„Funny Crimes“ heißt eine neue Reihe des Shayol Verlags, die mit zwei Titeln gestartet ist. „Aberystwyth mon amour“ von Malcolm Pryce ist tatsächlich reichlich abgefahren, aber bei Joe R. Lansdales „Wilder Winter“ muss man sich den Spaß schon im Funny Kochstudio selbst zusammenrühren.
Exfrauen sind eine Plage. Hap Collins und Leonard Pine leben als Erntehelfer zwar mehr schlecht als recht, dafür aber ruhig auf dem Lande. Bis Haps Exfrau Trudy auf der Bildfläche erscheint und nicht nur mit ihren Reizen für Verwirrung und zeitweisen Denkausfall bei Hap sorgt. Sie hat Informationen über die Beute eines Bankraubs – 1 Million Dollar -, die in unwegsamem Gebiet in einem Fluss auf glückliche Finder wartet. Und Hap kennt sich in der Gegend aus. Der störrische Leonard wird schließlich zur Mitarbeit herangezogen, tja, und wären nur die drei mit von der Partie, vielleicht würde alles gut ausgehen.
Aber Trudy ist nur das attraktivste Viertel eines reichlich obskuren Quartetts von Spätsechzigern, die den glorreichen Zeiten der Revolution nachtrauern und sie gerne wiederbeleben wollen, indem sie die Beute in Waffen und Sprengstoff investieren. Unbelehrbare Idealisten also? Nicht ganz. Und jetzt kommt die Geschichte in Fahrt.
Wie immer bei Lansdale bewundert man auch in „Wilder Winter“ diesen souveränen Balanceakt zwischen den Tiefen der Aussage und den Untiefen der Action. Ein falscher Schritt und der Roman säße bis zur Halskrause in der Peinlichkeit. Natürlich sind die Alt-Revoluzzer völlig abgewrackte Typen, aber niemals Karikaturen. Die Sprüche kommen einem bekannt vor, die Praxis solch salbungsvoller Theorien auch. Hap und Leonard haben als die desillusionierten Pragmatiker einen schweren Stand, doch das böse Ende ist noch nicht erreicht. Es naht schließlich in Gestalt eines nun aber völlig von der Rolle gewickelten Killerpärchens namens Soldier und Angel. Der Showdown ist grauslig, blutig, gar nicht funny.
Aber wenn ich es mir recht überlege: Doch, dieser kurzweilige, keine 200 Seiten lange Krimi ist schon ein Kabinettstückchen gehobenen Spaßes. Er verkündet bittere Wahrheiten über egoistische Idealisten und die profane Wirklichkeit, haarscharf am Parodistischen vorbei, was die Sache umso eindrucksvoller macht, und selbst in den humorigen Dialogen von Hap und Leonard steckt tiefe Resignation. Lansdales Hauptthema, der allgegenwärtige Rassismus, darf auch nicht fehlen, manchmal eine Prise Melancholie, die alten Zeiten betreffend, doch spätestens wenn am Ende die Hirne spritzen, steht der Roman wieder auf dem Boden des Genres.
„Wilder Winter“ ist der erste von inzwischen sieben Hap Collins / Leonard Pine – Krimis, starker Beginn einer starken Serie, gewohnte Lansdale-Qualität.
Joe R. Lansdale: Wilder Winter.
Shayol 2006. 196 Seiten, 12,90 €