ESC 2011 – Die Vorschau (V)

Lettland: Musiqq – „Angel in disguise“

Und noch ein Nachschlag 90er-Euro-Beat, trotz der Indie-Gitarren-Einsprengsel. Och nö. Gähn. Austauschbar, leichtgewichtig und ideenlos. Dürfte nach dem Halbfinale weg sein.

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Dänemark: A friend in London – „New tomorrow“

Ein Powerpop-Ohrwurm. Okay – mit leichten Betonstiefeln an den Füßen, sehr uptempo ist das hier nicht. Aber doch mal eine nette Abwechslung inmitten der ganzen Eurobeat-Pampe. Die Jungs sind frisurentechnisch BRAVO-Postern der 80er entstiegen, da ist viel Martin Gore-Geschmacksverirrung drin. Band und Song dürften sehr teenie-kompatibel sein und hätten einen Startplatz im Finale durchaus verdient.

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Irland: Jedward – „Lipstick“

Danke, Irland, das riecht richtig nach herrlichem Entertainment! Wiedergekäute 80er-Synthie-Mucke wie in den fettesten Lady Gaga-Songs – nichts, wofür man sich schämen muss. Und zwei metrosexuelle Bürschchen, die eine Art außer Kontrolle geratene Götz Alsmann-Tolle auf dem Kopf tragen. Und zwar nur die Tolle, nicht den Rest. Great fun!! Schöner flotter Dancefloorkracher. Das MUSS einfach fürs Finale reichen. Und da sollte ein Platz unter den ersten Zehn drin sein.

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Frankreich: Amaury Vassili – „Sognu“

Schrecklich nervtötendes, zähes Operngeknödel. Der Mann soll im echten Leben Tenor sein. Und was im Hintergrund dazu dudelt, ist eine ganz plumpe Kopie von Vangelis Columbus-Filmmucke. Überdosis Schmalz, nur was für ganz harte Gemüter. Wer Spaß an Videos hat, die in drei Minuten sämtliche ausgelutschten Kitsch-Klischees unterbringen, sollte sich dieses hier nicht entgehen lassen. Auch, um zu sehen, wie Herr Vassili von seiner Frisur an die Wand gespielt wird. Nein, wir müssen reden. Darüber, ob man die Big Five wirklich mit jedem Müll hürdenlos im Finale antreten lässt.

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Italien: Raphael Gualazzi – „Madness of love“

Hat Italien nicht gesehen, wie Roger Cicero vor ein paar Jahren mit seiner Swing-Nummer baden ging? Und diese hier atmet noch dazu den muffigen Revue-Charme von alten Taco-Auftritten. Fehlen noch das goldene Stöckchen und ein Strohhut. Ich wünsche mir händeringend eine fluffige, beherzte Live-Performance. Denn als Konserve klingt das auf unschöne Weise altmodisch. Und man hat daran ungefähr soviel zu kauen wie an einem Happen Wackelpudding.

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Deutschland: Lena – „Taken by a stranger“

Mit Abstand das Coolste, was dieser ESC zu bieten hat. Ein düsteres, tickendes Stückchen Elektropop mit einer wunderbaren Melodie, die sich problemlos morgens unter der Dusche singen lässt. Wie schön! Aus keinem anderen Land kommt auch nur ansatzweise Ähnliches. Der Unterschied zu „Satellite“ ist ungefähr so groß wie der zwischen der Biene Maja und Lady Macbeth. Wir kopieren uns Null, haben eine Hammer-Nummer am Start, und Lena wird sie grandios performen. Was will man mehr? Sie hat einen Riesenhaufen Punkte verdient!

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Spanien: Lucia Pérez – „Que me quiten lo bailao“

Welch hübscher, munterer Sommersong! Dieses Lied kann man schon beim ersten Hören mitsingen. Folklore-Pop at its best. Für einen Sieg plätschert er ein bisserl zu belanglos dahin, aber er wird seine Punkte schon sammeln. Wenn Lucia Pérez diesen „Das ist kein Kindergeburtstag hier, her mit der Trophäe!“-Blick hinkriegt, werden es schön viele Punkte. Hoffe ich.

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Großbritannien: Blue – „I can“

Altbekanntes Boygroup-Gecroone. Und ich sag mal so: es nicht der stärkste Song der Blue-Karriere… Damit sich die anderen Eurobeat-Stücke beim ESC nicht so einsam fühlen, hat GB auch noch eine dicke Nineties-Synthie-Soße über seinen Song drübergekippt. Soviel Sirup sollte doch für einen Platz ganz weit hinten reichen.

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That´s it.

 

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