorzuzensieren“, würde ich wahrscheinlich genau das tun. Man hat ja doch Möglichkeiten, die Dinge, die man sagen möchte, auf verschiedene Arten auszudrücken. Man könnte es wenigstens versuchen und erst dann „Nein“ sagen, wenn’s einem aus welchen Gründen auch immer nicht gelänge. Heldenhaft ist das nicht, zugegeben. Man hat damit „das Recht der Freien Rede und die Freiheit der Kunst“ verletzt, aber manchmal wünscht man sich diese Rechte in ganz alltäglichen Situationen, merkt dann jedoch, dass man sie keineswegs besitzt. Herr Droste zum Beispiel hätte das Manuskript – es geht um „Ehrenmord“ – von vornherein ablehnen können, weil ihm vielleicht eingefallen wäre, wie das damals mit der „Tatort“-Folge war, durch die sich die Aleviten verunglimpft fühlten. Und was hilft mir die Freiheit der Kunst, wenn mir der Verleger väterlich zuflüstert, jetzt sei es an der Zeit, „mal ein bisschen massenkompatibler“ zu schreiben, weil sich das besser verkauft?

Ich habe grundsätzlich ein mulmiges Gefühl, wenn die hehren und wohlformulierten Werte ins Spiel gebracht werden, all das, was sich leicht sagen und fordern lässt, worauf man sich schnell einigen kann, was niemandem wehtut – und keinen wirklich verpflichtet. Erinnern Sie sich noch an die ersten Talkshows nach dem Bekanntwerden der Finanzkrise? An die betrippsten Politiker, die plötzlich „Wir brauchen wieder moralische Werte“ in die Kamera schwätzten? Haben Sie damals geglaubt, wir bekämen tatsächlich so etwas wie „moralische Werte“? Ich nicht.

Aber gut. Man muss die Dinge abwägen. Was bin ich bereit zu opfern und was nicht? Welche Rücksichten nehme ich und welche sind mir herzlich wurst? Die Freiheit der Kunst hat auch etwas mit den Möglichkeiten des Künstlers zu tun, sich auszudrücken, mit seinem Sprach- und Bilderarsenal. Natürlich gibt es Schöneres, als seine schriftstellerische Schaffenskraft darauf zu verwenden, irgendwelchen Leuten keine Hassnahrung vorzusetzen. An Frau Brinkmanns Stelle wäre ich wohl feige gewesen und hätte das Ganze als sportlich-künstlerische Herausforderung genommen. Auch das ist Freiheit der Kunst: Dass ich am Ende schlauer sein kann als die Idioten.

11 Gedanken zu „Ein Feigling sein“

  1. Nein, lieber dpr, es geht hier nicht um Widerstand in einer Diktatur – deshalb hinkt der Vergleich m.E. ein wenig – und auch nicht um einen Verleger, der sich im Libanon oder sonst wo irgendwelcher Extremisten erwehren muss. Da wäre Angst vermutlich berechtigt. Und ob ich in einer solchen Situation den Helden spielen würde? Wer weiß. Vermutlich eher nicht. Insofern sind Ihre Fragen und Zweifel sicher berechtigt.
    Aber hier in der Bundesrepublik? In diesem Land wurden noch keine Botschaften gestürmt, keine Konsulate in Brand gesteckt oder aus religiösen Motiven Menschen als Geisel genommen. Auch die Verlagshäuser, die die Mohammed-Karrikaturen in Deutschland nachgedruckt haben, wurden nicht abgefackelt, ihre Mitarbeiter nicht verletzt. Glücklicherweise. Die deutschen Sicherheitsorgane funktionieren, manchmal sogar zu gut. Und im Gegensatz zu Ihnen würden mir noch einige weitere einfallen. Insofern gäbe es schon sehr rationale Gründe für Herrn Droste, keine Angst zu haben.
    Ihr Hinweis, dass in Lektoraten ganz andere Eingriffe vorgenommen werden, stimmt sehr wohl, aber eben in einen anderen Zusammenhang. Da geht es nach meiner Erfahrung in aller Regel um „gute“ oder „schlechte“ Formulierungen, um Grammatik, Figurenzeichnungen u.ä., von mir aus auch um strafrechtliche Relevanz oder gar Massenverkäuflichkeit. Aber nun mal nicht darum, dass jemand aufgrund einer vagen, eben nicht realen Bedrohung bestimmte Buchpassagen geändert haben will, weil er Angst hat. Genau das ist ja das Merkmal von Selbstzensur: die Schere im Kopf.
    Hätte ich diese umstrittenen Sätze so wie Frau Brinkmann geschrieben? Nein. Wäre es für die Autorin möglich gewesen, alles als „sportlich-künstlerische Herausforderung“ zu begreifen? Sicher. Aber sie hat es nicht getan. Und dieses Recht gilt es zu verteidigen. Sonst isst irgendwann Angst unser aller Seelen auf. Nicht nur die von Verleger Droste.

