Franz Xaver Roth: Böser Mann

boesermann.jpg Dieses Werk ist mir auf der Buchmesse zugetragen worden, als hätte die edle Überbringerin gewusst, dass mir eine dröge zweistündige Zugfahrt bevorstand. „Soll irgendwie wolfhaasig sein“, kam die Zusatzinformation. Und angesichts des Covers – verkaufsförderndes bayrisches Weißblau -, der erschütternden Erinnerung an eine Probeseite Rita Falk und des Autorenfotos – so sehen Bayern aus! – machte ich mir keine großen Hoffnungen auf nennenswertes Leseamüsement. Aber zwei Stunden im ungeheizten ICE… Kaffeenachbau zu Champagnerpreisen… „Sänkyou for träwweling wiff se Deutsche Bahn“-Durchsagen… also las ich, knappe 100 Seiten. Und lebe noch.

„Böser Mann“ ist einer jener Krimis, bei denen die Frage „Liest du noch oder schläfst du schon?“ nicht wirklich existentiell ist. Wahrscheinlich tut man gerade beides. Das Gehirn im Standby, die Finger mechanisch blätternd, kein Albtraum, aber auch kein Feuerwerk der Nervenenden. Ein läppischer Fall mit einem überfahrenen Lehrer, einem erstochenen Jungdealer und –zuhälter, ein wenig Bürgerinitiative und Korruption. Aufgeklärt vom Wirt des urigen „Hammer-Ecks“, seiner Mutter und seiner Kellnerin, seinem Zahnarzt und seinem Koch mit Migrationshintergrund. Eine schon etwas ältere Kommissarin, die für bürokratische Strenge sorgt, im Grunde aber herzensgut ist. Eine Handvoll „Typen“, die sich in der Kneipe treffen und Spiele von Bayern München kommentieren. Kein Wunder, spielt doch der Roman unweit der bayrischen Metropole.

Für „Böser Mann“ spricht: Er ist weder sprachlich noch sonst eine Pein. Nicht einmal knallwitzig, schon gar nicht in der Wolf-Haas-Manier, obwohl es der Verlag sicher gerne sähe, wenn ich behaupten würde, es wäre so. Das Buch liest sich einfach so weg, man muss selbst nicht immer dabei sein, man verpasst nichts, höchstens einmal einen Hinweis auf den möglichen Täter, was bei einem Whodunit aber zu verschmerzen ist, denn am Ende kriegt man eh gesagt, wie sich alles zugetragen hat. Und dann ist das Buch eben aus, wieder ist einem ein Stück Lebenszeit durch die Hände geglitscht, aber wehgetan hat es wenigstens nicht. Sonst fällt mir zum Buch gerade nichts ein. Interessanter als der Bahnhof von Kaiserslautern.

Franz Xaver Roth: Böser Mann. 
Knaus 2011. 285 Seiten. 14,99 €

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