Auf dem Redaktionsschreibtisch #001

Im Folgenden wollen wir einige Alben vorstellen, die noch vom Januar übrig geblieben sind, aber nicht unbesprochen im Archiv verschwinden sollen:

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Den Anfang machen Musée Mécanique aus Oregon. Auf ihrem Debüt „Hold This Ghost“ (Souterrain Transmissions/Rough Trade) schleichen sie äußerst behutsam durch Folk- und Country-Gefilde. Was ihre Songs auszeichnet, ist die zarte Stimme von Micah Rabwin und der Gebrauch von Trompeten, Akkordeon und Mellotron. Calexico sind manchmal gar nicht so weit entfernt.

Allerdings können Musée Mécanique auch anders: „Nothing Glorious“ basiert auf einer Art Loop (oder ist es ein Keyboard?), zu dem sich Schlagzeug, Streicher und Glockenspiel gesellen.

Was man noch über die Band wissen sollte?

  1. Wenn die fünf Herren, deren Kern aus Rabwin und Sean Ogilvie besteht, nicht als Musée Mécanique musizieren, dann als Begleitband der kanadischen Singer-Songwriterin Laura Gibson.
  2. Ihren Namen haben sie von einem gleichnamigem Museum in San Francisco, in dem vor allem uralte hölzerne Glücksspielautomaten ausgestellt werden.
  3. Gitarrist, Sänger und Keyboarder Ogilvie war früher Mitglied bei Tristeza.

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Nach 18 Monaten auf Tournee nahmen Midlake die Arbeiten an ihrem dritten Album „The Courage Of Others“ (Bella Union/Cooperative Music/Universal) auf. Erstmals spürten sie, dass viele Augen auf sie gerichtet waren. Schließlich hatte ihnen das Vorgängerwerk „The Trials Of Van Occupanther“ (2006) zahlreiche positive Kritiken beschert. Geschadet hat ihnen der Erwartungsdruck nicht: „The Courage Of Others“ gefällt.

Die durchweg melancholischen, einlullenden Songs lassen einen mit den Gedanken weit abschweifen und in einen wunderschönen Tagtraum versinken. Manche mögen die Lieder als unspektakulär abtun. Doch gibt man ihnen und vor allem sich Zeit, hört sie sich in aller Ruhe an, offenbaren sie ihre ganze Schönheit.

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Wer es noch nicht wusste: Alan Sparhawk und Steve Garrington, die zwei Männer bei Low, haben ein weiteres Betätigungsfeld: den Retribution Gospel Choir, dessen Album „2“ (Sub Pop/Cargo) weder Strafe, noch Gospel, noch Chor geschweige denn wie Low ist. Sparhawk und Garrington leben zusammen mit Eric Pollard auf „2“ ihr Faible für Indierock fernab des zarten Low-Sounds aus.

Herausgekommen sind ganz unterschiedliche Songs: der hymnenhafte Rocksong „Hide It Away“, das antreibende „Workin‘ Hard“ und das anfangs zähe „Poor Man’s Daughter“, das sich kurz nach der Hälfte in ein lärmendes Etwas aus Feedback und Schlagzeug-Gegpolter verwandelt, um doch mit harmonischem Folk abzuschließen. Richtig besänftigt und zahm geben sich Retribution Gospel Choir auch in dem 28-sekündigen Instrumental „The Last Of The Blue Dream“ und im letzten Song „Bless Us All“. Dazwischen, genauer gesagt in „Something’s Going To Break“, lärmen sie hinter einer Schallschutzwand (so hört es sich wirklich an!).

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Stephin Merritt wollte etwas anders machen und hat mit seiner Band The Magnetic Fields ein Folk-Album aufgenommen. „Realism“ (Nonesuch/Warner) wird von dem ironischen „You Must Be Out Of Your Mind“ eröffnet. Darauf folgt das schräge „Interlude“: Merritt & Co. haben mit gezupften Gitarrensaiten, Piano, Streichern und einer hohe Frauenstimme einen seltsamen Song erschaffen.

„We Are Having A Hootenanny“ ist derweil ein phantastischer Akustik-Singalong-Track. Drei Lieder, drei Gesichter. So geht es auch weiter: Merritt lässt sich nicht festnageln. Allerdings ist seine Folksong-Sammlung etwas zu anstrengend und somit nur Langzeit-The Magnetic Fields-Fans zu empfehlen. Wobei sich auch andere über das teils auf deutsch gesungene „Everything Is One Big Christmas Tree“ köstlich amüsieren werden.

(kfb)

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