    Kollegiale Grüße

    Jan Zweyer

  2. Lieber dpr,

    Du würdest also schlauer sein und so frei, auf die Wahrnehmung Deiner Freiheit zu verzichten, denn: „Man hat ja doch Möglichkeiten, die Dinge, die man sagen möchte, auf verschiedene Arten auszudrücken.“ Mit Sätzen wie diesen konnte und kann man sich auch die Zensureingriffe in Staaten wie Nazideutschland, DDR und China schönreden. Doch wie sieht die Literatur aus, die dann noch möglich ist?

    Auf „Satanische Verse“ hätte ein Verleger a la Felix Droste mutmaßlich verzichtet, auf Roberto Savianos „Gomorrha“ ebenfalls. Wer sich aufregt und mit Gewalt droht, kann verhindern, dass deutliche Worte gedruckt werden, und seien sie auch nur fiktive Dialoge von fiktiven Figuren in einem Roman.

    Schlimmer noch: Im Fall Droste ist das Bedrohungspotenzial nur imaginiert. Die Schere im Kopf. Eine muslimische Rechtsanwältin und ein LKA-Beamter waren das Gremium, das die Angst des Verlegers bestätigen durften. Wenn das Beispiel Schule macht und weitere Verleger künftig Experten damit beauftragen, sich Islamisten oder andere Fanatiker vorzustellen, die an irgendeiner Stelle eines Manuskripts Anstoß erregen könnten, dann gute Nacht.

    Literatur muss nicht ausgewogen sein. Sie muss Anstoß erregen dürfen. „Wo sind wir denn, dass wir uns überlegen, ob unser Tun und Handeln den muslimischen Fanatikern gefällt?“, lasse ich in „Sprengkraft“ eine meiner Figuren sagen. Mir gefällt nicht alles, was diese Figur sagt. Aber in diesem Punkt hat sie recht.

    Die beanstandete Dialogzeile in Gabriele Brinkmanns „Wem Ehre gebührt“ lautet: „‚Schiebt Euch Euren Koran doch …‘ – ‚Jetzt reicht’s aber, Chef.'“ Deshalb wird weder in Islamabad eine deutsche Fahne verbrannt, noch in Düsseldorf die Fensterscheibe eines Verlegerhauses eingeworfen. Angst essen Ehre auf … Aber auch in scheinbar kleinen Fällen (ist ja „nur“ ein Krimi) sollten wir die Freiheit der Literatur und die dafür nötige Courage einfordern!

  3. Mir ist schon klar, dass sich meine Argumentation auf einem schmalen Grat bewegt, lieber Herr Zweyer. Natürlich geht es im Kern um die Frage, ob man in diesem Land Autoren / Verlage durch Androhung von Gewalt zur Selbstzensur bewegen darf oder nicht. Die Antwort lautet „nein“ – und das Recht auf diese Freiheit impliziert auch die Verpflichtung, sie zu verteidigen.
    Das ist die eine, die theoretische Seite. Die praktische: Ein Verleger hat Angst. Ich kann ihm diese Angst nicht nehmen, trotz Ihrer Hinweise, bei uns sei ja noch nichts passiert. Als Autor habe ich nun zwei Möglichkeiten: Ich beharre auf meiner künstlerischen Freiheit oder gebe nach und nehme Veränderungen vor. Tue ich ersteres, wird der gesamte Text nicht veröffentlicht. Tue ich letzteres, habe ich die Chance, den Text mit ein paar „Entschärfungen“ doch unters Publikum zu bringen. Anerkennen sollte ich aber, dass die Angst des Verlegers durchaus real ist. Ihn der Feigheit zu zeihen, ist ziemlich wohlfeil. In einer solchen Situation wäre es meines Erachtens besser und auch effektiver gewesen, die „gefährlichen Stellen“ zu entschärfen, ohne ihnen ihre Eindeutigkeit zu nehmen. Das hätte doch gehen müssen. Keine Frage, dass eine solche Lösung immer den bekannten bitteren Nachgeschmack hat. Nur, was ist die Alternative? Schaden für den Verlag und auch Schaden für die Autorin. Die vielleicht einen „mutigeren Verlag“ findet, mag sein. Publizität ist ja jetzt auch genug da.

