Die alten Herren

Von den in diesem Jahr auserkorenen Werken für den →Deutschen Krimi Preis habe ich nur zwei gelesen, aber für die (Frank Göhres →„Der Auserwählte“ und Dominique Manottis →„Letzte Schicht“) freut es mich sehr. Dass auch die restlichen Vier es verdient haben, nun, kein Zweifel daran.

Bei den deutschen Preisträgern fällt eines auf: Jeder von ihnen ist in den Ranglisten des DKP kein Unbekannter, arrivierte Autoren also, Kritikerlieblinge zurecht, mit einem treuen Publikum, aber auf den Buchhandelstischen nicht gerade everybody’s darling. Das kann man mit →Tobias Gohlis als beinahe programmatische Abgrenzung zu der „aufgemotzte(n) Psycho-Hysterie“, dem „spießigen Regio-Schmus“, dem „brave(n) Sozialdramolettchen“ sehen, aber auch als die Manifestierung eines Stillstandes, das Fehlen von „Nachwuchs“, der andere Wege geht.

Ob dem wirklich so ist? Und wenn, woran es liegt? Natürlich ist der DKP 2011 eine Momentaufnahme und, es sei ohne bösen Hintergedanken daran erinnert, auch nur „eine Liste“. Man sollte das aber im Auge behalten, zumal – Stichwort Sebastian Fitzek – jüngere AutorInnen ja durchaus auf der anderen Schiene, dort wo es zum Massengeschmack dampft, reüssieren konnten. Vielleicht ist es aber auch so, dass man – Ausnahmen gibt es immer – erst ab einem bestimmten Alter, mit genügender und gut verarbeiteter Lebenserfahrung wirklich ausgereifte Krimis schreiben kann? Ich weiß es nicht, aber ich bleibe dran.

7 Gedanken zu „Die alten Herren“

  1. DKP ist ja ne merkwürdige Abkürzung…
    Aber so ein kleiner Leser nimmt doch erfreut das Votum des Fachmanns zur Kenntnis, er habe weder Jaumann noch Don Winslow gelesen. Ich werde immer ganz still, wenn die Erwachsenen anfangen zu reden, weil ich denke: Muss man doch gelesen haben – und steht doch auch schon in der „to be read“ Abteilung.
    Ach, innovativ… Vielleicht ist ja Andrew Brown irgendwie innovativ, weil er sich traut, gar keinen richtigen Krimi-Plot zu schreiben, aber eine richtig eindrückliche Geschichte. Und Christine Lehmann hat den Preis sicher auch schon mal bekommen. Die ist auch nicht so aufgemotzt und macht nicht aus jeder Rangelei eine Weltverschwörung.

  2. Nö, man muss nicht alles gelesen haben. Hat sowieso keiner. Und zu manchem greift man dann verspätet und beurteilt es aus der Distanz.
    Christine Lehmann? Müsste ich mal gucken, ob sie schon den DKP bekommen hat. Überhaupt wieder mal wenig Frauen unter den PreisträgerInnen, eine, um genau zu sein. Was sagt uns das? Keine Ahnung.

    bye
    dpr

  3. Das mit den alten Herren ist mir auch durch den Kopf gegangen. Und ich habe mich – nicht zum ersten Mal – gefragt, warum es keine Kategorie wie „Debüt“ (oder ähnliches) gibt. Wäre ja unter Umständen eine Chance für jüngere/neuere Autorinnen und Autoren (nein, damit meine ich jetzt nicht Herrn Fitzek). Vielleicht will man das aber auch nicht.

    Sätze wie „Wer die Zufälle kennt, die die Entscheidungen von Jurys beeinflussen, kann schon ins Erstaunen kommen, wie eindeutig in diesem Jahr die Voten für die besten Krimis des Jahres bei der Vergabe des Deutschen Krimipreises 2011 ausgefallen sind.“ deuten da schon etwas an.

    Ludger
    *juriert jetzt rum

  4. Aha, wieder so ein Internetjuror (sagte mal ein Autor mit einem unaussprechlichen Namen…). Aber stimmt schon. Vielleicht sollte sich die Krimiblogger-Gemeinde zusammentun und einen Debütpreis ausloben. Undotiert, versteht sich, wir werden ja auch nicht bezahlt. Andererseits: Wieder ein Preis mehr.

  5. Nee, bitte nicht noch einen Preis. In meinem Alter verliere ich da den Überblick…

    Außerdem habe ich ja die Vermutung, dass je schlechter die Krimis werden, um so mehr Preise gibt es (nur mal so als steile These). Egal. Wichtiger wären Kritiker, die endlich mal wieder kenntnisreich kritisieren würden, statt lobhudelnde Blurbs abzusondern und bunte Listen aufzustellen. Doch die sind wohl eine aussterbende Spezies – wie der Krimi.
    L.

  6. Leider nein, liebe Konnosseure, Christine Lehmann hat tatsächlich noch gar keinen Preis bekommen, weder DKP noch sonst was. Nicht mal in Stuttgart. Kaum glaublich, aber wahr. Lisa Nerz ist anscheinend irgendwie kein Preismaterial, über das Warum lässt sich viel spekulieren. Wir sind natürlich nach Kräften bestrebt, diese schändliche Realität zu verändern. Aber bislang hat’s noch nicht geklappt.
    >Überhaupt wieder mal wenig Frauen … Was sagt uns das? Keine Ahnung.< Ach ja? So, so. Mit herzlichen Grüßen ringsrum, Else

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