Was ist das denn für ein Ausreißer? Keine Party, kein Dancing. Eine Tanzparty. Klingt, naja, hm, bestimmt verheißungsvoll. Vielleicht eher Tanz-Tee? Wer tanzt denn auf „Happy Luxemburg“. Die RTL-Hörer? Camillo Felgen? Der Mann im orangefarbenen Anzug mit der braunen Fliege auf dem Cover sieht auch eher nach einem gepflegten 5-Uhr-Walzer aus als nach heißem Abhotten.
Club-Edition steht oben in der Cover-Ecke. In welchem Club bin ich denn hier gelandet? In einem „Wenn mich jemand sucht – ich bin in meinem Club“-Club? In einem Club, in dem Menschen schemenhaft im Gegenlicht tanzen und ihre Haar hin und her schleudern? Ist der Mann auf dem Cover der Butler oder der Türsteher?
Ist jedenfalls ein beschwingter Mix, hier auf der Platte. Bisschen glatt vielleicht, die Take-Enden zum Teil zu stark geblendet – was ja dem Prinzip der Non Stop-Platten im Kern widerspricht. Aber das hier ist auch keine Non Stop-Platte. Oh, klasse: ich hör gerade die erste Fassung von „If you leave me now“, bei der mir nicht schlecht wird. Das ist doch mal ein Fortschritt. Der Trick scheint ganz einfach: man muss einfach Chicago weglassen!
Wow, die Musik der Starparade! Die ist toll. Die ist Party pur. Da liegt das ganze Genie von James Last drin. Denn: super Melodie, super pfiffig, super Musiker. Swingt wie der Teufel. Und hat auch wieder diesen tollen Ausklang, bevor der Schluss-Schlag kommt. Das alles könnte auch daran liegen, dass der komplette Take (mit „San Francisco“, „Silence is golden“ und „Ha! Ha! Said the Clown“) aus dem 69ern kommt.
Diese Platte ist nämlich auch wieder eine Compilation aus verschiedenen alten Aufnahmen zwischen 1967 und 1977. Muss funktionieren, weil James Last-Fans ja zwangsläufig Oldie-Fans sind. Wie ich bereits an anderer Stelle erläuterte, hinkten ja schon die Non Stop Party den Dingen um mindestens ein halbes Jahr hinterher, müssen also auch schon als Oldies durchgehen.
Aber hier sind neben den Sixties-Sachen auch schon veritable Disco-Stücke drauf. „More, more, more“ zum Beispiel. Und manchmal gehen die Takes auch ineinander über.
Und mein geliebtes „Schmidtchen Schleicher“ ist auch drauf. Was hab ich dieses Lied gemocht in den 70ern! Noch mehr als „Mein Gott, Walter“. Aber nicht so sehr wie „Paloma Blanca“.
„Silver Bird“ ist ein bisschen träge. So kommt der nie hoch. Ich hab mal im Radio gehört, wie dieses Lied direkt nach der Schweigeminute für die Opfer des 11. September lief. „Ich hab keinen Freund in New York City…“ Ich hab aber auch schon gehört, wie eine Sendung, in der der Tod von Jürgen Möllemann das Topthema war, mit „Das Leben is wia a Traum“ von der Spider Murphy Gang anfing. Um das Malheur abzufangen, wurde dann schnell noch ein Lied draufgespielt. Das war dann „You´re so vain“ von Carly Simon. Für Jürgen Möllemann auch wesentlich passender, finde ich. Und vielleicht hätte er ja auch früher gern zu dieser Platte getanzt. Der Club jedenfalls, dem sie gewidmet ist, wird sich bestimmt gefreut haben. Sonst wär das auch die letzte Club-Edition gewesen, schätz ich mal.