    bye
    dpr

  4. Nein, mein lieber Herr Eckert, den Droste-Text kann man mit Rushdie oder Saviano nicht vergleichen. Dort geht es um die GESAMTEN Texte und ihre Aussage, bei Droste lediglich wohl um den von Ihnen genannten Satz. Würde es wirklich so viel ausmachen, einfach „Schiebt euch doch…“ zu schreiben? Ganz etwas anderes wäre es, würde man den Droste-Text deswegen nicht veröffentlichen wollen, weil er den „Ehrenmord“ thematisiert. Oder Grafit hätte „Sprengkraft“ abgelehnt, weil dort „junge islamische Migranten als Terroristen denunziert“ würden (wie schlichteste Gemüter es gewiss sehen könnten). In beiden Fällen wäre ich sofort und öffentlich an Ihrer Seite. Beim vorliegenden Fall geht es aber um zwei völlig andere Dinge: Die – meinetwegen unbegründete, aber vorhandene – Angst des Verlegers und die Möglichkeit einer Autorin, besagte „Stelle“ ohne wirkliche Beträchtigung Ihrer „künstlerischen Freiheit“ zu entschärfen, um den Text veröffentlichen zu können. Daraus gleich einen „Skandal“ zu machen, halte ich für unverhältnismäßig. Außerdem würde ich nicht auf der Publikation eines meiner Texte bestehen, der meinen Verleger in existentielle Nöte bringt. Und ihn hernach als jemanden zu beschimpfen, der „den Schwanz eingezogen“ habe, nun ja…

    bye
    dpr

  5. Nochmals Einspruch, lieber dpr. Auch bei Rushdie waren es zunächst „Stellen“, an denen sich der fanatische Protest entzündet hat. Wie frei wäre ich noch in der Zeichnung meiner Figuren (und dazu gehört, was sie im Dialog äußern), wenn ich beim Schreiben bedenken müsste, dass der Verleger Angst haben könnte – ob begründet oder nicht! -, dass ein Fanatiker sich aufregen könnte – wie unberechtigt auch immer! Es ist nicht die Aufgabe eines Schriftstellers, es allen recht zu machen. Und so relativ gering die vermutete Grenzüberschreitung bei Gabriele Brinkmanns Roman auch ist, es bleibt ihre Freiheit, kompromisslos so zu schreiben, wie es ihrer Geschichte am besten dient. Der Vorwurf, sie habe ihren Verleger unnötig in eine peinliche Situation gebracht, stellt die Dinge auf den Kopf. Gerade weil die Grenzüberschreitung so gering ist, frage ich mich, wie weit die Macht imaginierter Empörungspotenziale gehen soll. Es ist eine Farce, und die Kollegin hat gut daran getan, stur zu bleiben und sich einen anderen Verlag zu suchen.
    Herzlich
    Horst Eckert

  6. Natürlich kann man das so sehen, mein Lieber. Mir ist auch,wie gesagt, der schmale Grat bewusst, auf dem ich hier wandele. Wo fängts an und wo hörts auf? Dennoch bleibe ich dabei: Der Ruf nach der Wahrung von Freiheiten jedweder Art ertönt leicht, auch ein weniger aufgeregtes Procedere hätte die Sache m.E. diskret regeln können. Ich kann es nur aus meiner Warte sehen, aber wenn mein Verleger, meine Lektorin Änderungswünsche haben, dann setze ich mich damit auseinander. Das heißt nicht, dass ich willfährig und kritiklos jedem Wunsch nachkomme, ihn aber ernsthaft bedenke. In obigem Fall hätte ich nachgegeben, selbst wenn mir die vorgebliche Bedrohung nicht einleuchten würde. Ich kann aber nachvollziehen, dass Menschen angesichts dessen, was schon passiert ist, vorsichtig werden. Jetzt voll auf den Verleger zu hauen und die hehren Werte zu bemühen, halte ich dem Tatbestand nicht angemessen. Wo ich selbst allerdings die Grenze ziehen würde, weiß ich nicht. Müsste die konkrete Situation zeigen.

    bye
    dpr

  7. Frau Brinkmann sollte zum Grafit-Verlag wechseln. Dort scheinen die Veantwortlichen weniger Angst zu haben, dass einer ihrer Autoren jemanden auf die Füsse treten könnte.
    Ich erinnere mich an eine Szene in Horst Eckerts „Sprengkraft“, in welcher eine der Hauptfiguren, die designierte Vorsitzende einer rechts-populistischen Partei Carola Ott-Petersen, in einer fiktiven Reinhold Beckmann-Show eine Interpretation der Lebensgeschichte des Propheten Mohammed gibt – im speziellen ging es da um das Alter von Mohammeds 5. Frau und was das nach heutiger Rechtsauffassung darstellt. Ich habe nur gedacht, wenn das mal keinen Ärger gibt. Hat es nicht.

