„Ich fang jetzt ’ne Serie an zu schauen“, sag ich zu meinem Sohn. „Weiß nicht, ob die was für dich ist, aber sie hat einen lustigen Zeichentrick-Vorspann.“ Kaum ist der rum, vertieft sich mein Sohn für den Rest der Folge in seinen Comic. „Die brauchen Geld“, erklär ich abends dem Chefredakteur, „deshalb machen die eine Würstchenbude auf. Die Oma kriegt zuwenig Rente, die Tochter hat ihren Job geschmissen, und die Enkelin verliert ihren bald, da ist schon Kurzarbeit im Betrieb.“ „Und die Miete wird teurer“, ergänzt der Zwölfjährige, der eigentlich nur den Vorspann geschaut hat.
Von jetzt an sitzen wir zu zweit – ohne Comic – auf dem Sofa und bingen eine der langlebigsten Vorabendserien der ARD: „Drei Damen vom Grill“! Von ’77 bis ’91, mit Brigitte Mira, Brigitte Grothum, Gabriele Schramm und Günter Pfitzmann. Und mit dem alten Westberlin. Ich hab diesen Altes-Westberlin-Phantomschmerz, den alle haben, die mit „Praxis Bülowbogen“ und „Die Wiecherts von nebenan“ aufgewachsen sind. Ich mag’s gern kuschelig. Und ich liebe Brigitte Mira.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Komplettbox „Drei Damen vom Grill“ zu uns kam. Obwohl sie schon länger unverändert bei 55 Euro stand und die hausinterne Regel des Chefredakteurs besagt, dass DVD-Boxen erst nach kräftigen Preissenkungen einziehen dürfen. „Ach sooooooo“, erklärt er, als ich ihm stolz die mitgelieferte Currywurst-Schale aus Plastik präsentiere. „Das macht natürlich hohe Lagerkosten, da kann der Preis ja nicht runtergehen.“ Gut, dass die hausinterne Preissenkungs-Regel für mich nicht gilt. Sonst wäre die niedliche Box in Würstchenbuden-Optik (mit Currywurst-Schale aus Plastik!) jetzt noch nicht bei uns.
Meinem Sohn und mir stehen traumhafte Monate zwischen Nollendorfplatz und Europa-Center mit Schlaghosen und Blümchenkleidern, mit Buletten, Bockwürsten und Schaschlik bevor. Mit 20 DVDs. Und mit Brigitte Mira.