Aufforderung zum Widerstand

Öffentlicher Personennahverkehr, du hast es gut. Liegt bei dir etwas im Argen, demonstriert ganz Deutschland, wenigstens halb Stuttgart. Da soll aus einem Kopfbahnhof ein unterirdischer werden, da geht es um alte Bäume und junge Juchtenkäfer, da erscheint Heiner Geißler höchstselbst und schlichtet grummelnd vor sich hin. Und was passiert, wenn man dem Krimi an den Kragen will? Nichts passiert.

Dabei liegt der Skandal seit Jahren offen auf den Büchertischrn der Buchhandlungen, und wer Augen hat, der kann es erkennen: Der gute alte Kopfkrimi, bei dem man sich wenigstens in Ansätzen an die Existenz eines Denkapparates erinnern mochte, verschwindet zu Gunsten des unterirdischen Krimis, bei dem die Sprache nur noch als Rolltreppe taugt, um die niederen Gefilde des absolut denkfreien Genres zu erreichen. Auch hier geht es natürlich um Profit. Vordergründig redet man von „Modernisierung“, eine Vokabel, mit der man alles erschlagen kann, es geht um angebliche „Leserbedürfnisse“, was sogar stimmen mag, denn schließlich sind es die Leserinnen und Leser, deren Büchergeld gebraucht wird, um neue Trassen der garantierten Hirnfreiheit durch den Dschungel der Kriminalliteratur zu schlagen. Ein Dschungel, der bald keiner mehr sein wird, sondern nur noch ein Wirrwarr besagter Trassen, durch die Gebirge der Wirklichkeit gehauene Tunnels, an deren Ende man längst das Licht ausgemacht hat.

Es wird Zeit, dass wir diesen Umstand nicht nur beklagen, sondern aktiv gegen ihn kämpfen. Aus diesem Grund erklären wir den 19. Dezember 2010 (4. Advent) zum Aktionstag zur Bewahrung des Kopfkrimis und möchten alle, die unserer Meinung sind, bitten, nach Einbruch der Dämmerung Kerzen in die Fenster zu stellen. Auch Weihnachtsbeleuchtung erfüllt, so nichts anderes zur Hand, diesen guten Zweck. Ziel ist es zunächst, einen runden Tisch zu etablieren, an dem die Vertreter der konkurrierenden Lager über die Erhaltung des Kopfkrimis diskutieren. Heiner Geißler hat bereits als Vermittler zugesagt.

2 Gedanken zu „Aufforderung zum Widerstand“

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