    Wenn Verleger Droste Angst vor den Konsequenzen seiner Entscheidungen hat, sollte er sich fragen, ob er am rechten Platz sitzt.
    Natürlich habe ich gut reden, da ich in diesem Falle nur Rezipient bin und eben nicht direkt betroffen. Ich könnte jetzt von meinem Erlebnis neulich nachts in der S-Bahn erzählen, wie eine schon häufiger erlebte Situation plötzlich Ängste in mir auslöste, aber das führt wohl zu weit.

    Ich kann durchaus nachvollziehen, was im Kopf von Herrn Droste vor sich gegangen ist. Auch kann ich der Argumentationskette dprs folgen. Doch, wie dpr selber schreibt, muss das die konkrete Situation zeigen.
    Hättest du, lieber dpr, in der Rolle des Verlegers Autorin Brinkmann zum Nachbessern nach Hause geschickt? Ich denke nicht.

    LG Bio

  8. Es ist immer schwer, sich über Situationen Gedanken zu machen, in denen man nicht steckt. Ob ich die Autorin zum Nachbessern genötigt hätte? Ich weiß es wirklich nicht, auch, weil ich das Buch nicht kenne. Insgesamt scheint mir der Fall halt etwas zu hoch zu hängen. Ludger hat auf eine Liste des PEN hingewiesen, die verfolgte Autoren und Journalisten auflistet, ich verweise →auch noch mal drauf. Das sind andere Kaliber. Prinzipiell scheint es mir in diesem Fall aber um Angst zu gehen, um vielleicht diffuse Angst, aber nachvollziehbare. Und da hätte man, zumal es künstlerisch wirklich keinen Zacken aus der Krone gebrochen hätte, einen Kompromiss finden können.

    bye
    dpr

  9. Wenn Du recht hättest (also: wenn sich ein derartiges Verhalten durchsetzte), dann müsste man wohl ernsthaft darüber nachdenken Eckerts Freiheitliche zu wählen.

    Beste Grüße

    bernd

  10. Versteh ich nicht, Bernd. Ich plädiere hier doch nicht für eine allgemeine Selbstzensur und das Einknicken vor Extremisten. Sondern betrachte einen speziellen Fall unter dem Blickwinkel des Menschlich-Pragmatischen, ohne gleich die großen Instrumente wie „Freiheit der Kunst“ aus dem Koffer zu holen. Du lässt ja deine Haustür auch nicht unverschlossen, weil du dir von Einbrechern dein Verhalten nicht vorschreiben lassen willst. So hätte man auch hier die Tür des Textes für irgendwelche Eiferer von vornherein zu lassen können, ohne große Dramatik und ohne großen Rummel. Ich wünsche mir allerdings, dass man sich über all die Freiheiten, die wir angeblich so selbstlos verteidigen, mal Gedanken macht. Besitzen wir sie wirklich? Verteidigen wir sie tatsächlich (wenn ja: nur bei uns, oder vielleicht auch dort, wo das Schreiben tatsächlich lebensgefährlich und Zensur allumfassend ist?)? In diesem speziellen Fall Droste – und nur darum geht es hier – wird mir der Begriff „Zensur“ einfach zu gedankenlos verwendet. Wenn das Zensur ist, dann möchte ich nicht wissen, wie oft in deutschen Verlagen und Redaktionen Tag für Tag zensiert wird. Völlig selbstverständlich, völlig widerspruchslos, völlig unbeachtet.

    bye
    dpr

  11. Klar, lieber dpr, Abwägungen treffen wir ständig und Kompromisse machen wir auch öfter.

    Aber wenn wir in unser Gesellschaft vorauseilenden Gehorsam leisten (die Geschichte des Buches „Jewel of Medina“ fiele einem ja auch ein), dann müssen wir auch schauen, wie wir uns als Gesellschaft zur Wehr setzen.

    Also, dem Einzelnen willst Du das (mit legitimen Gründen) nicht abverlangen, dann machen wir es als Kollektiv. Wenn Kulturkampf, dann mit offenem Visier.

    Wenn wir Bücher nicht drucken wegen Beleidigungen in der ersten Ableitung, dann thematisieren wir auch die direkten Beleidigungen westlicher Juden, Christen und Atheisten in den Medien des Nahen Osten uswusf.

    Beste Grüße

    bernd

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