Saufen und kiffen mit Pieke

Ob Krimis immer etwas mit Wirklichkeit zu tun haben und was das eigentlich ist – darüber streiten sich die Halbgelehrten. Dass Pieke Biermanns Kriminalreportagen Wirklichkeit abbilden, ist dagegen offensichtlich. „Umleitung ins Leben“ heißt die nächste, am Sonnabend 30.September 2006 in DER TAGESSPIEGEL zu lesen und auf RBBinfoRADIO 93,1 um 11:45 Uhr zu hören. Wer um diese Zeit grundsätzlich mit Ohropax durch die Gegend läuft, kann sich det Janze auch um 19:45 Uhr und in der folgenden Nacht um 0:45 und 5:45 durch die nun hoffentlich unverpackten Ohren reinziehen.

Grenzüberschreitung, Tabubruch, Hormonchaos gehört zum Jugendalter und verschwindet meist mit ihm auch wieder. Lügen, klauen, saufen, kiffen, rauchen, sich kloppen, hassen, Sex haben – wenn man noch dabei ist, sich selbst zu finden, ist das ein schwer entwirrbares Gestrüpp aus “noch nicht erlaubt³ und “generell verboten“. Es muss nicht in Kriminalität münden, nur – irgendjemand muss beim Entwirren helfen.

Wenn’s die eigenen Eltern nicht (mehr) hinkriegen, sind das zum Beispiel Kriseneinrichtungen wie die Nogat 7 in Berlin-Neukölln. Aber dahin kommen dank Sparzwang heute immer mehr Kids, die schon weit gekommen sind auf dem gerade Weg in die kriminelle Karriere oder sogar kurz vor der Aufnahme in die Intensivtäterkartei stehen.
Kriminelle Karrieren frühzeitig umzuleiten durch schnelle Reaktion, Täter-Opfer-Ausgleich und Wiedergutmachung außerhalb der „Mühlen der Justiz“ – darauf ist seit 1999 in Berlin das Projekt Diversion spezialisiert, eine Task Force aus Polizei, Staatsanwaltschaft und Sozialarbeit. Denn auch Jugendkriminalität ist eigentlich ein vorübergehendes Phänomen.

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